Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Schwert gürtete?
    Doch Dietrich sah auffordernd zu ihm, und ein leichter Stoß von Roland schickte ihn in die richtige Richtung. Vielleicht würde ihm Wiprecht die Sporen überreichen.
    Nachdem die Gebete gesprochen waren, befahl ihm Dietrich, vor ihm niederzuknien. Beklommen gehorchte Thomas und blinzelte
     in die noch niedrig stehende Sonne.
    »Jetzt und hier soll ein junger Mann in die Gemeinschaft der Ritter aufgenommen werden, der sich bereits als Knappe besondere Verdienste um das Haus Wettin erworben hat«, rief der Sohn des Markgrafen. Er sah die Frage in den Gesichtern seiner Männer, doch er hatte nicht vor, genauer auf diese Verdienste einzugehen. Was gerade in der Mark Meißen geschah, sollte die mit ihm Ziehenden nicht verunsichern. Er konnte nur beten, dass sein Bruder den Befehl des Kaisers befolgte und Gott seinem Vater noch ein langes Leben schenkte.
    Versonnen betrachtete Dietrich den jungen Mann, der vor ihm kniete und mit den dunklen Haaren und den scharf geschnittenen Gesichtszügen wie ein jüngeres Ebenbild Christians wirkte.
    »Seinem Vater, der mich zum Ritter ausbildete und erzog, verdanke ich mein Können im Umgang mit Schwert und Lanze. Die Kampfeskünste Christians von Christiansdorf sind in der Mark Meißen noch heute berühmt. Ebenso sein ritterliches Handeln. Er nahm den Tod in Kauf, um das Leben derer zu bewahren, die er zu schützen geschworen hatte.«
    Dietrich gab Wiprecht, der an seiner Seite stand, ein Zeichen. Der Graubart hielt Christians Schwert auf beiden Handflächen, das Thomas Roland zur Aufbewahrung gegeben hatte, bevor er in die Kirche ging.
    Bischof Martin segnete die Waffe, dann griff Dietrich danach und verkündete: »Thomas von Christiansdorf, nehmt das Schwert aus meinen Händen, das einst Eurem Vater gehörte. Haltet es in Ehren, beschützt damit die Schwachen und Hilfsbedürftigen und den wahren Glauben! Und nun steht auf! Ihr seid jetzt ein Ritter.«
    Thomas glaubte sich in einem Traum, als ihm Dietrich einen Wappenrock mit dem meißnischen Löwen überstreifte, Schwert und Sporen anlegte. Seine Kehle war wie zugeschnürt; er musste blinzeln, um zu verbergen, wie sehr ihn dieser Augenblick bewegte.
    Dietrich von Weißenfels umarmte ihn unter dem Jubel seiner Männer. »Dein Vater wäre stolz auf dich!«, sagte er, packte den jungen Ritter bei den Armen und sah ihm in die Augen.
    »Ich werde ihm keine Schande bereiten«, antwortete Thomas heiser, der sich wunderte, in diesem Augenblick überhaupt einen Ton herausbringen zu können.
     
    Den Umständen entsprechend wurde das schlichte Frühmahl im wettinischen Lager zum symbolischen Festessen anlässlich einer Schwertleite, auch wenn es dabei statt Wein und Braten nur Bier und mit Fleischbrocken schmackhaft gemachten Brei gab. Thomas durfte nun bei den Rittern sitzen, während die Knappen und Reisigen bereits damit beschäftigt waren, die Zelte abzubrechen und alles für den Abmarsch vorzubereiten.
    Er war viel zu aufgewühlt, um die Fragen der Männer links und rechts neben sich zu beantworten. Zu seiner Erleichterung übernahm Roland das, auch wenn sie sich beide einige Spötteleien darüber anhören mussten, ob der Neue wohl mit dem Schwert ebenso zaghaft sei wie mit dem Maul.
    Noch bevor Thomas seine Schüssel zur Hälfte ausgelöffelt hatte, lief das Wortgeplänkel unter den Weißenfelsern darauf hinaus, dass er eine Probe seines Könnens abliefern solle.
    Dietrichs Ritter tauschten sich kurz darüber aus, wer wohl sein Gegner sein müsse, und entschieden sich für einen Mann schätzungsweise Ende dreißig, der beinahe doppelt so viel Körpermasse aufwies wie Thomas, ohne jedoch fett zu wirken.
    »Mit dem Jungsporn bin ich schnell fertig«, versicherte der Kerl großspurig. »Den Hänfling schubse ich um, dazu brauche ich nicht einmal eine Waffe.«
    Roland lachte belustigt, doch das blinde Vertrauen seines Freundes verunsicherte Thomas eher, als ihn zu ermutigen.
    Es war alles andere als wahrscheinlich, dass er diesen Kraftprotz im Handumdrehen besiegen könnte. Lieber wäre ihm eine gründliche Prüfung statt eines kurzen Zweikampfes. Aber es blieb nicht viel Zeit bis zum Aufbruch des Heeres.
    »Nicht so voreilig!«, rief Wiprecht dem Herausforderer zu. »Ich kannte seinen Vater, und der hätte Euch zu Boden geworfen, noch bevor Ihr blinzeln könnt.«
    »Aber viel kann dieses Jüngelchen nicht von ihm gelernt haben«, antwortete der herablassend. »Soweit ich weiß, starb sein Vater, noch bevor der da ein

Weitere Kostenlose Bücher