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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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eingemischt habe«, fragte sie nach einigen Schritten, und ein Stück der alten Beklommenheit kehrte zurück.
    »Ich wäre tot, hättest du es nicht getan«, stellte er sachlich fest, während er ein paar Zweige festhielt, damit sie besser durch das Geäst kam. »Doch glaubst du nicht, ich wäre lieber gestorben, als dich im Kerker diesen Kerlen ausgeliefert zu sehen? Was hast du dir nur dabei gedacht?« Nun konnte er den Vorwurf nicht aus seiner Stimme heraushalten, die Bitterkeit, die ihn all die letzten Monate so beherrscht hatte. Aber sie mussten darüber reden, es ließ sich nicht länger hinausschieben.
    »Irgendeine rasche Eingebung sagte mir, dass dies der Weg war, dein Leben zu retten«, erwiderte sie – und nach all dem, was er über sie wusste und schon mit ihr erlebt hatte, brachten ihn diese Worte zum Verstummen.
    »Hat Reinhard wenigstens ein christliches Begräbnis bekommen?«, fragte sie betrübt.
    »Ja. Ebenso Hartmut. Es hätte sonst zu viel Ärger unter der Ritterschaft gegeben. Vielleicht war es auch das Eingreifen des Dompropstes; eine Machtfrage zwischen beiden …«
    »Er hat es mir angedeutet, ein vages Versprechen. Aber was werden wir jetzt tun?«
    Sie hatten mittlerweile den Rastplatz erreicht, so dass Lukas seine Entschlüsse gleich den anderen mitteilen konnte. Zu Marthes Erstaunen war nun auch Raimund unter den Wartenden und begrüßte sie voller Freude.
    »Ihr könnt alle eurer Wege ziehen«, verkündete Lukas. »Raimund lässt sich auf dem Burgberg sehen und unterbreitet Sophia seinen Vorschlag, Friedrich und Hans kehren zurück nach Freiberg, und Pater Hilbert kann Hedwig von den glücklichen Neuigkeiten berichten. Vielleicht bleibt Ihr auch bei ihr, Pater?«
    »Wir reiten nicht zu Hedwig?«, erkundigte sich Marthe.
    »Nein. Wir müssen die Mark Meißen verlassen.«
    In ihrem Innersten war das auch Marthe klar gewesen, dennoch fühlte sie sich beklommen bei dem Gedanken. »Aber wohin sollen wir gehen?«
    Lukas lächelte. »Zuerst reiten wir nach Weißenfels und begrüßen unsere Enkeltochter«, sagte er mit unverkennbarem Stolz.
    Über Marthes Gesicht zog ein Strahlen. »Clara hat ein Mädchen geboren? Und geht es ihr gut?«
    »Soweit ich weiß, ja. Obwohl die Umstände dieser Geburt wirklich schlimm waren. Aber das kann sie uns selbst erzählen. Sie ist entschlossen, mit der kleinen Änne in Weißenfels zu bleiben. Graf Dietrich hat Vorsorge getroffen, damit sie dort sicher ist.«
    Einen kurzen Moment lang wog Marthe ab, was das wohl noch für Verwicklungen mit sich bringen könnte, wenn Dietrich aus dem Heiligen Land zurückkam. Sie hatte nicht vergessen, dass es eine zarte, wenn auch unerfüllte Liebe zwischen ihrer Tochter und Ottos jüngerem Sohn gegeben hatte. Doch sie glaubte auch, dass Clara Reinhard allen anfänglichen Zweifeln zum Trotz zu lieben gelernt hatte und nun um ihn trauerte. Als unbekannte, junge Witwe mit einem Neugeborenen – vielleicht sogar unter falschem Namen – war sie in Weißenfels vermutlich sicherer als in Begleitung ihrer Eltern.
    »Danach reiten wir nach Eisenach«, fuhr Lukas voller Entschlusskraft fort. »Ich werde Pfalzgraf Hermann meine Dienste anbieten, der über Thüringen waltet, solange sein Bruder im Heiligen Land ist. Das ist der ausdrückliche Wunsch Hedwigs, die ihn als möglichen Verbündeten Dietrichs sieht. Daniel wird uns begleiten. Und Raimund wird auch meine Söhne nach Eisenach bringen. Dann ist fast die ganze Familie wieder vereint.«
    Bis auf Thomas, dachte Marthe beklommen und sandte ein stilles Gebet zu ihrem ältesten Sohn. Und Reinhard. Gott sei seiner Seele gnädig.
    »Also können wir nichts mehr für Freiberg tun, verlassen wir Freiberg für immer?«, fragte sie zweifelnd.
    »Für immer – nein!«, sagte Lukas entschlossen und zog sie an sich. »Im Moment können wir dort nichts bewirken, wir würden jeden in Gefahr bringen, der auch nur in Verdacht gerät, Verbindung mit uns zu halten. Aber ich bin sicher, die Zeiten wandeln sich. Dann werden wir wieder an ihrer Seite stehen, mit Schild und Schwert. Ludmillus wird uns Nachricht geben, wenn es so weit ist.«
    Er küsste ihre Stirn und lächelte. »Ich weiß, Vorahnungen sind in dieser Familie deine Angelegenheit. Aber irgendetwas führt mich zu der Überzeugung, dass wir zusammen mit Graf Dietrich und Pfalzgraf Hermann noch ein paar große Dinge in Bewegung bringen können.«
    Sie verabschiedeten sich von den Gefährten, die ihr Leben gewagt hatten, um ihnen zu

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