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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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die sich knisternd unter das stete Gemurmel und Gewisper der Leute mischte. Dann wurde Musik aufgespielt, und die Leute verstummten. Im Saal wurde es dunkel, während ein einziger Lichtstrahl auf eine Wand gelenkt wurde, an der ein großes Gemälde hing. Alle Blicke waren auf die Frau gerichtet, die das Bild zeigte. In roten Hosen räkelte sie sich auf dem Sofa und blinzelte ihren Zuschauern geheimnisvoll zu. Dann, als hätten die orientalischen Töne sie lebendig werden lassen, wiegte sie im Takt der Musik den Oberkörper hin und her, bis die fremden, beinahe wehmütigen Klänge in ihrem ganzen Körper Ausdruck fanden. Mit geschmeidigen Bewegungen erhob sie sich zum Entzücken des Publikums von ihrer Liege und schwebte feengleich aus dem Bild. Anmutig tanzte sie durch den Museumssaal, drehte und wiegte sich, zauberte wunderbare Figuren mit ihren geschmeidigen Armen und Beinen, während die Zuschauer und ich begeistert applaudierten. Fast überirdisch schwebte die Odalisque in roten Hosen durch den Raum und entlockte der staunenden Menge „Ah's und „Oh's“. Nie hatte ich etwas Schöneres, Faszinierenderes gesehen und war wie berauscht von der Musik und dem Duft und der märchenhaften Atmosphäre. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfüllte mich, das nur noch dadurch verstärkt wurde, als ich bekannte Gesichter im Zuschauerraum erblickte. Am anderen Ende des Raumes saß eine Frau mit einem zarten Schleier, der ihre untere Gesichtshälfte bedeckte. Doch obwohl nur ihre Augen zu sehen waren, erkannte ich sie sofort.
    „Mutter!“, rief ich. „Ich bin hier drüben!“
    Doch meine Rufe gingen in der Musik unter und meine Mutter sah mich nicht. Dicht neben ihr erblickte ich meinen Vater mit einem schwarzen Schnauzbart. Ich konnte mich überhaupt nicht erinnern, dass er sich jemals einen Bart hatte stehen lassen, doch auch er reagierte nicht auf meine Rufe.
    Ein paar Zuschauer, die in meiner Nähe saßen, drehten entrüstet ihre Köpfe nach mir um. Während ein dicker Herr mir einen grimmigen Blick zuwarf, legte eine Frau mit langen, braunen Haaren und einem hautengen roten Kleid bedeutungsvoll ihren Zeigefinger auf die rot gefärbten Lippen. „Sssht“, wisperte sie mit sanfter Stimme. „Genieß einfach die Show.“ Sogleich fiel sie mit den übrigen Leuten ein, den Rhythmus der Musik mitzuklatschen.
    Die Odalisque tanzte immer wilder und ausgelassener, ihre roten Pluderhosen wölbten sich, und ein Lufthauch streifte mein Gesicht, als sie dicht an mir vorbeiwirbelte. Ein paar Leute waren begeistert aufgesprungen, und der Raum schien sich zu drehen. Mit leichtfüßigen Sprüngen und unglaublichen Pirouetten bahnte sich die orientalische Tänzerin den Weg zurück zum Bild. Einige Zuschauer waren ihr gefolgt. Ich erkannte meine Eltern unter ihnen. Ein Mann hatte sie untergehakt und zwängte sie durch die Menschengruppe hindurch. Auch ich war mittlerweile von meinem Kissen aufgesprungen und versuchte, über die Köpfe der Menschen hinwegzublicken. Was passierte da vorne? Die Odalisque hatte das Gemälde erreicht. Sie wandte sich ihrem Publikum zu und neigte dankend den Kopf. Mit geheimnisvollem Lächeln ging sie rückwärts und mit lockendem Zeigefinger in das Gemälde zurück. Die Töne der Musik wurden leiser, der Rhythmus ruhiger. Kaum war die Odalisque im Bild verschwunden, sprangen ein paar der Zuschauer hinterher, darunter die Frau mit den schönen Haaren. Mit dem letzten Takt der Musik schob der große Mann meine Eltern durch den Bilderrahmen.
    „Wartet!“, rief ich. „Wartet auf mich. Ich komme mit euch!“
    Hastig drängelte ich mich vor. Die Odalisque hatte in ihrer gewohnten Pose auf der Liege Platz genommen, während sich die Menschen, die sie mit sich genommen hatte, um sie herum gruppierten. Ein seltsames Lächeln lag auf ihren Gesichtern. Ich hatte das Bild fast erreicht, als mich meine Eltern wahrnahmen. Erschrocken hob mein Vater die Hand, und ich streckte meine nach ihm aus. Der letzte Ton der Musik erstarb, meine Finger strichen über die ölbemalte Oberfläche des Gemäldes. Der Zauber war vorbei. Im Museumssaal wurde es wieder hell. Die Kissen waren verschwunden, es roch nicht mehr nach Pfefferminztee und der Raum war verlassen. Meine Hand strich verzweifelt über das Gemälde. Ich musste doch hinein! Doch, noch während ich verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, wurde mir eines klar: Niemand konnte mehr in das Bild gelangen. Und niemand mehr zurück. Mein Vater war in seiner Haltung

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