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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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davon zu erzählen.«
    Je länger Marthe sprach, umso ruhiger wurde sie. Auf Dittrichs Gesicht war die Neugier unverkennbar. Sie konnte schon sehen, wie er darüber nachdachte, aus diesem Wissen Gewinn zu ziehen.
    »Das ist ein Anfang«, meinte er zufrieden. »Nun muss ich wissen, wie du damals aus den Verliesen gekommen bist!«
    Marthe war klar, dass von einer glaubhaften Antwort abhing, ob der Propst sie vorerst am Leben lassen würde. Und da Ekkehart tot war, musste sie auch auf ihn keine Rücksicht mehr nehmen.
    »Jemand befreite mich. Keiner der Freunde meines Gemahls, sondern eher ein Feind – Ekkehart, der einstige Anführer der Leibwache von Fürst Otto.« Sie zögerte, ehe sie anfügte: »Er glaubte, so Anspruch auf mich erheben zu können, obwohl ich vermählt war …«
    »Und den dein jetziger Mann später getötet hat. Ich verstehe«, antwortete der Geistliche nachdenklich. »Morgen komme ich wieder. Bis dahin überlege, was mir noch nützen kann. Es ist zu deinem eigenen Wohl, mir in dieser Angelegenheit zu dienen. Ich könnte auch dafür sorgen, dass zumindest dein Schwiegersohn ein christliches Begräbnis bekommt.«
    »Hoheit … danke für Eure Gnade!«
    Der Propst war ein mächtiger Mann, er konnte das bewirken. Sie fragte sich, wie er wohl die Wachen dazu gebracht hatte, für eine Weile zu verschwinden, damit er die Gefangene zu sich führen lassen konnte. Wahrscheinlich mit Silber.
    Selbstverständlich würde er sie aus dem Weg räumen lassen, wenn sie ihm nicht mehr nutzen konnte, daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Aber schon der Gedanke, etwas für Reinhards Seelenheil tun zu können, war ein Trost. Sie konnte es sich nicht verzeihen, so lange gebraucht zu haben, bis sie ihm wirklich vertraute.
    Der Dompropst hatte sich schon zur Tür umgedreht, als Marthe allen Mut zusammennahm und fragte: »Verzeiht, Hoheit … Wisst Ihr, wie es meinem Mann geht?«
    Dittrich von Kittlitz wandte sich noch einmal zu ihr um, musterte sie mit leicht zusammengekniffenen Augen.
    »Er ist tot. Er hat die Folter nicht überlebt. Bete für seine Seele.«
    Nach einem mitleidlosen Blick auf sie drehte er sich erneut um und ging hinaus.
    Er hatte keinerlei Bedenken wegen dieser Lüge. Das würde das Weib davon abhalten, über Fluchtwege oder Möglichkeiten nachzusinnen, jemandem Nachricht zukommen zu lassen. Für seine Zwecke war es wichtig, dass jedermann – und vor allem Albrecht – glaubte, sie sei durch Zauberkraft oder Gottes Willen entkommen. Mit ihr hatte er ein Faustpfand gegen den machtbesessenen jungen Fürsten in der Hand, das er nach Belieben einsetzen konnte. Vielleicht hielt er sie vor ihm verborgen, vielleicht lieferte er sie ihm auch gegen gewisse Zugeständnisse aus.
    Und so groß war die Lüge wirklich nicht. Spätestens in ein paar Tagen würde dieser Lukas tot sein.
    Wie erstarrt sah Marthe zur Tür, hörte das Schloss rasseln, und dann sank sie zusammen und musste weinen, bis sie keine Tränen mehr hatte.
    Es war alles vergebens gewesen.

Der neue Hauptmann für Freiberg
    K ein anderer als Rutger war es, der den Trupp anführte, der in Freiberg nach den Verschwundenen oder irgendwelchen Anhaltspunkten suchen sollte.
    Sein Ziehvater hatte ihm zwanzig bewährte Ritter mitgegeben und ebenso viele Reisige, die alle darauf erpicht waren, sich die Belohnung zu verdienen, die der Fürst auf die Flüchtigen ausgesetzt hatte.
    Seinen triumphalen Einzug auf der Freiberger Burg verschob Rutger auf etwas später. Dafür würde der Vogt – ein äußerst willfähriger Mann, der schon Schweißausbrüche bekam bei dem Gedanken, auf irgendeine Art das Missfallen des neuen Herrn zu erregen – inzwischen alle Vorbereitungen treffen.
    Sein Ziehvater hatte ihm auch die Wahl gelassen, ob er als neuer Anführer der Freiberger Wachen in Reinhards oder in Lukas’ Haus seinen Wohnsitz nehmen wollte. Reinhards Haus im Burglehen war zwar größer und prächtiger, doch Rutger hatte sich für das Steinhaus entschieden, das Christian einst hatte bauen lassen. Sein Ziehvater beglückwünschte ihn zu dieser symbolträchtigen Wahl. »Ein weiterer Schritt, um deinen Vater zu rächen«, hatte er stolz gesagt.
    Während Heinrich mit seinen Männern vom Untermarkt aus zur Burg ritt, preschte Rutger mit seiner Reiterschar sofort zu seinem künftigen Wohnsitz. So viele Jahre hatte er von diesem Moment geträumt und sich jede Einzelheit ausgemalt!
    Er war noch ein bisschen hin- und hergerissen, ob er nicht zunächst zu

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