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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Juninachmittag vor Markgraf Albrecht stand. Er hatte soeben mit seinen Männern eine Lieferung Silber nach Meißen gebracht. Und eigentlich sollte Albrecht zufrieden sein – sowohl mit der Ausbeute aus den Freiberger Gruben als auch darüber, dass der Vogt und seine Mannschaft unterwegs einen bewaffneten Angriff auf die kostbare Ladung erfolgreich und ohne eigene Verluste abgewehrt hatten. Inzwischen war das Silber sicher in der markgräflichen Schatzkammer auf dem Meißner Burgberg verwahrt, und die Geleitmannschaft ließ sich in der Halle beköstigen oder die Wunden verbinden.
    Nun wartete Heinrich auf die Erlaubnis, sich entfernen zu dürfen. Die Gesellschaft des neuen Markgrafen und seiner Vertrauten war ihm unheimlich. Nur mit Mühe unterdrückte er den Drang, sich mit der Hand den Schweiß vom juckenden Nacken zu wischen, wo der Halsbund seines Gambesons scheuerte.
    Aber statt ihn fortzuschicken, fauchte Albrecht: »Und lasst Euch endlich etwas einfallen, um diesen Lukas loszuwerden; am besten gleich auf dem Heimweg!«
    Zwar war er äußerst angetan von der Lieferung aus der Freiberger Münze. Doch das würde er nicht zu erkennen geben. Den Überfall auf den Silbertransport betrachtete er als Beleidigung und Missachtung seiner Ansprüche.
    Außerdem lag ihm eine üppige Mahlzeit aus Wildschwein und Neunaugen wie ein Stein im Magen und hinderte ihn am Denken. Schon den dritten Tag waren seine Gedärme wie zugestopft, und wenn er sich nicht bald entleeren konnte, würde er ernsthaft in Betracht ziehen müssen, bei Reinhards Weib Rat einzuholen. Das war zwar völlig unter seiner Würde, doch der Aderlass hatte nicht die erhoffte Wirkung gezeigt. Selbstverständlich würde er einen Diener vorschicken, ein passendes Mittel zu holen, statt sein Problem ausgerechnet vor Marthes Tochter einzugestehen. Schlimm genug, dass er einst die Hilfe ihrer Mutter gebraucht hatte – damals, als ihn Nacht für Nacht Dämonen im Schlaf heimgesucht hatten …
    Mit einem Wink bedeutete Albrecht seinem feisten Mundschenk, ihm den Becher zu füllen. Der Wein war kräftig gewürzt; vielleicht brachte ja das endlich seine Verdauung in Gang. Neiderfüllt sah er zu seinem Truchsess und seinem Marschall, die ihm hier kurz vor der Nacht im prächtigsten Raum der Meißner Burg Gesellschaft leisteten. Die beiden aßen kaum weniger als er. Wie schafften sie es bloß, dass sie kein Fett ansetzten?
    Der stiernackige Heinrich wand sich unterdessen unbehaglich angesichts der unverhüllten Aufforderung, den Befehlshaber seiner Burgwache aus dem Weg zu räumen. War sie ernst gemeint? Schließlich stand Lukas’ Schwager Gerald dabei und verzog keine Miene. Oder war das bloß Ausdruck von Albrechts schlechter Laune?
    »Das ist nicht so einfach, wie es klingt, Durchlaucht«, gab er vorsichtig zu bedenken. »Er erfüllt seine Pflichten tadellos und scheint neun Leben zu haben wie eine Katze. Wenn wir heute die Angreifer zurückschlagen konnten, ist das vor allem sein Verdienst. Die Männer vertrauen ihm blindlings, auch im Kampf. Und seine Spione und heimlichen Verbündeten sind überall …«
    Albrecht zog die Augenbrauen zusammen und beugte sich vor. »Wollt Ihr mir damit etwa zu verstehen geben«, sagte er drohend, »dass Ihr nicht in der Lage seid, eine Geleitmannschaft zusammenzustellen, die ausschließlich aus Leuten besteht, denen Ihr vollkommen vertrauen könnt?«
    Unruhe an der Tür enthob den schwitzenden Burgvogt der Antwort.
    Jemand trat ein, flüsterte dem am nächsten stehenden Lakai etwas zu und verschwand wieder. Der Diener trat heran, verneigte sich, bat mit einem Blick auf den Truchsess um die Erlaubnis zu sprechen und meldete: »Ein Bote des Königs mit Nachrichten für Seine Durchlaucht, Markgraf Albrecht.«
    Sofort scheuchte Albrecht mit einer Handbewegung den Vogt und die Diener hinaus und befahl, den Boten einzulassen. Nur Elmar,
     Giselbert und Gerald durften bleiben.
    Die Freiberger sollten sofort aufbrechen, rief er Heinrich noch nach. Es war zwar eine grobe Unhöflichkeit, die Männer, die sein Silber auf dem Weg hierher beschützt hatten und sich unterwegs auch noch mit einem Haufen Angreifer hatten schlagen müssen, wieder zurückzuschicken, statt ihnen wenigstens ein Lager für die Nacht zu bieten. Aber er wollte sie fort von hier haben, ganz besonders diesen Lukas. Der sollte keine Möglichkeit finden, insgeheim seine Stieftochter zu treffen. Dementsprechende Anweisungen hatte auch Fürstin Sophia erhalten.
    Als der

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