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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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murmelte sie. »Warum?«
    Der Arzt reichte ihr wortlos einen Brief. Es waren nur wenige Zeilen, aber die las Anna immer und immer wieder, bis ihre Augen vor Tränen blind waren. Doch da hatte sich bereits jedes Wort in ihr Herz eingebrannt.
    Tante Anna,
    bitte verzeih mir, ich weiß, dass ich eine Sünde begehe, aber ich kann ohne Klara nicht leben. Sie war mein Leben. Bitte sorge für unser Kind! Du sollst mein ganzes Geld haben. Ich weiß nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Wenn ich es auch nur ein einziges Mal angesehen hätte, wäre ich unfähig gewesen, das zu tun.
    Ich danke dir.
    Timothy
    »Wir werden sie gemeinsam begraben!«, sagte Anna tonlos und verfiel in ein langes Schweigen. In ihrem Inneren tobte ein Vulkan. Sie sah plötzlich alles vor sich, als wäre es gestern gewesen. Die martialisch wirkenden Männer mit ihren Tätowierungen, der Tritt des im Mondschein glänzenden Stiefels, die zeternde Hine. Der Fluch! Der verdammte Fluch, der mich meiner Kinder beraubt hat. Bei diesem Gedanken warf Anna die Arme in die Luft und schrie mit angstverzerrter Stimme: »Wo ist das Kind? Wo ist das Kind?«
    Paula blickte sie erschrocken an und wollte ihr erklären, dass das Baby neben ihr in der Wiege schlafe, aber Anna hörte nicht auf zu schreien. »Kate wird sie nicht bekommen. Niemals!« Dabei funkelte sie Paula und den alten Arzt mit wirrem Blick an.
    »Wer wird Kate nicht bekommen?«, fragte Paula ängstlich, aber da hatte Anna bereits die Hände zum Gebet gefaltet und den Blick zur Decke erhoben. »Wenn es dich da oben wirklich gibt, dann beschütze das Kind. Hörst du? Dann lasse es nicht zu, dass der Fluch mir auch dieses Wesen nimmt! Brich den Fluch der Maorifrau! Brich ihn!«
    Der alte Doktor Warren und Paula sahen dem Ganzen fassungslos zu. Schließlich griff der Arzt in seine Tasche und holte eine Spritze hervor. Anna wiederholte ihr Gebet. Doktor Warren nahm vorsichtig ihren Arm. »Sie werden Kate nicht bekommen! Sie nicht!«, murmelte Anna.
    Sie schien nicht einmal zu bemerken, dass der Doktor ihr eine Injektion gab. Die Augen immer noch starr zur Decke gerichtet, wiederholte sie in einem fort: »Ich bin schuld. Ich habe nicht an den Fluch geglaubt. Ich bin schuld! Die Maorifrau ist stärker als ich!«, bis ihre Stimme immer schwächer wurde. Endlich fielen ihr die Augen zu, und sie dämmerte hinüber in einen traumlosen Schlaf.
    Paula wachte die ganze Nacht an ihrem Bett. Immer wieder fragte sie sich, was bloß in Anna gefahren war. Ein Fluch? Was für ein Fluch? Doch dann fiel ihr ein, was Klara ihr einst anvertraut hatte. Dass sie einer unheimlichen dunkelhäutigen Frau begegnet sei, die ihr komische Dinge zugeraunt hatte. Sie nahm sich vor, Anna danach zu fragen, sobald sie wieder bei Sinnen war.
    Während Paula sich um die Lebenden kümmerte, sorgte sich der alte Doktor Warren um die Toten. Er veranlasste, dass man Särge für Klara und Timothy McDowell herbeischaffte, damit sie ihre letzte Ruhe fanden.
 
    Als Anna am nächsten Morgen aufwachte und Paula mit dem Kind im Arm an ihrem Bett sitzen sah, erklärte sie mit fester Stimme: »Das werden wir schon schaffen mit der kleinen Kate, nicht?«
    »Gibt es irgendetwas, was ich wissen sollte?«, fragte Paula vorsichtig.
    Anna schüttelte entschieden den Kopf und streckte die Arme nach Kate aus. »Was hat das zu bedeuten mit dem Fluch?«, beharrte Paula.
    »Was redest du da für einen Unsinn?«, fauchte Anna. In einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, fuhr sie fort: »Fluch? Es gibt keinen Fluch!«
    »Du hast ihn aber gestern selber erwähnt. Und Klara hat mir einmal von einer Frau erzählt, die ihr merkwürdige Dinge in einer fremden Sprache zugezischelt hat«, widersprach Paula.
    »Ach, diese Geschichte! Das war eine Maorifrau, die offensichtlich den Verstand verloren hatte. Und nun verschon mich mit diesen dummen Sachen, die ich in meinem Schmerz dahergeredet haben soll, und bringe mir lieber mein schwarzes Kleid!«
    Kaum dass Paula das Zimmer verlassen hatte, holte Anna klopfenden Herzens ein in schwarzes Leder eingebundenes Tagebuch aus der Lade ihres Nachtschrankes. Seit ihrer langen Überfahrt nach Neuseeland schrieb sie immer wieder hinein, was sie erlebte und was sie bewegte.
    Mit zitternder Hand notierte sie:
    Der Fluch hat uns besiegt. Unsere Familie wird aussterben, aber Kate, die Letzte der Unsrigen, wird ein langes, glückliches Leben haben. Dafür verbürge ich mich. Ich werde alles dafür tun, damit sie nicht so ein

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