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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Reinhards Haus reiten sollte, um dessen Hure aus dem Wochenbett zu zerren. Aber er wusste, dass die Stadt voller flinker Beobachter war, und Vorrang hatte es, Lukas’ Haus zu durchsuchen und Hinweise nach seinem Fluchtort aus dem Gesinde herauszuprügeln. Clara würde er sich als Nächste vornehmen; die konnte nicht weit kommen in ihrem Zustand. Er freute sich schon jetzt auf den Moment, in dem er sie ganz nach seinen Launen beherrschen würde. Auf Knien sollte sie vor ihm kriechen und um Gnade winseln!
    Doch zuerst die Pflicht – und die lang ersehnte Rache.
    »Umstellt das Haus und die Ställe! Keiner darf entwischen«, befahl er seinen Rittern, die sofort gehorchten.
    Den Reisigen gab er einen Wink, ihm auf den Hof zu folgen. Einer öffnete das Tor, er ritt hindurch und rief nach einem Knecht.
    Ein kräftiger Bursche tauchte auf, verneigte sich tief und fragte überaus höflich: »Kann ich Euch zu Diensten sein, edler Herr? Muss Euer Pferd versorgt werden? Oder Eure Männer? Mein Herr ist unterwegs und wird frühestens morgen zurückerwartet, falls Ihr ihn zu sprechen wünscht.«
    »Dein Herr, Bursche, bin jetzt
ich
. Aber ich würde gern wissen, wo der frühere Herr dieses Hauses ist.«
    Der stämmige Knecht setzte eine erstaunte Miene auf. »Er ist tot, seit fünf Jahren schon. Gott sei seiner Seele gnädig!«
    »Ich rede nicht von Christian, sondern von dem Verräter Lukas!«, brüllte Rutger, der sich selbst ärgerte, dass er sich so schnell aus der Fassung bringen ließ.
    »Wo sind er und die Hure Marthe?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint, edler Herr«, stammelte der Knecht. »Der Herr Lukas und die Herrin Marthe sind in Meißen, um Fürst Albrecht zu huldigen …«
    Was plage ich mich hier mit einem Knecht ab?, dachte Rutger und hieb mit der Gerte nach dem Burschen, der auch noch die Frechheit besaß, sich wegzuducken.
    »Durchsucht Haus und Stall!«, brüllte er seinen Männern zu und stieg aus dem Sattel. »Durchwühlt alles bis auf die kleinste Truhe! Aber zerschlagt nichts, das gehört jetzt alles mir!«
    Dem Knecht befahl er: »Kümmere dich um mein Pferd. Und rufe die Magd, damit sie mir zu essen und zu trinken bringt.«
    Mit großen Schritten stürmte er ins Haus in der unsinnigen Hoffnung, dort den Verhassten oder sein Weib zu finden. Doch die waren sicher schlau genug, nicht hier unterzukriechen. Immerhin erfüllte es ihn mit Genugtuung, zu sehen, wie gründlich seine Männer das Haus durchwühlten. Jede Lage Leinen wurde aus den Truhen gerissen und auf den Boden geworfen, jedes Kästchen mit Nähzeug oder Gewürzen ausgeschüttet, jedes Leinensäckchen mit getrockneten Kräutern zerfetzt. Das Gesinde würde alles wieder aufräumen müssen und dabei begreifen, dass mit dem neuen Herrn nicht zu spaßen war. Niemand legte sich mit ihm an!
    Er setzte sich an den Tisch und packte die Beine mit den Stiefeln auf die hölzerne Platte. »Magd!«, brüllte er – und stutzte, als ein hutzliges Weib erschien und sich ängstlich verneigte. Dabei schwappte ihr beinahe das Bier aus dem Krug, den sie hielt.
    »Ich will die andere!«, rief er. »Die junge! Ich weiß, dass es hier eine hübsche Magd gibt, so ein zartes Ding. Sie soll mich bedienen!«
    »Verzeiht, Herr«, nuschelte die Alte, die keinen einzigen Zahn mehr im Mund hatte. »Die junge Magd wurde auf die Burg gerufen, sie wird dort in der Küche gebraucht.«
    Sie schenkte Rutger Bier in einen hölzernen Becher, dann humpelte sie los und kehrte wenig später mit einem Brett zurück, auf dem Brot und gesalzener Fisch lagen. Karge Fastenkost, aber darüber durfte er sich nicht beschweren vor dem Ostersonntag.
    »Wir haben auch noch Kohlsuppe, wenn es Euch beliebt«, sagte sie und verneigte sich erneut, ihn ängstlich anstarrend.
    »Behalte deinen Kohl und teile lieber Bier an meine Männer aus!«, fauchte er sie an. Unter vielen Verbeugungen verschwand sie.
    Rutger ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, in dem er es sich nun bequem machen würde. Zwei seiner Knechte kamen herein, mit betretenen Mienen.
    »Kein Pfennig Silber im ganzen Haus zu finden, nicht einmal unter dem Herdfeuer«, berichteten sie, und Rutger fragte sich, ob sie das Geld nicht einfach für sich behalten hatten. »Und keine einzige Waffe.«
    Im Grunde genommen hatte er nichts anderes erwartet. »Holt mir noch einmal diesen Knecht, sofort!«
    Umgehend tauchte der Bursche wieder auf.
    »Wo ist das Balg?«
    Erneut spielte Peter den Begriffsstutzigen.
    »Dieser Lukas hat doch

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