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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Beinwellsalbe auf die dunklen Flecken. »Es ist wohl nichts gebrochen«, sagte sie. »Ihr solltet euch jetzt von Pater Hilbert die Beichte abnehmen lassen.«
    Wortlos zog Thomas sich wieder an und ging mit Roland hinaus, um den Kaplan zu suchen.
    Lukas sah zu Raimund. »Schauen wir noch einmal nach den Pferden«, schlug er beiläufig vor. Wie er die Frauen kannte, wollten sie jetzt für eine Zeit allein miteinander sein, um ihren Kummer darüber zu teilen, dass ihre Söhne auf solch eine gefährliche Reise gingen – bis Clara kam und sie wieder Zuversicht ausstrahlen mussten.

Unterwegs
    G leich bei Anbruch des nächsten Tages führten Thomas und Roland ihre Pferde leise zum Torhaus, um sofort die Stadt verlassen zu können, sobald das Tor geöffnet wurde.
    Wenig später würden Raimund und Elisabeth ihnen folgen und nach Hause reiten, gemeinsam mit Lukas’ ältestem Sohn, dem achtjährigen Paul. Seine Mutter war eine Magd gewesen und vor drei Jahren gestorben. Auch wenn der Junge ein Bastard war, wollte Lukas ihn lieber außer Reichweite Albrechts wissen. Raimund würde ihn von nun an bei sich aufziehen, das hatten sie noch in der Nacht vereinbart.
    Seinen legitimen Erstgeborenen würde Lukas vorübergehend im Kloster Marienzelle unterbringen, wenn es zu gefährlich wurde. Und seinen Jüngsten, sein gemeinsames Kind mit Marthe, konnte er notfalls bei Vertrauten in Freiberg verstecken. Niemand würde einem Vierjährigen Beachtung schenken.
    Es regnete ziemlich heftig an diesem Morgen, was den beiden entflohenen Geiseln zugutekam. Kein Bewohner der Stadt hielt sich so früh bei diesem Wetter schon in den Gassen auf, die von Pfützen und Unrat überschwemmt waren. Mit tief ins Gesicht gezogenen Gugeln gelangten sie zum Peterstor, ohne von irgendwem beachtet zu werden, und passierten es unbehelligt.
    Zusätzlich zu den Reittieren führte jeder von ihnen ein Packpferd, beladen mit Rüstung, Waffen, Wegzehrung und anderen nützlichen Dingen. Der Kopf schwirrte ihnen von all den guten Ratschlägen, die hauptsächlich Marthe ihnen gegeben hatte, wie sie Verletzungen, Seuchen und Hitze überleben konnten, sollte ihre Reise nicht schon in Pressburg ein Ende finden.
    Auch Thomas ritt nun einen kostbaren Rappen – jenes Tier, mit dem Raimund zur Hütte des Wilden Mannes gekommen war, ein Nachfahre des schwarzen Hengstes, der einst Christian gehört hatte und dem Thomas sofort dessen Namen gegeben hatte: Radomir.
    »Nimm es als vorgezogenes Geschenk für deine Schwertleite«, hatte Raimund gesagt. »Euer beider Leben kann davon abhängen, dass ihr schnelle und zuverlässige Pferde habt.«
    Trotz dieser großzügigen Geste und der Tatsache, dass sie es als dringend gesuchte Flüchtige ohne Zwischenfälle in die Stadt hinein und auch wieder heraus geschafft hatten, wirkte Thomas ausgesprochen schlecht gelaunt.
    Den ganzen Vormittag lang sprach er kein Wort, während sie durch den Regen ritten, bis Roland eine Rast vorschlug. Sie hatten einen scharfen Galopp eingelegt und Freiberg mittlerweile weit hinter sich gelassen.
    Roland beschloss, die finstere Miene seines Freundes nicht zu beachten, warf ihm einen Kanten Brot zu und begann zu essen, nachdem er sich auf einen Stein gesetzt hatte. Das Brot war durchweicht, von den Kleidern und Haaren der jungen Männer tropfte Regenwasser.
    Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Die Hengste soffen in dem Bach, der neben der Wiese kräftig strudelte. Der Himmel war wolkenverhangen und erweckte nicht den Eindruck, als ob es heute überhaupt noch aufhören würde zu regnen.
    Wortlos betrachtete Roland die versteinerte Miene seines Freundes. Seine eigene Stimmung war kaum besser, und er verspürte nicht die geringste Lust, auf die unausgesprochenen Vorwürfe des anderen einzugehen.
    Doch Thomas suchte Streit.
    »Lässt du es dir schmecken?«, fragte der Jüngere scharfzüngig. »Genießt du dein Leben in Freiheit? Während meine Schwester diesen Mistkerl heiraten muss?«
    »Hör auf!«, wies ihn Roland schroff zurecht.
    »Ich würde ja damit aufhören«, erwiderte Thomas und ging wütend auf den Freund zu. »Ich hätte ja gar nicht erst damit angefangen. Aber wer hat denn gesäuselt: Oh, ich liebe deine Schwester, ich will sie heiraten … Ich würde sogar mit ihr fortlaufen … Warum hast du gestern Abend kein einziges Wort darüber verloren? Hast du Angst gehabt, dass sie nein sagt? Oder dir dein Vater eine Ohrfeige verpasst, weil er dir seine Meinung schon mitgeteilt hat, dass du

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