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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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befahl die Frau des Vogtes, gab Clara einen Stoß in den Rücken und folgte ihr schnaufend hinaus.
    Der Morgen war klar und sonnig, die Pfützen waren vom Burghof verschwunden. Clara fühlte sich wie von tausend Blicken durchbohrt, als sie nach draußen trat.
    Der ganze Hof war voller Schaulustiger, die sie anstarrten und sofort das Kleid der Braut und ihren wenig glücklichen Gesichtsausdruck zu erörtern begannen.
    Vor der Kapelle warteten ihr Bräutigam, mehrere Ritter Albrechts und Pater Sebastian.
    Erleichtert sah Clara, dass sich ihr Stiefvater sofort von Marthes Seite löste und ihr entgegenging, um ihr seinen Arm zu reichen. Seine Gegenwart und sein aufmunterndes Lächeln machten ihr das Herz etwas leichter.
    »Nur Mut!«, raunte Lukas ihr zu. »Er ist ein guter Mann.«
    Dennoch glaubte sie, von fremden Blicken aufgespießt zu werden, als sie an der Seite ihres Stiefvaters die wenigen Schritte von der Halle bis zur Tür der Kapelle ging. Ihre Mutter wirkte müde und besorgt, obwohl sie ihr zulächelte.
    Statt Clara ihrem künftigen Gemahl zu übergeben, verharrte Lukas, als sie vor der Gruppe der besonders hohen Gäste angekommen waren.
    Ach ja, Seine Durchlaucht fehlt noch, ging es Clara durch den Kopf.
    Verstohlen musterte sie ihren Bräutigam, der einen dunkelblauen, mit rot-blauen Borten abgesetzten Bliaut trug. Das Schwert hielt er dem feierlichen Anlass angemessen mit sorgfältig um die Scheide gewundenem Gurt in der Armbeuge. Während der Messe würde er es vor der Kirche ablegen. Seine Gewandschließe wies die gleiche Form auf wie ihre und war mit Steinen in den Farben der gewebten Borte besetzt.
    Höher zu schauen, wagte Clara nicht. Fürchtete sie, etwas zu sehen, das sie zögern lassen würde, sich bis ans Lebensende an diesen Mann zu binden?
    Ein Hornstoß kündigte das Kommen des neuen Markgrafen an. Zielstrebig schritt er auf die Wartenden zu. Jeder Mann und jede Frau sank vor ihm nieder.
    Mit kaltem Lächeln hob Albrecht Clara auf, ergriff ihre Hand und legte sie in die Hand von Reinhard. Auf sein Zeichen begann Pater Sebastian mit der Zeremonie.

Geheime Begegnungen
    N ach der Vermählung und der sich anschließenden Frühmesse hatte sich die Hochzeitsgesellschaft, zu der auf Albrechts Geheiß auch die angesehenen Freiberger Bürger zählten, zum Festmahl an langen Tafeln auf dem Burghof niedergelassen.
    An einem Quertisch vor dem Palas saßen der neue Markgraf, seine ranghöchsten Begleiter, Pater Sebastian, das Brautpaar und die Eltern der Braut. Der größte Teil der Burgmannschaft feierte lautstark in der Halle, und wer von den Städtern nicht Platz auf den Bänken gefunden hatte, die im Burghof aufgereiht waren, versuchte, im Vorbeigehen etwas vom Bier oder von den Speisen zu erhaschen.
    Mit wachsender Ungeduld sah Albrecht in immer kürzeren Abständen zum Burgtor. Er war es längst leid, hier unter dem Pöbel zu sitzen, als hätte er nichts Wichtigeres zu tun. Wo blieb nur seine Gemahlin? Wenn sie nicht wieder einmal absichtlich herumtrödelte, um ihn zu ärgern, müsste sie jeden Augenblick eintreffen. Dann könnte er endlich aufhören, hier seine kostbare Zeit zu verschwenden.
    Ich sollte sie züchtigen, wenn sie nicht bald kommt, dachte er mit wachsendem Zorn. Er hatte noch viel vor heute, nicht bloß das Turnier, dessen bedauerlichen Ausgang mit dem Tod des Brautvaters er gar nicht schnell genug herbeisehnen konnte. Wenn alles lief wie geplant, dann würde er heute Abend nicht nur Freiberg erobert haben …
    Rufe aus der Gästeschar nach einem Kuss des Brautpaares rissen ihn aus den Gedanken.
    Mit einer gebieterischen Geste forderte er seinen frisch vermählten Gefolgsmann auf, dem Wunsch der Menge nachzukommen. Ein bisschen mehr Begeisterung sollte der Reinhardsberger schon an den Tag legen. Schließlich hatte er sich mit der Brautgabe zufrieden gezeigt, und hässlich war das Mädchen auch nicht.
    Obwohl sie für Albrechts Geschmack ihrer Mutter zu ähnlich sah. Und der traute er unter der Hand Hexenkräfte zu. Er hatte es selbst erlebt, als sie vor Jahren sein Geheimnis erriet. Es hieß auch, keiner ihrer Männer habe sich je eine Hure kommen lassen, nicht einmal auf dem Feldzug. Also musste sie die auf geheimnisvolle Weise an sich binden. Und wer das konnte, vermochte auch jemandes Manneskraft zum Versiegen zu bringen.
    »Ein Hoch auf das Brautpaar!«, rief der dürre Bürgermeister. »Möge sein Glück für das segensreiche Miteinander von Freiberg und Meißen stehen.«
    »So

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