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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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schuldig.«

Vorsichtsmaßnahmen
    C lara wusste nichts von den schlimmen Geschehnissen auf dem Burgberg. Sie war glücklich darüber, endlich wieder in Freiberg zu sein. Sie lebte nun mit Reinhard in dessen Haus im Burglehen, konnte ihrer Arbeit nachgehen und freute sich über das heranwachsende Leben in ihrem Leib.
    Am Anfang ihrer Ehe hatte sie sich davor gefürchtet, schwanger zu werden. Dies schien ihr etwas noch viel Einschneidenderes als die Heirat. Wenn sie erst ein Kind bekäme, wäre sie wohl vollkommen gefangen in diesem neuen Leben, das sie nicht gewollt hatte, und noch verwundbarer als ohnehin schon. Doch in den Wochen der Einsamkeit auf dem Meißner Burgberg begann sie mehr und mehr, sich nach einem Kind zu sehnen.
    Auch wenn Reinhards Haus neu für sie war, fühlte sie sich geborgen darin. Es war, als könnte ihr in Freiberg nichts geschehen, als sei sie hier geschützt vor allem, was sie auf dem Meißner Burgberg an Bedrohungen umgeben hatte.
    Hier trafen sie keine verächtlichen Blicke, hier musste sie nicht ständig in Angst leben, dass Elmar oder sein von Hass zerfressener Ziehsohn ihr irgendwo auflauern könnten.
    Das Gesinde schien froh, dass endlich wieder eine Frau im Haus Einzug gehalten hatte, noch dazu eine, die nicht nur den lieben langen Tag Befehle erteilte und die Dienerschaft scheuchte, sondern eine, die sich auskannte mit den Nöten der kleinen Leute. Also unterstützten sie die neue Hausherrin.
    Auch um Reinhard eine Freude zu machen, sorgte Clara dafür, dass sein Haus wohnlicher und behaglicher wurde, indem sie wohlriechende Kräuter zwischen die Binsen streute, die den Boden bedeckten, zusammen mit der Großmagd Vorräte für den Winter anlegte und Lavendel in die Kleidertruhen legte.
    Sie wusste, dass die Stadtbewohner genau verfolgten, was sie tat, und an den Brotbänken ausgiebig darüber geredet wurde, dass es dieser gefürchtete Ritter Reinhard anscheinend schnell geschafft hatte, Christians eigensinnige Tochter zur Vernunft zu bringen. Ein paar Wochen im Ehebett und die Gesellschaft hoher Herrschaften auf dem Meißner Burgberg hätten das bewirkt, und da zeige sich einmal wieder, dass mit Geduld und Strenge auch aus einer ungewollten Vereinigung etwas Rechtes werden könne. Und als die geschwätzige Bäckersfrau auch noch jedem Käufer an den Brotbänken von dem zu erwartenden Nachwuchs berichtete, war die Erleichterung gewaltig, dass bald etwas Kleines die für Freiberg so wichtige Verbindung besiegeln würde.
    Reinhard, der sich nach außen unverändert hart und streng gab, war voller Vorfreude auf das Kind und zugleich voller Sorge, Clara könnte wie seine erste Frau bei der Niederkunft sterben.
    Niemand von ihnen beiden erwähnte noch einmal die harten Worte, die er nach ihrer leidenschaftlichen Liebesnacht in Meißen gesagt hatte. Und jeder von ihnen bemühte sich, ganz den Eindruck zu erwecken, das Gesagte schwebe nicht mehr unsichtbar zwischen ihnen.
    Nachts hielt sich Reinhard seitdem fern von ihr. Es dauerte einige Zeit, bis Clara begriff, dass er dies nicht aus Zorn oder Eifersucht tat, sondern aus Sorge, er könnte dem Ungeborenen schaden.
    Deshalb nahm sie an einem kalten Spätherbstabend, als sie bereits zu Bett gegangen waren, seine Hand und legte sie auf ihren gewölbten Bauch.
    »Könnt Ihr es spüren? Es bewegt sich schon«, flüsterte sie.
    Reinhard schien zu überhören, dass sie wieder die höfische Anrede benutzte – wie stets seit seinen vorwurfsvollen Worten in Meißen.
    Behutsam bewegte er seine warme Hand auf ihrer Haut, ohne etwas zu sagen. Clara fragte sich schon, ob das sanfte Gluckern, das sie in ihrem Leib verspürte, wenn sich das Kind rührte, vielleicht noch zu schwach war, damit er es fühlen konnte.
    Doch dann schien sich das Ungeborene entschlossen zu haben, seinen Vater zu begrüßen, denn nun ging eine kräftige Bewegung durch ihren Bauch.
    Reinhard zog seine Hand ruckartig weg und stand auf – nicht verärgert oder erschrocken, wie sie im ersten Moment befürchtete, sondern um die Kerze vom Tisch zu nehmen und am noch glimmenden Feuer neu zu entzünden.
    Vorsichtig wölbte er die Hand um das flackernde Licht, als er zurück zum Bett kam, schlug die Decke beiseite und leuchtete mit der Kerze über den Leib seiner Frau, durch den immer noch kleine Wellenbewegungen gingen.
    Marthes Tochter konnte sehen, wie sich Fältchen um seine dunklen Augen bildeten und sein Gesicht vor Freude leuchtete.
    »Es ist wirklich ein Gotteswunder«, meinte

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