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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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berichten, dass sein Dorf sozusagen auf purem Silber steht«, spann Jonas den Faden weiter. »Von dem Tag an war es mit der Ruhe im Ort vorbei.«
    »Ja. Und ich frage mich manchmal, ob das Silber nun ein Segen oder ein Fluch ist, der über uns gekommen ist«, meinte Friedrich nachdenklich.
    Ich fürchte, das wird sich bald zeigen, dachte Jonas. Doch er sprach es nicht aus.
     
    Burgvogt Heinrich und seine Frau Ida hatten sich damit überschlagen, den Empfang für das markgräfliche Paar noch glanzvoller ausfallen zu lassen, als Elmar es befohlen hatte. Tagelang hatte das Gesinde die Ställe ausgemistet, neue Binsen in der Halle ausgestreut, den Burghof gefegt, gebacken, gebraut und ein ganzes Fass mit fetten Aalen gefüllt, denn Fleisch würde erst am Ostersonntag wieder auf den Tisch kommen. Fünf Meilen den Lauf der Bobritzsch hinauf war auch der letzte Biber gefangen, um die Tafel zu bereichern. Biberfleisch brach das Fasten nicht. Und eigens für die hohen Gäste hatten sie zwei große Fässer von dem würzigen Starkbier kommen lassen, das nur die Zisterzienserbrüder in Marienzelle so gut brauen konnten.
    Nun stand die Burgmannschaft zum Einzug des Fürstenpaares bereit, Heinrich hielt den Willkommenspokal in den Händen, und Ida hatte ein paar junge hübsche Mägde ausgesucht, die der Fürstin getrocknete Lavendelblüten auf den Weg streuen sollten.
    Der Anblick der Mädchen – so die vorausdenkende Vögtin – sollte außerdem die Herren Ritter in gute Laune versetzen, die sich so schon ihre Gesellschaft für die Nacht aussuchen konnten. Für besonders hohe und anspruchsvolle Gäste hatte sie außerdem ein halbes Dutzend Schönheiten aus dem Hurenhaus kommen lassen. Niemand sollte sich beklagen können.
    Wie es aussah, schien das mit den Huren ein guter Einfall gewesen zu sein, denn während Albrecht den Gruß der Wachmannschaft und den Willkommenstrunk entgegennahm, ließ er seine Blicke bereits interessiert über die Reihe der Hübschlerinnen schweifen, die Ida gut sichtbar gleich neben die Ritter der Burgbesatzung gestellt hatte.
    So waren der Vogt und seine Frau frohen Mutes, dass nach den Wirrungen der letzten Monate endlich bessere, ruhigere Zeiten anbrechen würden. Erleichtert geleiteten sie das Fürstenpaar in die Halle und gaben dem Küchenmeister das Zeichen, sofort mit dem Auftragen des Festmahls beginnen zu lassen.
     
    In dem allgemeinen Durcheinander auf dem Burghof, als mehr als hundert Pferde untergebracht und versorgt werden mussten, war es für Lukas und Reinhard nicht schwer, eine Gelegenheit zum Sprechen zu finden.
    »Wie geht es Clara? Kann man euch schon zum Nachwuchs beglückwünschen?«, war Lukas’ erste Frage.
    »Immer noch nicht. Dabei sollte es nun jeden Tag so weit sein«, meinte Reinhard besorgt.
    »Ist meine Frau deshalb beunruhigt?«, wollte Lukas wissen. Als der Freund den Kopf schüttelte, atmete er erleichtert auf. »Nur Geduld! Die letzten Tage sind die längsten«, meinte er lächelnd, denn er wusste noch gut, wie ihm zumute war, als Marthe mit seinem jüngsten Sohn niedergekommen war. Von der Geburt seiner ersten beiden Söhne hatte er jedes Mal erst erfahren, nachdem er von Reisen zurückgekehrt war.
    »Was steckt dahinter, dass ich zur Krönungsfeier nach Meißen soll?«, fragte er dann.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich werde mich umhören«, meinte Reinhard, nickte ihm kurz zu und ging.
    Dass Lukas mit seinem Schwiegersohn ein paar Worte wechselte, noch dazu, da ein Kind erwartet wurde, dürfte keinen Verdacht erwecken. Aber es schien ihnen besser, wenn sie nicht im allzu vertrauten Gespräch miteinander gesehen wurden.
     
    Albrecht hatte Sophia einen so demütigenden Befehl erteilt, dass sie vor Fassungslosigkeit ihre Teilnahme am Festmahl absagen ließ: Sie sollte ihn nackt vor dem Bett kniend erwarten, und dann würde er entscheiden, ob er sie heute schwängern wollte oder nicht.
    Sie ließ sich von ihren Kammerfrauen entkleiden, schlüpfte unter die Decke und schickte alle hinaus. Ihrer ergebensten Dienerin befahl sie, auf dem Gang zu warten und ihr sofort Bescheid zu geben, wenn ihr Gemahl sich nähere.
    Das kann er nicht tun, das kann er nicht allen Ernstes von mir erwarten, dachte sie, während sie die kalten Füße aneinander rieb. Doch sie wusste: Er
konnte
und er
würde
es tun.
    Wohl zum hundertsten Male wog sie ab, ob ihr Vater ihr helfen würde, wenn sie oder Hedwig ihm ihre Not schilderte. Einen Krieg gegen Böhmen durfte Albrecht nicht wagen. Aber wie

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