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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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grünen Dach. Es war herrlich!
    Wir waren etwa eine halbe Stunde durch diesen feenhaften Wald gelaufen, als mir ganz plötzlich etwas einfiel. Es ist schon merkwürdig, wie einem mitunter ein Gedanke kommt, ohne dass man nach ihm gefragt oder ihn gar gesucht hätte. Zuerst verwarf ich ihn auch wieder, denn ich hielt es nicht für wichtig, nicht der Rede wert, aber der Gedanke blieb hartnäckig, und je weiter ich ihn verdrängte, desto stärker zwang er sich mir auf. Schließlich brachte er mich dazu, in meine hintere Hosentasche zu greifen, und ein Stück Papier herauszuziehen. Der Zeitungsartikel war von meinem Schweiß ganz labberig und weich geworden.
    Seltsame Ereignisse um den gestohlenen Matisse – Rätselraten um verschollenes Kunstexpertenpaar aus Deutschland geht weiter
    Meine Augen wanderten durch das Labyrinth von Bleys Übersetzungen und verweilten dann auf der Stelle, relativ mittig im Text, die er ausgelassen hatte. Ich versuchte mir selber einen Reim aus den Zeilen zu machen, doch es hätten dort ebenso gut Hieroglyphen stehen mögen, ich wurde aus den spanischen Wörtern nicht schlau. Das einzige, was ich verstand, war, dass es um das Museum in Caracas ging, und auch etwas, das Señora Sanchez betraf, denn ihr Name wurde erwähnt.
    „Trödel doch nicht so, Mel!“, mahnte Robert etwas vorwurfsvoll. „Du bist heute echt langsam, weißt du das? Gut, dass Mateo dabei ist, sonst würden wir kein Stück vorwärts kommen.“
    Seufzend musste ich ihm recht geben. Ich hatte mir schnell und gerne von Mateo das Ruder aus der Hand nehmen lassen. Hatte ich einst – es schien länger her, als es tatsächlich war – meine beiden Brüder zur Eile antreiben müssen, so war ich es diesmal, auf die alle warten mussten.
    „Was man nicht in den Beinen hat, hat man eben im Kopf“, frotzelte ich und beschleunigte meinen Schritt. Robert blieb stehen und legte den Kopf schief. „Ist das nicht andersrum?“, fragte er. „Bei mir nicht“, grinste ich.
    „Und was hast du gerade im Kopf?“, fragte Mateo belustigt.
    „Das hier“, entgegnete ich und schwenkte den Zeitungsartikel vor seiner Nase.
    „Was ist denn damit?“, fragte Oliver. „Wir wissen doch bereits, was drin steht. Wir haben es alle gelesen.“
    „Du auch, Mateo?“, fragte ich. Wenn seine Antwort Ja lautete, so hätte sich die Angelegenheit erledigt. Mateo hätte uns mit Sicherheit davon berichtet, wenn im spanischen Text etwas gestanden hätte, das zusätzlich zu Bleys Notizen von Belang war. Doch ich konnte mich nicht erinnern Mateo mit einem der Artikel gesehen zu haben. Sicherlich hatte er einmal einen Blick darauf geworfen – doch hatte er die Berichte auch gelesen?
    „Nein.“ lautete die knappe aber ehrliche Antwort. Ich zeigte mit dem Finger auf die Stelle, deren Druckerschwärze nicht mit Bleistift oder Kuli ergänzt war.
    „Was steht in diesem Absatz?“
    Mateo nahm das Blatt. Wenig später gab er uns folgende Übersetzung:

    Eine weitere Nachricht erschüttert die Leiterin des Sofia Imber Museums. Es scheint, als werde Señora Sanchez beinahe täglich mit einer neuen Hiobsbotschaft konfrontiert. Beklagte sie am frühen Vormittag des gestrigen Tages noch das tragische Unglück, das ausgerechnet jenes deutsche Ehepaar ereilt hat, das sie persönlich zur Hilfe gerufen hatte, so trat sie noch am gleichen Abend erneut vor die Presse, um das spurlose Verschwinden eines ihrer engsten Mitarbeiter zu melden. Ob es sich um einen Zufall handelt, oder ob alle Ereignisse in direktem Zusammenhang miteinander stehen, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Aus ermittlungstechnischen Gründen wird der Name des verschwundenen Mitarbeiters, der bei den Matisse-Untersuchungen eng mit dem deutschen Ehepaar zusammen gearbeitet hatte, zurückgehalten. Vermutungen, ob der Mann einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, haben sich bislang nicht bestätigt.

    „Ein Mitarbeiter des Museums ist verschwunden?“, rief Robert bestürzt. Ich nickte. „Bob hatte davon gesprochen als wir auf dem Weg von Canaima nach San Francisco waren. Ich habe ihn mit dem Piloten darüber reden hören, als ihr geschlafen habt.“
    „Und weißt du, wer es ist?“, fragte Oliver mit kugelrunden Augen, die ihm schier aus dem Kopf fielen. Ich blinzelte in den grellen Himmel. „Als Bob davon sprach, habe ich mir nicht vorstellen können, wer es sein könnte“, gestand ich. „Doch nach dem, was in der Zeitung steht, habe ich eine Ahnung. Es ist von dem engsten Mitarbeiter von

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