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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Señora Sanchez die Rede – und er hat mit unseren Eltern zusammengearbeitet. Da bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten…“
    „Juan Santos oder Rico de Silva“, sagte Robert leise.
    Ich nickte.
      „Wer sind diese Männer?“, mischte sich Mateo ein. Ich erzählte ihm von Rico de Silva, der meinen Vater mitten in der Nacht angerufen hatte, um den Traum von unseren Griechenlandurlaub platzen zu lassen, und von Juan Santos, den wir im Museum kennen gelernt hatten.
    „Meine Eltern haben in Caracas eng mit den beiden zusammengearbeitet. Sie hatten alle die gleichen Informationen über die Odalisque“, erklärte ich ihm. „Wenn Carlos dieses Wissen aus der Welt schaffen wollte, so musste er außer mit meinen Eltern auch mit dem Museum abrechnen. Er hat seine Finger in diesem Spiel. Da gehe ich jede Wette ein! Und“, fügte ich leise hinzu, „und ich glaube, wenn wir in den geheimen Hallen meine Eltern finden, dann finden wir dort auch den verschwundenen Mitarbeiter.“
    „Moment mal!“, fiel mir Mateo plötzlich ins Wort. „Wenn alle vier die gleichen Informationen hatten, müsste Carlos dann neben euren Eltern nicht auch beide Mitarbeiter aus dem Weg räumen, um ganz sicher zu sein? Es ist aber hier nur von einem die Rede.“
    Das war in der Tat seltsam, und keiner von uns wusste diesen Sachverhalt zu erklären. Nachdem wir eine Weile unschlüssig herumgestanden hatten, mahnte uns Mateo entschieden: „Los jetzt, wir müssen weiter, über diese Angelegenheit können wir uns später unterhalten. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“
    Wir schulterten unsere Schlaf- und Rucksäcke und setzten uns erneut in Bewegung. Diesmal kamen wir schneller und besser voran. Die Wut über Carlos und dessen kriminelle Machenschaften, die er im Zeichen der Makaá beging, und die Entschlossenheit, ihn damit nicht durchkommen zu lassen, frischten unsere Kräfte auf und ließen uns sogar für eine Weile die drückende Schwüle vergessen, die nun selbst durch das schützende Blätterdach der Farnbäume gekrochen kam.
    Etwas bleib jedoch seltsam: Wieso hatte Bley diesen Teil des Artikels ausgespart? Wieso hatte er die Zeilen nicht übersetzt? Ich fragte mich, suchte nach Erklärungen, doch finden konnte ich keine, und zum ersten Mal war ich ein wenig froh, dass Bley nicht mit uns gekommen war.
    Am Abend erreichten wir die kleine Ortschaft Pareitepuy. Obwohl es schon spät war, und wir alle müde von der langen Wanderung waren, überredete uns Mateo, noch eine Stunde weiter zu laufen bis wir an einen breiten Fluss kamen. Ein grauer Nebelschleier hing über dem schäumenden Wasser, das in rasantem Tempo an uns vorbeisauste. Im grauen Dämmerlicht wirkte das schwarze Wasser sehr bedrohlich.
    „Er führt Hochwasser“, murmelte Mateo leise. „Na, das kann ja heiter werden.“
    Er sagte es mehr zu sich selbst, und ich fühlte mich viel zu müde, um zu fragen, wie er das gemeint hatte. Meine Brüder hatten seit Pareitepuy kein einziges Wort mehr gesprochen, und Oliver konnte schon gar nicht mehr die Augen offen halten. Ich glaube, wenn es möglich gewesen wäre im Gehen zu schlafen, so hätte er dies getan.
    Eine Ansammlung schroffer Steine, die mithilfe der Uferböschung einen Halbkreis formten, bot einen geeigneten Rastplatz. Endlich machten wir Halt. Erschöpft rollten wir unsere Schlafsäcke aus und versuchten erst gar nicht, eine bequeme Lage zu finden, sondern fielen sogleich in einen traumlosen Schlaf.
     

Tag 10 nach dem Absturz

    D as Morgenlicht flutete den Himmel mit flüssigem Gold und legte sich über mich wie eine weiche, kostbare Decke. Der neue Tag hatte die trüben Wolken von gestern mit sanfter Hand weggewischt und durch üppigen, klaren Glanz ersetzt. Die Nacht hatte die Feuchtigkeit aus der Luft gesaugt, endlich konnte man wieder frei atmen. Ich blinzelte in den Himmel und überlegte, wie schön es doch wäre für immer hier liegen bleiben zu können, den Blick tief in das glitzernde Gold getaucht und mit den Gedanken weit weg von allem. Dann meldeten sich meine steifen Glieder und verlangten mit solcher Macht danach gestreckt zu werden, dass ich nicht anders konnte als mich aus dem Schlafsack zu schälen und ein paar Mal kräftig zu dehnen. Meine Brüder schliefen noch friedlich. Mateos Platz war leer. Ich schaute mich um und fand ihn auf einem großen Felsblock direkt am Ufer sitzen. Der Stein bildete einen Überhang, sodass der reißende Fluss, den die Sonne in einen glühenden Lavastrom verwandelt hatte,

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