Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
wieder verheilt, dank Elisabeths Hilfe, und sie hatten auch nicht viel Zeit, mir alle Knochen zu brechen«, versuchte er, sie zu beruhigen. Über die Einzelheiten seiner Flucht würde er ihr später berichten, jetzt gab es Dringenderes.
    »Und du? Wie ist es dir ergangen? Du bist furchtbar schmal geworden«, sagte er und nahm ihr Gesicht sanft zwischen beide Hände. »Was haben sie dir angetan, Liebste?«
    Er fragte es, obwohl er Angst vor der Antwort hatte. Würde er noch mit ihr schlafen können, wenn sie ihm nun berichtete, dass die halbe Wachmannschaft über sie hergefallen war? Würde
sie
noch mit ihm schlafen können, wenn es so gewesen war? Elisabeths scharfe Worte hatten ihn sehr nachdenklich gestimmt.
    »Sie haben nicht gewagt, mir etwas anzutun«, sagte Marthe leise. »Das Kleid hat mich geschützt – und der Fluch. Sie fürchteten sich vor mir. Und der Dompropst hat mich immer nur ausgefragt, um etwas in die Hand zu bekommen, mit dem er Albrecht beherrschen kann.«
    »Ich hoffe, du hast ihm ein paar gute Ratschläge gegeben«, meinte Lukas erleichtert mit langsam wieder erwachender Spottlust.
    »So gut ich es vermochte«, erwiderte Marthe und lächelte. »Nun lass mich endlich nach deinen Wunden sehen!«
    Sie fühlte sich immer noch schuldig wegen der Qualen, die er ihretwegen erleiden musste, und sie wollte vor sich selbst nicht gelten lassen, dass er anderenfalls hingerichtet worden wäre wie Reinhard.
    Wortlos streifte Lukas die Kettenkapuze ab und beugte sich vor, damit sie ihm das Kettenhemd vom Leib ziehen konnte. Er legte den Gambeson ab und zerrte sich den Bliaut über den Kopf.
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mir von dir aus der Rüstung helfen lasse, damit du meine Schrammen zählst«, sagte er beinahe entrüstet, zog sie an sich und zupfte an den Verschnürungen ihres Kleides. Doch plötzlich war es ihm wichtiger, sie zu küssen. Und an der Art, wie sie seinen Kuss erwiderte, spürte er, wie ihre Lebenslust neu erwachte, wie sie das Durchlittene abstreifte.
    »Warte«, flüsterte sie, löste die Knoten der Seitenschnüre, zog sich Kleid und Unterkleid aus und lief zum Bach. Sosehr sie Lukas begehrte in diesem Moment, sie musste erst im klaren, eiskalten Wasser der Quelle den Schmutz, die Ängste und Leiden der vergangenen Monate abspülen.
    Splitterfasernackt, mit triefend nassen Haaren, zitternd vor Kälte und vor Begehren, stieg sie aus dem Wasser und ging Lukas entgegen.
    »Halte mich. Wärme mich. Nimm mich«, bat sie. »Ich liebe dich von ganzem Herzen.«
    Und Lukas, inzwischen selbst aller Kleider ledig, hob sie auf beide Arme und legte sie auf eine Stelle mit weichem Waldgras. Hastig bedeckte er ihre bloße Haut mit Küssen, und noch während seine Lippen ihre Brüste umspielten, glitt er in sie hinein.
    Nicht nur das Wiedersehen erfüllte ihn mit unendlicher Freude, die Gewissheit, dass sie entgegen aller Hoffnungen noch lebte. Es waren vor allem ihre letzten Worte, die ihm ein solches Glücksgefühl bereiteten, dass er glaubte, keinen schöneren Moment in seinem Leben erlebt zu haben.
    Er wollte ihr Freude bereiten, den Moment innigster Verbundenheit hinauszögern, bis sie ihn zusammen erleben konnten. Doch er konnte sich nicht zurückhalten und spürte sofort, dass sie es auch nicht wollte. Es wurde eine stürmische Vereinigung, die keiner Worte bedurfte. Ungeduldig wölbte sich Marthe Lukas entgegen, empfing ihn mit einem erleichterten Aufstöhnen, folgte leidenschaftlich dem Takt, mit dem er sich in ihr bewegte, zog mit ihren Fingernägeln Spuren über seinen Rücken, ohne dass sie beide es bemerkten, hielt sein Gesicht umklammert und bedeckte es über und über mit Küssen.
    Danach verharrte er in ihr, und jeder berührte den anderen auf die innigste Weise, die ihm in den Sinn kam. Sie sahen sich in die Augen, und alle Fragen, Zweifel und Vorwürfe waren erloschen.
    Gern hätte Lukas sie noch ein zweites Mal geliebt, diesmal langsam und voller Wonne. Doch sie durften nicht noch mehr Zeit verlieren, sondern mussten sich beeilen, um Meißen hinter sich zu lassen.
    Also strich er stattdessen noch einmal zärtlich über ihre Wange und sagte: »Du bist mein Ein und Alles.« Dann setzte er sich auf und half ihr in die Kleider, bevor er sich selbst wieder mit ihrer Hilfe rüstete.
    »Ich hätte nicht mehr weiterleben können ohne dich«, flüsterte sie. Und dann gingen sie, Hand in Hand, zurück zum Rastplatz der Fuhrleute.
     
    »Du bist mir also nicht böse, weil ich mich

Weitere Kostenlose Bücher