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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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jubelnde Menge. Elmar, der selbst voller Genugtuung wirkte, hatte recht behalten. Alle Zweifel und Schuldgefühle waren ausgelöscht, die ihn noch vor vier Wochen geplagt hatten. Nun würde ihn nichts mehr aufhalten können. Diesmal war Freiberg endgültig sein, und so würde ihm in ein paar Tagen auch Meißen zu Füßen liegen.
    »Einem Mann will ich jedoch schon hier vor euch allen eine besondere Ehre zuteilwerden lassen«, kündigte Albrecht an und erntete dafür erwartungsvolle Blicke.
    »Vor der versammelten Einwohnerschaft dieser Stadt erteile ich Lukas von Freiberg das Kommando über die Wachmannschaft der Burg. Mit seinem Schwert soll er die Stadt und die Ausbeute der Gruben schützen – auf meinen Befehl und in meinem Auftrag!«
    Als die Menge auf dem Marktplatz erneut in Freudengeschrei ausbrach – schließlich war Lukas ein bewährter Kämpfer und hatte sich immer schützend vor die Bürger gestellt, manchmal sogar gegen den Vogt –, wechselten Albrecht und Elmar einen kurzen, zufriedenen Blick.
    Lukas hingegen hatte Mühe, seine Überraschung und Wut über diese Demütigung zu verbergen. Ihm blieb nun nichts weiter, als aus dem Sattel zu steigen, niederzuknien und Albrecht vor allen Bewohnern der Stadt Gehorsam zu schwören.
    Er hatte nicht einmal Zeit, nach Marthe zu sehen.
    »Fürst Albrecht, ich schwöre Euch, diese Stadt und ihre Bewohner mit meinem Schwert und meinem Blut zu schützen. Gott sei mein Zeuge«, rief er.
    Etwas ungehalten sah Albrecht auf ihn herab.
    »Wollt Ihr mich nicht auch Eurer Ergebenheit versichern?«, fragte er, als Lukas nichts hinzufügte, und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, weiterzusprechen.
    »Ich diene dem Markgrafen von Meißen«, erklärte Lukas.
    »Und da ich das bin, hätten wir diese Frage also geklärt«, gab sich Albrecht großzügig und erntete dafür ein paar erleichterte Lacher bei den Zuschauern.
    Diesen Lukas hier vor sich knien zu sehen, vor all den Stadtbewohnern, war ihm eine solche Nachlässigkeit wert. In ihren einfältigen Gesichtern las er, dass sein Plan aufgegangen war: Da selbst Lukas sich ihm unterworfen hatte, würde nun niemand mehr auch nur den geringsten Zweifel an seiner Allmacht wagen.
    Er verkündete, den Hauptmann der Wache und den Burgvogt in Meißen als Gäste der Feierlichkeiten sehen zu wollen, dann gab er seiner Leibwache das Zeichen zum Aufbruch. Unter laut schallenden Hornsignalen ritten das Fürstenpaar und sein Gefolge durch die Reihen jubelnder Menschen zur Burg.
     
    Jonas, der Ratsherr und Schmied, klopfte sich den Staub von den Kleidern und half dem alten Friedrich auf, dem Fuhrmann, der
     neben ihm niedergekniet war.
    »Gehen wir zusammen auf die Burg, mein Freund, um Lukas in dieser bitteren Stunde wenigstens durch unsere Gebete und guten Gedanken beizustehen?«, fragte er leise.
    »Ja, das sollten wir wohl«, brummte Friedrich und streckte das schmerzende Kreuz durch. »Wenn ich mich erinnere, wie alles angefangen hat … Wer hätte gedacht, was daraus werden würde.«
    Jonas lächelte versonnen bei der Erinnerung. »Wir waren noch mit dem Siedlerzug unterwegs auf der alten Salzstraße Richtung Böhmen, als wir euch trafen …«
    »Ja, mein Bruder und ich hatten kostbares Salz als Fracht auf dem Karren, aber für Geleitschutz nicht genug Geld. Christian bot uns seinen Schutz an. Da war Lukas noch sein vorlauter Knappe und Marthe ein blutjunges Ding auf der Flucht vor einem grausamen Burgherrn. Aber sie hatte damals schon Hände aus Gold. Wie neu fühlte ich mich jedes Mal, wenn sie meinen steifen Rücken behandelt hatte. Herrje, das würde mir heute auch einmal guttun!«
    »Sie lehnt bestimmt nicht ab, wenn wir sie fragen«, meinte Jonas.
    »Nicht heute, Meister Schmied! Das kann bis morgen warten. Sie hat heute genug Sorgen.«
    Friedrich zog sich den Umhang enger um die Schultern zum Schutz gegen den kalten Märzwind. Nun wurde er auch noch fröstelig auf seine alten Tage, obwohl er doch eigentlich Wind und Wetter gewohnt sein sollte! Lag das daran, dass bald der Tod an seine Tür klopfen würde? Während er neben dem Schmied langsam Richtung Burg lief, versank er immer tiefer in Erinnerungen.
    »Mir ist, als wäre es gestern gewesen, als wir am Bach das erste Silbererz fanden. Niemand von euch erriet, was es mit dem schweren Klumpen auf sich hatte, nur mein Bruder und ich, weil wir so etwas von den Goslarer Gruben kannten.«
    »Also habt ihr es dort untersuchen lassen und kamt wieder, um Christian zu

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