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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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ließ, es war die gleiche Schwärze, die sich vor uns ausbreitete, uns umhüllte, und nur das Gefühl des runden Knopfes der Taschenlampe, die auf meinen Druck hin Licht spenden würde, verhinderte bei mir eine Panikattacke. Doch es war mir immer noch zu riskant, diese Möglichkeit zu nutzen.
    „Wie orientieren sich die Vögel bloß in dieser Dunkelheit?“, flüsterte ich fassungslos.
    „Das habe ich mich auch schon gefragt“, gab Robert leise zurück. „Ich glaube, sie machen dies durch Laute. Ähnlich wie die Fledermäuse.“
    Gut, schreien wäre noch fataler als das Licht einzuschalten. So kamen wir nicht weiter. Uns blieb nichts anderes übrig, als es den Maulwürfen gleichzutun, wenn sie an die Oberfläche geraten und nichts sehen können. Also tasteten wir uns noch ein paar Schritte vor und diese genügten, um eine plötzliche Veränderung wahrzunehmen.
    Wir hatten uns durch einen engen Spalt zwischen zwei Felsbrocken gezwängt und atmeten mit einem Mal freier. Ein kühler Windhauch streifte unsere Gesichter.
    „Wir sind in einer neuen Kammer“, bemerkte Robert. „Von irgendwoher muss Luft eindringen!“
    Tatsächlich: Die Luft war sauerstoffreicher. Sie roch frischer und nicht mehr so vermodert.
    „Hört mal wie ruhig es hier ist!“, stellte Oliver verblüfft fest, und nun nahmen wir es auch wahr: vollkommene Stille umgab uns. Kein Vogelgeschrei zerriss das Tuch der Dunkelheit und kein Rauschen erfüllte den Saal.
    „Dieser Höhlenraum muss unheimlich groß sein“, mutmaßte Robert und wagte einen Schritt nach vorne. „Ich glaube, jetzt können wir es wagen Licht zu machen, meinst du nicht auch?“ Mein Finger lag bereit auf dem Knopf der Taschenlampe, und ich war drauf und dran ihn zu drücken, als plötzlich etwas meine Aufmerksamkeit erregte.
    „Hier ist schon Licht“, rief ich halb erfreut und halb erschrocken.
    „Siehst du etwa mehr als wir?“, fragte Oliver und ich konnte förmlich spüren wie er seine Augen anstrengte. Ich war mir ganz sicher einen schwachen Lichtfleck wahrgenommen zu haben. Denn dieser flackerte nicht, sondern verweilte blass und ruhig in einiger Entfernung. Als ich meine Augen eine Weile darauf fokussiert hatte, war ich erleichtert: ich hatte mich nicht getäuscht, und mein Herz fing an zu rasen, denn das, was ich sah, schimmerte rot!
    Endlich sahen auch meine Brüder den rötlichen Schein, und behutsam tasteten wir uns vorwärts. Es gab keine Wände, an denen wir uns abstützen konnten. Das Licht führte uns direkt in einen offenen Saal.
    „Passt auf, dass ihr nicht stolpert!“, mahnte ich meine Brüder, doch diese Sorge war überflüssig. Der Boden war ebenmäßig wie aus Beton gegossen. Mit jedem Schritt wurde es etwas heller. Schon bald konnten wir feststellen, dass sich die eigentliche Lichtquelle hinter einem Felsen verbarg, der sich als dunkler Schatten abgrenzte.
    Mit klopfenden Herzen tasten wir weiter und fanden – eine Sackgasse. Ein riesiger Stein hielt uns auf. Doch auf dessen Rücken klaffte eine ovale Wunde, aus der rotes Licht zu bluten schien.
    „Was hat das zu bedeuten?“, wisperte ich.
    „Eines ganz sicher: Wir sind dicht vor den geheimen Hallen der Makaá“, sagte Robert feierlich. „Sieh doch, da ist ihr Zeichen!“
    Nun erkannten auch Oliver und ich, dass um die sauber heraus gebrochene Stelle, aus der das Licht strömte, mit schwarzer Kohle die Konturen des einäugigen Frosches gezeichnet waren. Und das, was mich so sehr an eine Wunde erinnert hatte, war das rote Auge.
    „Vielleicht sind die Hallen hinter diesem Felsbrocken!“, meinte Oliver. „Gut möglich, dass die Makaá noch ein letztes Hindernis aufgebaut haben.“
    „Klar“, lachte ich sarkastisch. „Der Weg wäre ja auch sonst zu einfach gewesen.
    „Ich meine ja nur“, gab Oliver ein wenig beleidigt zurück.
    „Oli hat gar nicht so unrecht“, warf Robert ein, der den Felsen genauer in Augenschein genommen hatte. „Dieser Brocken ist kein natürlicher Teil dieser Höhlenwände. Seht doch, wie perfekt er sich zwischen die beiden Wände schmiegt, ganz so, als wäre er angepasst worden.“
    Er fuhr mit dem Finger die feinen Linien entlang, die den Felsen von den Höhlenwänden trennte. „Sie sind ganz gerade.“ Er richtete sich auf und zog die Brauen zusammen. „Wenn ihr mich fragt, sieht das aus, wie eine Art – Tür.“
    „Und das Auge des Frosches ist das Schlüsselloch“, griff Oliver sofort den Vorschlag auf. Robert nickte eifrig, doch plötzlich wurde er wieder

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