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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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er
dir
einmal an die Kehle geht, wenn er erst alt genug ist.«
    Wütend schlug Albrecht die Tür zu, während Otto sich in sein Kissen zurücklehnte.
    Wenigstens diesen gehässigen kleinen Sieg hatte er errungen.
    Nun würde sich zeigen, wer von ihnen beiden der größere Starrkopf war.
    Er, Otto, hatte einen langen Atem. Irgendwer würde ihm schon zu Hilfe kommen. Dafür musste er einfach nur auf Gott vertrauen.
    Doch schon bald nach Albrechts Weggang begannen Ottos Gedanken immer heftiger um zwei beunruhigende Fragen zu kreisen. Steckte hinter Albrechts Worten über Dietrich eine Anspielung, ein Eingeständnis? Hatte er einen Brudermord geplant oder sogar schon begangen?
    Und was war mit Hedwig? Befand sie sich in Meißen auch in Gewahrsam? Hätte er doch nur eher auf seine Frau gehört! Sein verräterischer Sohn war ihnen ein paar Tage zuvorgekommen.

Im Dunkeln
    T homas und drei weiteren Knappen, die den Markgrafen und seine Ritter nach Döben begleitet hatten, war für die Nacht eine kleine Kammer zugewiesen worden. Nur Rutger erhielt Befehl, in Elmars Unterkunft zu gehen, was Thomas erleichterte. So konnte er wenigstens beruhigt schlafen, ohne auf eine Boshaftigkeit oder gar einen hinterhältigen Angriff gefasst sein zu müssen.
    In den beiden letzten Nächten hatte er nur wenig Ruhe gefunden, nicht zuletzt auch wegen der Aussicht, dass sein Freund vielleicht bald schon seine Schwester zur Frau nehmen würde. Wohl auch deshalb fiel er sofort in tiefen Schlaf.
    Doch es war immer noch stockfinster, als ihn jemand am Arm rüttelte. Erschrocken fuhr er hoch und griff nach seinem Dolch.
    »Pst … Ich bin’s!«
    Thomas erkannte die Stimme; sie gehörte Johannes, einem der jüngsten Knappen an Ottos Hof und Freund seines Bruders Daniel.
    »Wir können nicht raus«, wisperte der Vierzehnjährige. Immer noch nicht richtig wach, ließ sich Thomas wieder auf sein Strohlager sinken. Vermutlich hatte der Kleine schlecht geträumt.
    »Musst du pinkeln und hältst es nicht mehr bis zum Morgen aus?«, fragte er benommen; er fühlte sich wie betäubt.
    »Nein, wir sind eingeschlossen! Da ist ein Riegel vorgeschoben. Und die anderen beiden bekomme ich nicht wach. Das Bier gestern war bestimmt vergiftet …«
    Die Stimme des Jüngeren war dermaßen angsterfüllt und seine Auskunft so verdächtig, dass Thomas schlagartig wach wurde.
    »Sei leise!«, versuchte er Johannes zu beschwichtigen, setzte sich auf und kramte das Feuereisen aus dem Almosenbeutel. Er ließ ein paar Funken sprühen, um Einzelheiten des Raumes zu erkennen, den er vor dem Einschlafen in seiner Müdigkeit kaum wahrgenommen hatte.
    Im schwachen Mondlicht, das durch die schmale Fensterluke fiel, tastete er sich vorsichtig bis zur Tür, um nicht auf die beiden Schlafenden zu treten oder in der Enge über etwas zu stolpern.
    »Vorhin hörte ich Lärm wie von einem richtigen Kampf, das hat mich geweckt«, flüsterte Johannes ängstlich. »Von euch hat sich keiner gerührt. Wahrscheinlich bin ich als Einziger wach geworden, weil ich gestern das Abendessen erbrochen habe.«
    Thomas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sich an die Lästereien erinnerte, die das plötzliche Würgen des jüngsten mitreisenden Knappen hervorgerufen hatte.
    Doch schlagartig wurde er ernst.
    Die Tür ließ sich tatsächlich nicht öffnen. Als Thomas seinen Dolch in die Ritze zwischen Tür und Wand steckte und vorsichtig nach oben bewegte, stieß er bald auf ein Hindernis: ein Riegel, der so schwer war, dass er sich nicht durch die Klinge hochdrücken ließ.
    Das stank gewaltig.
    Besorgt wandte er sich den beiden anderen Knappen zu, die reglos im Stroh lagen. Einer von ihnen röchelte leise, was zwar davon zeugte, dass er lebte, aber nicht gerade beruhigend klang. Beim zweiten spürte Thomas nur mit Mühe noch einen Pulsschlag.
    Das stank sogar ganz gewaltig.
    An Zufall glaubte Thomas keinen Wimpernschlag lang. Jemand wollte sie aus dem Weg haben – und bestimmt die Wachmannschaft dazu.
    Es würde ihn nicht im Geringsten verwundern, wenn hier irgendwann Albrecht auftauchte und erklärte, die Herrschaft über die Mark Meißen übernommen zu haben. Dem Burggrafen traute Thomas ein so handfestes Vorgehen nicht zu; der hatte das auch gar nicht nötig. Der konnte sich bei Bedarf auf Befehle des Kaisers berufen, und der Kaiser war weit weg.
    Fieberhaft überlegte er, wie er vorgehen sollte. Er war unter den Knappen hier der Älteste, also erwarteten sie wohl von ihm, dass er sich

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