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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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jemand für Claras Sicherheit sorgen kann, dann er.«
    »Ich habe Albrecht eingeredet, es mache einen besseren Eindruck, wenn er sie vermählt«, erklärte Reinhard mit seiner dunklen Stimme. »Die Tochter eines angesehenen Ritters in eigenen Diensten als Geisel festzuhalten, lässt ihn nicht gut dastehen. Schließlich hat er schon die Gefangennahme seines Vaters auf dem Kerbholz.«
    Dann strich er die dunklen Haare zurück und sagte mit hochgezogenen Schultern zu Marthe: »Verzeiht mir! Aber ich musste ihm gegenüber den Eindruck erwecken, dass ich an Clara keinerlei Interesse habe, ihm jedoch aus Ergebenheit diesen Dienst erweise.«
    Er trank einen Schluck und starrte ins Leere.
     
    Marthe hatte die ganze Zeit geschwiegen; sogar als ihr Mann und ihr Sohn aneinandergeraten waren. Nun richtete sie sich mit einem Ruck auf. Alle sahen zu ihr und warteten, was sie sagen würde. Lukas erkannte die Not in ihren Augen und verspürte das dringende Bedürfnis, sie in die Arme zu ziehen. Er wusste, dass sie sich nur schwer mit der geplanten Hochzeit anfreundete, und nun sollte auch noch ihr Sohn auf eine solch ungewisse Reise gehen. Dies war ein schwerer Tag für sie.
    »Und wenn sie von dir fordern, ihnen meine Tochter auszuliefern?«, fragte sie Reinhard aufgewühlt. »Das können wir nicht wagen!«
    Als sie alle Augen auf sich gerichtet sah, senkte sie die Lider.
    »Damals, als Christian für tot erklärt wurde und Otto mir befahl, Ekkehart zu heiraten …«, sagte sie leise und suchte Lukas’ Blick mit der Bitte um Verständnis, »forderten Randolf, Giselbert und Elmar von Ekkehart, mich ihnen zu überlassen, nachdem … Zum Glück kamen Christian und Lukas gerade noch rechtzeitig zurück, um zu verhindern, dass die Ehe vollzogen wurde und das geschah.«
    Damals, dachte Lukas bitter. Beim zweiten Mal, als Ekkehart Marthe entführt hatte, war er zu spät gekommen. Das konnte er sich bis heute nicht verzeihen.
    »Ich kann von ihnen verlangen, dass sie meine Gemahlin in Ruhe lassen«, beschwichtigte Reinhard. »Sie werden sich daran halten. Erst recht, wenn sie glauben, dass Clara mich verabscheut. Lukas muss morgen nur sein Missfallen zeigen, damit die Sache glaubhaft wird. Wir werden der Welt etwas vorgaukeln.«
    Nun griff Reinhard nach dem Kreuz, das er um den Hals trug, und sah zu Marthe. »Ihr habt mein Wort, bei allem, was mir heilig ist: Ich werde meinen letzten Tropfen Blut geben, wenn es sein muss, um sie zu verteidigen.«
     
    »Wo steckt Clara überhaupt?«, fragte Thomas in die Runde.
    Die Männer hier verhandelten über das Schicksal seiner Schwester, als ginge es Clara nichts an. Er war gespannt, was sie zu alldem meinen würde.
    »Sie ist bei einer Wöchnerin. Ich gehe sie holen«, erklärte Marthe.
    »Ich komme mit«, bot Thomas sofort an. Es war längst Nacht, und wer jetzt noch auf den Straßen unterwegs war, sollte einen Begleiter, ein Licht und einen triftigen Grund haben, wenn er die Nachtruhe störte.
    Sein Stiefvater verdrehte die Augen. »Du und Roland, ihr seid genau diejenigen, die unbedingt in der Stadt herumspazieren sollten!«, wies er ihn zurecht, insgeheim gerührt von Thomas’ Sorge um seine Schwester und seine Mutter. »Ich kümmere mich darum.«
    Er stand auf und ging kurz hinaus, um einen der Wachposten loszuschicken.
    Ich muss Clara unbedingt unter vier Augen sprechen, dachte Thomas. Wenn sie diesen Kerl nicht will, wenn sie bei seinem Namen
     nicht sofort in gewaltigen Jubel ausbricht angesichts der Aussicht, seine Frau zu werden, helfe ich ihr, von hier wegzukommen.
     Dann kann sie Roland heiraten.
     
    Als Lukas zurückkehrte, ging er zur größten Truhe, die in der Kammer stand, und klappte den Deckel hoch. Ohne suchen zu müssen, holte er einen länglichen Gegenstand heraus, der in Leder eingeschlagen war.
    Thomas musste schlucken, denn er erkannte sofort, was es war.
    Lukas wickelte das Leder ab und hielt die Waffe seinem Stiefsohn entgegen. »Das Schwert deines Vaters. Du hast es dir verdient. Und du wirst es wohl brauchen, fürchte ich.«
    Erinnerungen stiegen in Thomas auf, wie sein Vater ihn einst im Schwertkampf unterrichtet hatte, wenn sie Zeit miteinander
     verbringen konnten.
    Marthe kämpfte mit den Tränen. Ihr Sohn konnte nicht wissen, wie ähnlich er seinem Vater sah, als dieser noch ein junger Mann war.
    Ehrfürchtig nahm Thomas die Waffe mit beiden Händen entgegen und zog die Klinge aus der Scheide. Es war ein hervorragendes Schwert. Sein Vater hatte es von den

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