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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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ernst und auch Oliver kniff enttäuscht den Mund zusammen, weil ihm der gleiche Gedanke gekommen war:
    „Aber wir haben ja keinen Schlüssel.“
    „Doch“, entgegnete ich. „Den haben wir.“
    Erstaunt blickten mich die beiden an. Ohne etwas zu sagen, griff ich in Roberts Rucksack, wühlte ein wenig darin herum, und zog schließlich etwas Kleines heraus. Das Ei des Roraima Tepuy passte perfekt in das Froschauge.
    Ich hatte es kaum eingesetzt, als ein enormer Lichtblitz hervor schoss und von einem Kristall an der Decke in drei Strahlen zerlegt wurde. Diese wurden auf Punkte der Höhlenwände gelenkt, worauf sich ein bislang unsichtbarer, komplizierter Mechanismus in Gang setzte, der den Boden unter unseren Füßen für den Bruchteil einer Sekunde erbeben ließ. Unmittelbar darauf bewegte sich der Felsbrocken mit dem Zeichen des einäugigen Frosches. Er schob sich langsam zur Seite und verschwand schließlich stöhnend und ächzend im Inneren der linken Höhlenwand. Das rote Licht erlosch, doch es legte sich keine Finsternis über uns, als wir mit bangen Herzen und bis zu den Haarspitzen gespannt durch die breite Öffnung die geheimen Hallen der Makaá betraten.
    Wie von Geisterhand entzündeten sich in einem Lauffeuer unzählige Fackeln, die an den Wänden der Höhlenkammer angebracht waren. Der Saal war nicht besonders groß. Er maß vielleicht dreißig Meter bis zum anderen Ende und an seiner breitesten Stelle nicht mehr als zwanzig. Dafür ragten die grauen Felswände unheimlich weit in die Höhe, sodass man sich wie im Inneren einer Kathedrale vorkam. In unregelmäßigen Abständen standen Felsensäulen, die das Deckengewölbe zu tragen schienen. Etwa in der Mitte des Raumes bildeten rundliche Steine so groß wie Kürbisse einen Kreis und es war dieser Anblick, der mir das Gefühl gab, diesen Ort schon einmal gesehen zu haben, allerdings aus der Ferne… Natürlich! Jetzt erinnerte ich mich wieder. Hier, an dieser Stelle waren wir die Zeugen des geisterhaften Makaá-Rituals geworden. In diesem Steinkreis hatte einer der Krieger das Brandmal empfangen!
    Etwas schwankend blickte ich mich weiter um. Im unsteten Flackern des Feuers schien der Raum zu vibrieren und zu leben, sodass mir schließlich ganz schwindelig wurde.
    Der Anblick dieses grotesken Saales verschlug uns die Sprache. Nur langsam lösten wir uns aus unserer anfänglichen Starre und wagten uns weiter in den Raum, stets darauf gefasst, dass ein Makaá plötzlich hinter einer Säule hervorspringen könnte. Doch es blieb ruhig. Nicht einmal die donnernde Stimme, die uns so manches Mal auf unserem Weg überrascht hatte, ließ sich vernehmen. War dies etwa doch nicht der richtige Ort? Doch! Kein Zweifel. An mehreren Stellen prangte das Zeichen des einäugigen Frosches mit schwarzer Kohle mal mehr, mal weniger skizzenhaft gezeichnet. Was sollte dieser Raum sonst sein, wenn nicht der Versammlungsplatz dieses alten Geheimbundes.
    „Hallo?“, rief ich mit leicht gedämpfter Stimme. Der Klang des Echos war hohl und dunkel. Doch noch ein anderes Geräusch mischte sich in den Widerhall. Es klang fremd und unerwartet, irgendwie dumpf – aber es war da! Auch meine Brüder hatten es gehört.
    „Lass uns den Raum mal genauer ansehen“, flüsterte Robert uns hinter vorgehaltener Hand zu, sodass das Echo seine Stimme nicht verstärken konnte. „So wie es aussieht, sind wir nämlich nicht allein.“
    Vorsichtig liefen wir durch den Saal und blickten mit klopfenden Herzen hinter jede Säule – eine nach der anderen – fanden aber nichts. Der seltsame Steinkreis in der Mitte lag schon ein paar Meter hinter uns und es gab nur noch zwei Winkel, die wir nicht erforscht hatten. Doch mit jedem Schritt nahm das seltsame Geräusch zu. Manchmal verstummte es, um nur kurz darauf etwas kräftiger zu werden. Wie auch immer, das Geheimnis würde ohnehin gleich gelüftet werden.
    Ein Schrei entfuhr mir, als ich hinter die vorletzte Säule blickte. Ohne zu zögern stürzte ich auf die beiden Personen zu, die ganz hinten, in einem dunklen Winkel auf der Erde kauerten, und umarmte sie wie wild. Es waren meine Eltern. Auch Robert und Oliver eilten herbei, und erst als wir aus dem Taumel der Wiedersehensfreude wie benommen erwachten, sahen wir, dass unsere Eltern gefesselt und geknebelt waren, und dass dies der Grund für die seltsamen Geräusche gewesen war. Sie hatten unsere Stimmen gehört und auf sich aufmerksam machen wollen.
    Hastig entfernten wir die Knebel und sie

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