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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verhalten beim Anblick der jungen Männer, denen er zur Flucht verholfen hatte.
    »Danke, dass du unsere Söhne gerettet hast«, sagte Raimund, steckte sein Schwert wieder in die Scheide und ging auf Reinhard zu, um ihn zu umarmen.
    Thomas ließ das Tuch sinken, das seine Nase längst nicht mehr kühlte, und starrte den unerwarteten Gast wütend an. Was war das für ein Spiel? Auch wenn er sie aus dem Verlies befreit hatte – was hatte Elmars Kumpan in dieser geheimen Runde zu suchen?
    »Wie lange kannst du bleiben?«, fragte Lukas, als gehöre Reinhard ganz selbstverständlich zu ihrem Kreis.
    »Jetzt habe ich etwas Zeit; sie denken, ich bin im Hurenhaus«, erklärte der dunkelhaarige Ritter ruhig.
    »Was ist mit Daniel? Sind Marthe, Clara, Elisabeth und die Jungen in Gefahr?«
    »Vorerst nicht«, antwortete Reinhard, während Lukas und Raimund auf der Bank zusammenrückten, um ihm Platz zu machen. »Natürlich schäumt Albrecht vor Wut. Er hat ein Kopfgeld auf Roland und Thomas ausgesetzt. Wer sie findet, soll sie sofort töten, damit sich keine Einzelheiten darüber herumsprechen, was auf Döben geschehen ist. Aber er muss sich noch etwas zurückhalten, solange er nicht vom Kaiser belehnt ist. Elmar weiß das und wird kühlen Kopf behalten. Das hoffe ich zumindest. Albrecht will sein weiteres Vorgehen gegen eure Familien davon abhängig machen, ob ihr ihm morgen Gefolgschaft schwört.«
    Lukas blickte zu seinem Stiefsohn, der Reinhard mittlerweile anstarrte wie ein rätselhaftes Wesen aus einem fernen Land.
    »Er braucht gute Leute, die Freiberg verteidigen. Er will, dass ungestört Erz gefördert und Silber erschmolzen wird. Er hat große, ehrgeizige Pläne, der neue Herr der Mark. Und dafür braucht er volle Truhen. Wenn ihr schwört, das Silber zu schützen, wird er euch vielleicht in Ruhe lassen. Allerdings …«
    Reinhard zögerte und sah zu Lukas. »Er will ein Faustpfand. Clara.«
    Für einen Moment herrschte Totenstille in der Kammer.
    »Deine Söhne sind ihm noch zu klein und der älteste ein Bastard, die nimmt er nicht ernst. Er wird von dir Clara als Geisel fordern. Und so, wie wir ihn kennen, wird er nicht ausdrücklich anweisen, sie auf dem Meißner Burgberg in allen Ehren zu halten.«
    Nach einer kurzen Pause räusperte sich Reinhard und erklärte: »Ich sehe nur einen Ausweg.«
    Lukas sah kurz zu Marthe und dann wieder zu Reinhard.
    Dann nickte er, rieb sich mit der Hand über den Bart und sagte: »Ja. Diese Ehe muss sofort geschlossen werden.«
     
    Thomas war wie vom Donner gerührt; Roland wollte aufspringen, doch dann ließ er sich wieder sinken und sah seinem Freund fassungslos ins Gesicht.
    »Welche Ehe?«, platzte Thomas schließlich heraus. Langsam hatte er für einen Tag genug Überraschungen erlebt.
    »Reinhard hat um Claras Hand angehalten.«
    »Aber …«
    Verzweifelt sah Thomas zu seinem Freund, doch der sank in sich zusammen und schüttelte leicht den Kopf. Was er hätte sagen müssen, aber nicht aussprechen konnte, lag auf der Hand: Roland kam als Bräutigam nicht mehr in Frage. Er war ein entflohener Gefangener und schon so gut wie auf dem Weg, um vor dem Kaiser Klage gegen den neuen Herrscher der Mark Meißen zu erheben. Er konnte Clara nicht mitnehmen, weder auf den Ritt nach Pressburg, für den ihnen verschwindend wenig Zeit blieb, wenn sie bis Pfingsten dort sein wollten, und schon gar nicht, sollte er dann aufgefordert werden, das Wallfahrergelübde abzulegen.
    »Seid ihr wahnsinnig? Seit wann traut ihr
dem da
?«, schrie Thomas, sprang auf und wies mit dem Kopf zu Reinhard. »Er hat sich bei euch angedient und uns laufenlassen, nur um meine Schwester zu kriegen! Und wenn er sie hat, wird er sie vermutlich reihum an seine Kumpane weiterreichen!«
    »Setz dich und sei still!«, donnerte sein Stiefvater ungewohnt laut zurück. »
Der da
 … ist ein verdienter Ritter und war viele Jahre ein treuer Freund deines Vaters.«
    »Das hat er bisher gut zu verbergen gewusst!«, erwiderte Thomas hasserfüllt. Der Gedanke, dass seine Schwester nicht seinem besten Freund zur Frau gegeben werden sollte, sondern diesem undurchsichtigen Kerl, verursachte ihm Übelkeit.
    »Das war unser gemeinsamer Plan«, sagte Lukas streng und eindringlich zu Thomas. »Reinhard sollte den Eindruck erwecken, auf Elmars Seite zu stehen – als Vorsichtsmaßnahme für die Lage, die nun eingetreten ist. Wir können Clara weder ins Kloster schicken, das wäre ihr Tod, noch auf Dauer irgendwo verstecken. Wenn

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