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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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angeschlossen hatten, war auch Klara eine von ihnen geworden. Sie schwärmte geradezu von der Anführerin Kate Sheppard und war der Meinung, über das Frauenwahlrecht sei genug geredet worden. Nun müssten Taten folgen.
    Trotzig schob Klara die Unterlippe vor. Anna überlegte. Da ihre Tochter nun ohnehin schon schlechte Laune hatte, sollte sie vielleicht endlich etwas ansprechen, was ihr auf dem Herzen lag, seit Klara schwanger war.
    »Wollen wir nicht doch deinen Vater benachrichtigen?«, fragte sie zaghaft.
    Klaras Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ich habe keinen Vater mehr. Hast du das schon vergessen?«
    So leicht wollte Anna jedoch nicht aufgeben. »Ich denke nur, er sollte vielleicht wissen, dass du ein Kind erwartest.«
    »Fang nicht schon wieder damit an! Du hast uns damit schon vor der Hochzeit in den Ohren gelegen. Und ich sage: Nein! Und du weißt genau, warum. Was meinst du, wie ich mich damals gefühlt habe, als wir ihn in Sarau überrascht haben? Er mit einer fremden deutschen Frau unter einem Dach. Und getrunken hat er. Diese Frau herumgeschubst hat er. Du hast niemals darüber sprechen wollen, aber ich bin sicher, er hat dich auch geschlagen. Ich kämpfe doch nicht mit euch gegen die Gewalt der rohen, betrunkenen Kerle und heiße meinen Vater, den Säufer, willkommen. Mutter, gib es endlich zu: Er hat dich misshandelt, nicht?«
    Anna atmete einmal tief durch. »Verzeih, dass ich es angesprochen habe. Ich akzeptiere deine Haltung.«
    »Und hast du vergessen, dass er dir seit Jahren keinen Cent mehr zukommen lässt? Dass wir von Johns Erbe und Timothys Einkünften leben?«
    Anna wandte den Blick ab. Der harte Zug um den Mund ihrer Tochter missfiel ihr. Dabei hatte sie ja recht. Wieder schweiften ihre Gedanken zu John ab. Wehmütig stellte sie sich vor, wie er ihr in dieser Situation beistehen würde. Wenn uns vergönnt gewesen wäre, zusammen alt zu werden, hätte ich auf einer Scheidung von Christian bestanden. Nun aber waren sie nach dem Gesetz immer noch ein Ehepaar.
    Anna schreckte aus ihren Gedanken auf, als sie hinter sich leise Schritte vernahm. Es war Timothy, der aus der Kanzlei kam und als Erstes nach seiner Frau sah. Anna hatte stets das Gefühl, ihm mitten ins Herz zu blicken, wenn sie ihn dabei beobachtete, wie er Klara anschaute.
    »Soll Paula dir etwas Warmes zu essen zubereiten?«, fragte Anna ihren Schwiegersohn mit der Fürsorge einer Mutter.
    »Nein, danke, ich bleibe hier bei Klara. Vielleicht kannst du Paula bitten, uns eine Kleinigkeit zu bringen, die wir am Bett zu uns nehmen können?« Mit diesen Worten streckte er seine Hand nach seiner Frau aus und fuhr ihr sanft durch das verschwitzte Haar.
    »Mein Herz!«, murmelte er. »Mein armes Herz.«
    Anna erhob sich, um die beiden ein wenig allein zu lassen. Im Hinausgehen hörte sie Klara anklagend seufzen: »Du bist schon wieder viel zu früh zu Hause. Denk doch an die Menschen, die auf dich setzen! Die brauchen dich und keinen Anwalt, der sich ans Bett seiner Frau flüchtet.«
    Anna drehte sich der Magen um, weil sie nun erleben musste, wie dieser gestandene, beruflich überaus erfolgreiche junge Mann Klara wie ein geprügelter Hund ansah. Mit gerunzelter Stirn verließ sie das Schlafzimmer. Manchmal konnte sie Klara nicht verstehen.
    Was Anna jedoch mehr Sorge bereitete als Klaras ruppige Art war ihre körperliche Konstitution. Sie war auch als Erwachsene noch sehr zart. Das Äußere täuscht, und außerdem dauert es bis zur Entbindung nicht mehr lange, redete Anna sich ein, um sich zu beruhigen. Der Arzt hatte errechnet, dass es in der nächsten Woche endlich losgehen würde. Ein Februarkind wie ich, dachte Anna. Es erfüllte sie mit Stolz, bald ein Enkelkind im Arm halten zu dürfen. Wie hatte Klara gesagt? Wenn es ein Junge wird, soll er John heißen. Nach Timothys Vater. Ein Mädchen sollte nach ihrem Idol Katherine Sheppard heißen. Kate!
 
    Je näher der Entbindungstermin rückte, desto weniger traute sich Anna, das Haus zu verlassen. Doch nun wollte sie auf Klaras erklärten Wunsch frisches Obst besorgen. Es grenzte für Anna immer wieder an ein Wunder, was für köstliche und frische Früchte es an diesem Ende der Welt gab. Gar kein Vergleich zu denen, die man in Hamburg kannte.
    Begierig atmete Anna die frische Brise ein, die an diesem sonnigen Sommertag vom Meer herüberwehte. Salzig und würzig. Balsam für ihre Lungen. Über ihr in der Luft kreisten riesige Möwen. In den Vorgärten der Häuser blühte es bunt und

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