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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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richtig glücklich sehen sie aber nicht aus«, erklang von hinten die argwöhnische Stimme einer älteren Frau mit einer überaus spitzen Nase.
    »Ein Hoch auf Markgraf Albrecht!«, befahl Elmar und erstickte damit das aufkommende Kichern.
    Die Gäste standen auf und tranken dem neuen Fürsten mit dem Bier zu, das jener den Freiberger Brauern für dieses Fest abgepresst hatte. Im nächsten Augenblick erklang erneut ein Hornsignal, diesmal vom Tor her.
    »Begrüßt die Fürstin von Meißen, Sophia von Böhmen, Gemahlin des Markgrafen Albrecht von Wettin!«, rief der Anführer ihrer Leibwache. Erleichtert lehnte sich Albrecht zurück.
    Ohne sich erst setzen zu können, ließen sich die Freiberger auf die Knie nieder, um die Fürstin zu begrüßen.
    Dabei hatten sie tatsächlich viel zu bestaunen: Sophias herrlichen Schimmel, ihr mit Perlen geschmücktes Kleid in leuchtendem Himmelblau und den pelzverbrämten Umhang, nicht zu vergessen die farbenprächtig gekleideten Damen ihres Gefolges und die furchteinflößenden Bewaffneten, die sie begleiteten.
    Albrecht wusste, was ein großer Auftritt war, und ging seiner Frau mit ausgestreckten Armen entgegen. »Teuerste Gemahlin, willkommen in Freiberg, das uns seine Ergebenheit versichert hat.«
    Die Frau des Vogtes zwängte sich durch das Gewühl, so gut es bei ihrer Leibesfülle ging, und reichte Sophia einen Willkommenspokal, den diese ohne sichtbare Regung in ihrem hübschen Gesicht entgegennahm. Nicht genug, dass ihr Gemahl sie hierher gezwungen hatte, den ganzen langen Weg von Meißen und vorbei an diesen grässlichen Gruben, jetzt bekam sie wahrscheinlich auch noch verdünnten Essig vorgesetzt. Besseres würde es hier wohl kaum geben.
    Doch Albrecht hatte nicht mit sich feilschen lassen, und die Aussicht auf die Seidenstoffe der jüdischen Händler hatte etwas Verlockendes. Sie konnte es kaum erwarten, sie zu sehen.
    »Unsere Fürstin wird – zusammen mit den edelsten Damen vom Meißner Hofe – dem Turnier Glanz verleihen, das heute auf dem Oberen Markt stattfindet«, rief Elmar. »Jeder Mann und jede Frau, Mägde und Knechte eingeschlossen, sind eingeladen, sich den Wettstreit anzusehen und zu erleben, wie die tapfersten Recken des Landes ihr Können im ritterlichen Kampf unter Beweis stellen.«
    »Erfrischt Euch ein wenig, meine Teure, bevor Ihr Euch zu uns gesellt«, schlug Albrecht vor und geleitete seine Frau Richtung Halle.
    Vor aller Augen nickte sie ihm mit huldvollem Lächeln zu und legte ihre Hand auf den dargebotenen Arm. Doch im Gehen zischelte sie in sein Ohr: »Ich werde mich nicht unter dieses Pack mischen, bevor ich die Stoffe von den jüdischen Händlern gesehen habe!«
    Missgelaunt gab Albrecht dem Vogt einen Wink, die Händler vom Judenberg kommen zu lassen, die bereits in der Nähe warteten.
    »Veranlasst das Rüsten der Männer für das Turnier«, befahl er seinem Marschall. Gerald nickte und ging, um seine Ritter zu sammeln und die Pferde satteln zu lassen.
    Als das Markgrafenpaar die Halle betrat, erhoben sich auch dort alle Anwesenden und knieten nieder, bis Fürst und Fürstin den Saal durchquert hatten.
    Während des dabei entstehenden Lärms vom Scharren der Bänke drehte sich Albrecht zu Elmar um und sagte leise: »Richtet unauffällig der Frau des Marschalls aus, dass ich sie umgehend zu sprechen wünsche. In Eurer Kammer. Meine Gemahlin wird sie wohl nicht vermissen, während sie mit Seidenstoffen und Bändern beschäftigt ist.«
    Er hatte seine Pläne kurzfristig geändert und beschlossen, sich sofort und nicht erst heute Abend für die Aufsässigkeit seiner Frau zu rächen. Die Gelegenheit dazu hatte sie ihm selbst mit ihrer Gier verschafft.
    Elmar zog vielversprechend die Augenbrauen hoch und sah zu der hübschen jungen Frau in Sophias Gefolge hinüber.
    Lucardis, die Frau seines Marschalls Gerald, war unbestritten die Schönste am Hof – und mit allen Wassern gewaschen, darauf würde Albrecht wetten, auch wenn sie sich noch so sittsam gab. Bisher hatte sie so getan, als ob sie sein Werben nicht verstünde.
    Nun, bisher war er auch nur der Sohn des Markgrafen gewesen. Jetzt war er Markgraf, und einen Markgrafen würde sie wohl nicht abweisen, so wie er sie einschätzte und wie er den Blick deutete, den sie ihm soeben zugeworfen hatte.
     
    Voller Ungeduld wartete Albrecht in Elmars Kammer.
    Er grinste genüsslich, als es klopfte, bevor er ein strenges Gesicht aufsetzte und die Besucherin hereinrief.
    »Durchlaucht!« Mit einem

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