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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ein Schwabe, der sich vor den Wartenden brüstete, mit einem einzigen Schwerthieb einen Gegner bis zum Sattel in zwei Hälften gespalten zu haben.
     
    Die in die Flucht geschlagenen Angreifer hatten im Schutz der einbrechenden Dunkelheit die meisten ihrer Gefallenen mitgenommen. Wenig später kamen Unterhändler und baten, die restlichen Toten holen zu dürfen, was der Herzog von Schwaben gewährte. Bei dieser Gelegenheit erfuhr er auch, dass nicht der Sultan sie angegriffen hatte, der sich längst in einer Zitadelle in Ikonium versteckt hatte, sondern dessen ältester Sohn Rutbeddin.
    »Also müssen wir Ikonium einnehmen«, erklärte Dietrich von Weißenfels seinen Männern, der bei den Verhandlungen dabei gewesen war. »Erst Philomelion, das wir morgen erreichen, und dann die Hauptstadt des Seldschukenreiches.«
    Mittlerweile war es Nacht. Sie saßen unter dem von Sternen übersäten Himmel um ein Feuer und feierten den Sieg, so gut es eben ohne Siegesmahl ging. Wasser hatten sie immer noch keines, aber Fleisch. Die Knechte waren gleich nach der Schlacht losgezogen, um vom Feld Pferdekadaver zu holen. Das Fleisch wurde nun über den Flammen geröstet.
    Thomas hatte inzwischen seine Wunde begutachtet – ein klaffender Schnitt am linken Unterarm, den er mit Ruperts Hilfe straff verbunden hatte. Als Binde musste ein von seinem Burnus abgerissener Streifen genügen. Zuvor hatte er selbst mit zusammengebissenen Zähnen die Wunde mit drei Stichen genäht, nachdem Rupert ihm dafür ein Rosshaar eingefädelt hatte. Nun flickte der Knappe den Gambeson, während Thomas überlegte, ob er wohl morgen den Schmied dazu bringen konnte, ihm den Kettenpanzer auszubessern.
    »Kilidschs Söhne – er hat neun, die alle mehr oder weniger im Streit miteinander liegen – haben sich mit Saladin verbündet und werden versuchen, uns aufzuhalten«, fuhr Dietrich fort. »Es heißt, sie hätten dreihunderttausend Mann unter Waffen.«
    »Dreihunderttausend?!«, rief der alte Wiprecht verblüfft, dem die Mühsal des Weges und des Kampfes erstaunlich wenig ausgemacht hatten. »Sie übertreiben, um uns ein bisschen Angst zu machen.« Nun grinste er. »Zweihundertneunzigtausend wären annehmbar. Und wenn wir sie aus den Sätteln gehoben haben, holen wir uns ihre flinken Pferdchen und sind auch wieder mehr als nur sechshundert Berittene.«
    Die Männer um ihn herum lachten und blickten zu Roland.
    Der hatte sich – wie etliche andere auch – sofort nach dem Kampf eines der Pferde eingefangen, deren Reiter die Schlacht nicht überlebt hatten. Jetzt besaß er selbst eines dieser Seldschukenpferde, einen Schimmel, und versuchte, sich mit ihm vertraut zu machen.
    »Wie heißt noch dieser Kerl von einem Sultan? Klitsch? Und er hat neun Söhne? Ich hoffe, sie greifen alle auf einmal an, dann müssen wir uns ihre Namen nicht einzeln merken«, brummte Humfried.
    »Er heißt Kilidsch Arslan, das bedeutet Löwenschwert«, berichtigte ihn Dietrich geduldig.
    »Wenn er jetzt in der Zitadelle von Ikonium hockt und hofft, dass ihm seine Söhne nicht die Eier abschneiden, dann sollte er besser seinen Namen ändern«, lästerte der Auenweiler. »Wie wäre es mit Rattenschwanz? So etwas kann man sich wenigstens merken!«
    »Nun, es kann nicht jeder Humfried heißen«, räumte Dietrich spöttisch lächelnd ein. »Jasomirgott oder Katzenelnbogen würden die Sarazenen vermutlich auch kaum aussprechen können.«
    Das waren hochangesehene Namen im Kaiserreich, aber angesichts der Vorstellung, sie einem Fremdländer erklären zu wollen, mussten die meisten erneut lachen.
    »Man ehrt einen Gegner, indem man seinen Namen ausspricht«, fuhr Dietrich fort. »Der, den ihr Saladin nennt, heißt in seiner Sprache Salah ad-Din Yusuf ibn Ayyub, und er trägt den Titel al-Malik an-Nasir: der siegreiche Herrscher. Heute haben wir erfahren, dass er Truppen zusammenzieht, um sie uns entgegenzuschicken. Er betrachtet unseren Kaiser als ernstzunehmenden Gegner.«
    Für einen Augenblick herrschte Stille unter den Männern, die nur durch das Knistern des Feuers unterbrochen wurde.
    Jeder versuchte, sich auszumalen, was sich ihnen auf dem Weg bis Jerusalem noch entgegenstellen würde: die angeblich dreihunderttausend Mann der Söhne des Sultans, wenn es denn wirklich so viele waren, und der gefürchtete Saladin selbst, von dem es hieß, dass er mindestens zweihunderttausend entschlossene Kämpfer unter Waffen hatte.
    »Dann sollten wir sehen, dass wir zu Kräften kommen«,

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