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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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war jene, die uns schon zum Fluss geführt hatte, der große Mann links neben ihr schien ihr Ehemann zu sein. Am anderen Ende des Tisches saß ein junger Mann von etwa zwanzig Jahren. Offenbar gehörten sie alle zu einer Familie. Mit freundlichem Blick betrachteten sie uns, und obwohl wir einander doch nie zuvor gesehen hatten, kam bei meinen Brüdern und mir nicht ein einziges Mal das Gefühl von Fremdheit auf. Eine Weile saßen wir uns schweigend gegenüber und nippten gelegentlich an dem Tee, den uns die Frau gegeben hatte. Er schmeckte himmlisch.
    „Habláis espanol?“, fragte der Mann schließlich mit einer ruhigen, dunklen Stimme. „Was sagt er?“, wisperte Oliver und stupste mich fragend in die Seite. Sogleich spitzte der junge Indianer die Ohren, als versuchte er unsere Worte aufzuschnappen. „Ich glaube, er will wissen, ob wir Spanisch sprechen“, flüsterte ich zurück und grinste unsere Gastgeber verlegen an. „No. Sorry.“
    „Ah! Sois inglés?“, versuchte der Mann es erneut, erntete jedoch lediglich unsere verwunderten Blicke.
    „Und was sagt er jetzt?“, fragte Oliver etwas lauter und rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her. Bevor ich antworten konnte, fing der junge Mann auf einmal herzlich an zu lachen und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Son no inglés, padre. Son alemanes!“, rief er und blickte uns aus sichtlich vergnügten Augen an. „Ihr seid Deutsche, richtig?“, fragte er und überrumpelte uns schier mit seinen fast fehlerfreien Sprachkenntnissen.
    „Stimmt“, nickte ich heftig und strahlte über das ganze Gesicht. Schon als ich bemerkt hatte, dass wir auf ein Indianerdorf gestoßen waren, hatte ich befürchtet, dass es sprachliche Barrieren geben würde. Und nun entpuppte sich der Sohn unserer Gastgeber als Sprachgenie! Was für ein glücklicher Zufall. Wir wechselten ein paar freundliche Worte, bei denen die Eltern des jungen Mannes leise lächelten, aber offensichtlich kein einziges Wort verstanden. „Das macht nichts“, erklärte der junge Indianer. „Ich werde meinen Eltern nachher alles übersetzen. Jetzt reden wir erst miteinander. Ich bin übrigens Haka-ma-teo, aber ihr könnt mich ruhig Mateo nennen, das tun alle hier. Wer seid ihr?“
    Eifrig stellte ich Mateo meine Brüder und mich vor und reichte ihm zur Begrüßung die Hand. Er ergriff sie nicht sofort und eine leichte Verwunderung mischte sich in seinen Blick, sodass ich fast glaubte, etwas falsch gemacht zu haben, dann jedoch schien er zu verstehen und schüttelte meine Hand, wobei er mir fast die Finger zerquetschte. Ganz offensichtlich war das Händereichen nicht üblich unter den Kamarakoto-Indianern. Wir würden noch viel lernen müssen.
    „Und was treibt euch durch die weite Ebene der Gran Sabana?“, fragte Mateo schließlich. „Wo sind eure Eltern?“
    Dass er damit einen wunden Punkt berührte, hatte er ja nicht ahnen können. Verlegen blickte ich Robert an – wie viel durfte ich ihm verraten? Doch Robert nahm die Sache selbst in die Hand und legte die Karten auf den Tisch wie sie waren: „Durch die Ebene sind wir nicht lange gelaufen. Die meiste Zeit haben wir damit verbracht, den Urwald zu durchqueren, nachdem unser Flugzeug bei den Angel Falls abgestürzt ist. Und wo unsere Eltern sind, das wissen wir nicht.“
    Mateos Augen wurden immer größer, und er betrachtete uns mit einem Blick der jenseits von nur-erstaunt-sein lag.
    „Ihr seid durch den Urwald gekommen? Meine Güte! Abgestürzt… Mit dem Flugzeug… Bei den Angel Falls…“, murmelte er fassungslos. „Und wo sind die anderen Passagiere? Waren eure Eltern denn nicht dabei?“
    „Doch“, nickte ich mit ernstem Gesicht. „Das waren sie. Wir waren die einzigen Passagiere an Bord, aber als wir nach dem Absturz aus der Bewusstlosigkeit erwachten, waren alle anderen verschwunden. Spurlos, sozusagen.“
    „Wie, verschwunden? Das gibt’s doch gar nicht!“, sagte Mateo kopfschüttelnd. „Und der Pilot auch?“
    „Der ist schon vorher verschwunden!“, kam uns Oliver mit der Antwort zuvor. „Der hat nen Absprung gemacht.“
    „Was heißt das – Absprung?“, hakte Mateo irritiert nach und beugte sich über den Tisch. Der freundliche Schimmer in seinen Augen war verflogen, und ich las in seinem Gesicht, dass er im Moment nicht wusste, ob er uns glauben sollte oder nicht. An seiner Stelle hätte ich es wahrscheinlich nicht getan. Die Geschichte hörte sich aber auch an als wäre sie aus einem Film. Andererseits:

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