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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ihm zuliebe einen gemächlichen Trab eingeschlagen hatte.
    Außerdem ging ihm das Gespräch mit Hedwig nicht mehr aus dem Kopf.
    Er hatte Elmar, dem Anführer seiner Leibwache, Befehl gegeben, den Begleitschutz zu verdoppeln. Die erste Nacht verbrachten sie im Kloster Marienzelle, dessen Vogt er war, und der Infirmarius hatte sein Bestes getan, um Ottos schmerzenden Gliedern Linderung zu verschaffen.
    Von Freiberg aus waren am nächsten Morgen noch einige Männer als Verstärkung zu ihnen gestoßen.
    Doch die Reise verlief ereignislos, sah man davon ab, dass Hartmut, sein Waffenmeister, über zwei der älteren Knappen eine harte Strafe verhängen musste, weil sie irgendwelche unrühmlichen Rangeleien angefangen hatten.
    Es waren – wer sonst? – wieder einmal Christians und Randolfs Sohn.
    Wird es denn nie Ruhe geben unter meinen Gefolgsleuten?, dachte Otto unwirsch. Die erbitterten Streitigkeiten zwischen ihren Vätern, die ein blutiges Ende genommen hatten, waren ihm noch in unguter Erinnerung.
    Als sie am Abend endlich Burg Döben erreichten, war der kaiserliche Burggraf, der ihn eigens hierher eingeladen hatte, um einige Angelegenheiten zu besprechen, unauffindbar. Es habe einen Zwischenfall gegeben, der seine Anwesenheit dringend erforderlich mache, ließ er entschuldigend ausrichten. Gleich am Morgen würde er dem Markgrafen zur Verfügung stehen.
    So befahl Otto nur, ihm gefälligst umgehend ein warmes Bad zu richten, eine kräftige Mahlzeit sowie einen Krug Wein zu bringen.
    Die Mägde knicksten und hasteten los, um den Zuber mit heißem Wasser zu füllen, der Küchenmeister lief in die Küche, um alles Nötige zu veranlassen, und der Kellermeister verkniff sich jede Bemerkung, als Otto ihn aufforderte, den Wein vorzukosten.
    Man konnte ja nie wissen.
    Wenig später ließ sich Otto genüsslich in das warme Wasser sinken und streckte vorsichtig seine schmerzenden Glieder aus. Das Wasser verbreitete einen etwas eigentümlichen Duft, der ihn an die Kräutermixturen erinnerte, mit denen Christians Weib seine Gicht zu behandeln pflegte.
    Lukas’ Weib, verbesserte er sich in Gedanken. Christians Witwe.
    Quer über den Zuber hatten die Mägde ein Brett gelegt, auf dem eine Schüssel mit einem kräftig nach Majoran und Zwiebeln duftendes Fleischgericht stand. Es war eher Brei als Braten, stundenlang weichgekocht, aber so konnte er wenigstens davon essen.
    Wehmütig dachte Otto an die Zeiten zurück, da er noch alle Zähne hatte, ihm dreißig Meilen im Sattel an einem Tag nichts ausmachten und er vor Kraft nur so strotzte – ob es nun darum ging, seine Männer in die Schlacht zu führen, oder die Freuden auszukosten, die eine erfahrene Gespielin im Bett zu bereiten wusste.
    Was ist mir noch vom Leben geblieben?, dachte er bekümmert.
    Die Macht!, rief er sich in Gedanken zur Ordnung. Ich herrsche immer noch über das Land, das ich zum Erblühen brachte. Und ich werde dafür sorgen, dass mein Werk nach meinem Tode fortgeführt und der Reichtum des Hauses Wettin vermehrt wird, sollte der Herr in Seiner Weisheit beschließen, mich zu sich zu rufen.
    Ihn fröstelte. Trotz der Größe des Zubers hatte sich das Wasser in der zugigen Burg rasch abgekühlt. Er griff nach dem Glöckchen auf dem Holzbrett und läutete ungeduldig.
    Sofort kamen zwei kräftige Mägde herein, halfen ihm auf, stützten ihn, als er aus dem Bottich stieg, rieben ihn trocken und kleideten ihn in ein frisches Untergewand.
    Wohlig durchgewärmt, satt und müde, beschloss Otto, gleich zu Bett zu gehen.
    Mit dem Burggrafen würde er morgen reden, sofern sich der Kerl jemals blicken ließ, und alles andere kümmerte ihn im Moment nicht im Geringsten.
    Das Bett im vornehmsten Gästezimmer war breit und bequem und hatte schwere dunkle Vorhänge, um die Kälte abzuhalten.
    Ächzend ließ sich der Markgraf auf das Laken sinken, hörte gerade noch, wie Elmar draußen seine Leibwache Posten beziehen ließ, und war schon im nächsten Augenblick in tiefen Schlaf gesunken.
     
    Als Otto wieder aufwachte, hatte er keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte. Doch der Druck seiner Blase riss ihn unerbittlich
     aus dem Schlaf.
    Vor der Tür erklangen leise Stimmen; er hörte, wie sich eilige Schritte entfernten und wieder näherten.
    Angesichts solcher Geschäftigkeit musste es wohl schon Tag sein. Das Hungergefühl in seinem Magen bekräftigte diese Vermutung.
    Er tastete nach dem Glöckchen, um einen Diener herbeizurufen, doch nichts rührte sich.
    Also

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