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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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jedes Mal kam sie zu dem Ergebnis, dass ihr Vater zuerst von ihr fordern würde, ihre vornehmste Pflicht zu erfüllen und ihrem Gemahl einen Sohn zu gebären. Vermutlich würde er ihr nicht einmal gestatten, sich in ein Kloster zurückzuziehen. Und Albrecht würde ihr keine Klostermitgift geben, sofern es ihm nicht selbst in den Sinn kam, seine Frau auf diese Weise loszuwerden.
    Doch ihm wäre wohl eher daran gelegen, sich neu zu vermählen, und das konnte er nicht ohne Ehescheidung.
    Wie sie es drehte und wendete – es schien für sie keinen Ausweg zu geben. Sie würde vor diesem Ungeheuer erst Ruhe finden, wenn sie ihm einen Erben zur Welt gebracht hatte. Ihr grauste schon bei dem Gedanken daran, was sie dafür erdulden musste.
    Der leise Ruf ihrer Dienerin riss Sophia aus den düsteren Gedanken. Sie zuckte zusammen, schickte das Mädchen fort, und nach einigem Zögern schob sie die wärmende Decke beiseite und kniete sich nackt auf den Wolfspelz vor dem Bett. Noch bevor Albrecht die Tür aufriss, schlotterte sie vor Kälte. Doch als sie ihn kommen sah, erstarrte sie. Ihr Gemahl kam in Begleitung zweier Huren.
    Mit leicht zusammengekniffenen Augen sah er sie an.
    »Da bist du ja!«, sagte er, und seine Stimme schwankte vom Trinken. »Du wirst jetzt zusehen, wie man in einem Mann wirklich das Feuer entfacht. Und solche Hurendienste erwarte ich künftig von dir.«
    Das ist das Abscheulichste, Widerwärtigste und Sündigste, was mir je unter die Augen gekommen ist!, dachte Sophia verstört, während sie zusah, wie die Mädchen ans Werk gingen. Das kann ich vor meinem Beichtvater nicht einmal in Worte fassen!
    War das Gottes Strafe dafür, was sie Lucardis angetan hatte? Dass sie gemordet hatte?
    Wenn sie sonst insgeheim erleichtert war, dass ihr eine andere Frau die Bürde abnahm, diesen Mann im Bett ertragen zu müssen, so empfand sie diese Nacht als Vorstufe zur Hölle. Doch das Schlimmste sollte erst noch kommen.
    »Wartet!«, befahl Albrecht den Huren mit schwerer Zunge, als sein Glied hart und aufrecht stand. »Mein Samen wird für einen rechtmäßigen Erben gebraucht. Dann könnt ihr euch weiter um mich kümmern …«
    Er packte Sophia am Arm, zog sie aufs Bett und stieß ein paar Mal in sie hinein.
    Dann wandte er sich wieder den Huren zu und ließ sich von ihnen jeden seiner Wünsche erfüllen, bis ihm die Augen zufielen.
    Zusammengekrümmt lag Sophia in der äußersten Ecke des Bettes und schluchzte vor Schmerz und Demütigung.
    »Wir werden kein Wort verraten, Herrin«, versicherte ihr mitfühlend eines der Mädchen, bevor es ging.
    So tief bin ich gesunken, dass schon Huren Mitleid mit mir haben!, dachte Sophia voller Bitternis.
    Da begann sie zum ersten Mal zu überlegen, ob sie vielleicht ihren Mann durch Gift töten sollte.
     
    Lukas war froh, als er nach dem Festmahl endlich mit Marthe allein sein und nach Hause gehen konnte. Wie es Clara und seinem jüngsten Sohn ging, hatte er schon von ihr erfahren. Nun ließ er die erleichterten Begrüßungsworte des Gesindes über sich ergehen und schob Marthe die Treppe hinauf.
    »Auf dem Hoftag gab es Neuigkeiten vom Kriegszug des Kaisers«, berichtete er, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte, denn Marthe würde wissen wollen, wie es Thomas und Roland erging. »Sie müssen im Byzantinischen Reich überwintern. Der oströmische Kaiser hat die Schiffe nicht rechtzeitig vor den Herbststürmen bereitgestellt. Wie der König berichtete, hätten wir um Haaresbreite Krieg gegen Konstantinopel geführt. Doch im letzten Augenblick haben die Kaiser Frieden miteinander geschlossen. Das Heer wird wohl bald übersetzen. Also erreichen sie das Heilige Land erst im Sommer.«
    Er hatte die ganze Zeit kein Auge von Marthe gelassen, aber sie schien bei diesen Worten nicht mehr besorgt als jeder, der deren Tragweite begriff und einen Sohn im kaiserlichen Heer hatte. Das gab ihm Zuversicht, dass die beiden jungen Männer noch lebten, die er auf diese Reise geschickt hatte.
    Ein beruhigender Gedanke. Sie hatten schon genug Anlass zur Sorge.
    Marthe stand auf und wollte ihm etwas zu trinken einschenken, doch er zog sie an sich und legte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Ich fühle mich beschmutzt. Besudelt dadurch, dass ich diesem Kerl Gehorsam schwören musste, und das noch dazu vor der ganzen Stadt«, gestand er leise.
    Niemand verstand ihn besser als Marthe. Albrecht war Christians Mörder. Wie konnte Gott zulassen, dass er über die Mark herrschte?
    Müde lehnte

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