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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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erscheint, ist sie darunter böse und
gottlos. Und ich erzähle dir auch deswegen all dies, mein Sohn, auf daß du den
rechten Weg wählen mögest.
    Während ich diese Zeilen
schreibe, sind jene in Jerusalem tot und dahingegangen, und alle, die den
Meister zu seinen Lebzeiten kannten, sind umgekommen. Doch jene in Rom leben
noch fort, wenngleich sie ihn nie kannten. Der Mann, den sie Messias nennen und
auf dessen Rückkehr sie warten, ist ein Mythos. Er hat nie gelebt, und sie
werden ewig ausharren müssen. Aber du, mein Sohn, bist ein Jude und mußt auf
den Mann warten, der zurückkommen wird, um das Königreich Gottes auf Erden zu
verkünden. Er wird nur zu Juden kommen, denn er ist der Messias der Juden.
Richte deinen Blick deshalb nicht auf Rom, denn die Menschen dort wandeln auf
dem Pfad der Unwahrheit und des Vergessens.
    Es war Mitternacht, und das
einzige Licht in der Wohnung brannte auf Bens Schreibtisch. Er und Judy saßen
dicht beieinander, und während Ben seine Übersetzung niederschrieb, las Judy
gleich mit, so daß sie die Ereignisse in Davids Leben zusammen und zur gleichen
Zeit erlebten.
    Eine ganze Weile sprach
keiner von beiden ein Wort, sondern starrten noch immer auf die letzte Zeile,
die Ben geschrieben hatte. Sie schwebten zwischen den Zeiten, gefangen in einer
Welt zwischen Traum und Wirklichkeit, und schienen sich beinahe davor zu
fürchten, die Stimmung zu vertreiben.
    Schließlich, nach einem
schier endlosen Stillschweigen, sagte Ben mit ausdrucksloser Stimme: »Das ist
phantastisch.« Er sprach monoton und ohne Gefühl. »Diese Rolle hat die
Sprengkraft einer Bombe, und wenn sie freigesetzt wird…« Er starrte weiter vor
sich hin. In seinem glasigen Blick lag eine eigentümliche Ferne, die Judy in
Erstaunen versetzte. »Wo bist du jetzt, Ben?« Ganz allmählich, wie ein
Schläfer, der aus einem tiefen Schlummer gerissen wird, begann Ben, sich zu
rühren und Lebenszeichen von sich zu geben. Er richtete sich auf und reckte
sich stöhnend. Dann sah er Judy an und lächelte schwach. »Es gibt eine Menge
Leute, denen diese Rolle überhaupt nicht gefallen wird. Sie enthält mit Sicherheit
nichts, was der Vatikan begrüßen wird… Ein Urchrist, einer der früheren
Anhänger Jesu, der die römische Kirche verdammt.« Dann gab er ein kurzes,
trockenes Lachen von sich, und seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Sie werden
diese Rolle vernichten wollen, wenn nicht gar alle. David vernichten…« Judy
zwang sich schließlich dazu, aufzustehen, und stellte fest, daß ihre Beine
zitterten. »Los, Ben, laß uns hinüber ins Wohnzimmer gehen. Ich brauche einen
Kaffee.« Er zeigte keine Reaktion. »Ben?«
    Er saß dicht über eines der
Fotos gebeugt und blickte argwöhnisch auf ein verwischtes Wort. Judy bemerkte,
daß er seine Brille nicht trug, daß er sie schon den ganzen Abend nicht
aufgehabt hatte, und so nahm sie sie und hielt sie ihm hin.
    Doch er schob ihre Hand weg und
meinte: »Ich brauche sie nicht.«
    »Ich verstehe.« Sie drehte
und wendete die schwere Brille in ihren Händen.
    »Wer bist du
jetzt?« Ben schaute auf. »Was?«
    »Wer bist du? Mit wem spreche
ich, mit Ben oder mit David?« Seine Gesichtszüge waren für einen Moment
ausdruckslos und verzogen sich dann zu einem Stirnrunzeln. »Ich… ich weiß
nicht…« Er raufte sich die Haare. »Ich weiß nicht. Ich kann es nicht sagen…«
    »Komm mit, ich mache dir
einen Kaffee.« Judy streckte ihre Hand aus, und zu ihrer Überraschung ergriff er
sie ruhig. Er folgte ihr ins Wohnzimmer und sank mit noch immer verstörtem
Gesicht auf die Couch. Judy schaltete ein paar Lichter an und ging in die
Küche. Während er aus der Küche das Rauschen von laufendem Wasser und das
Klappen von Schranktüren hörte, schaute Ben noch immer verwirrt umher. Er
fühlte sich ganz merkwürdig – so eigenartig, wie nie zuvor in seinem Leben.
    Als Judy mit dem Kaffee und
einigen Krapfen zurückkam, fand sie Ben auf der Couch, sein Gesicht in den
Händen vergraben. Sie setzte sich neben ihn, legte ihm sacht eine Hand auf den
Rücken und flüsterte: »Was ist los mit dir, Ben?«
    Er blickte zu ihr auf, und
sie war entsetzt, die Angst und Verwirrung in seinen Augen zu sehen. »Ich fühle
mich ganz komisch«, antwortete er mit gepreßter Stimme. »Diese Rolle… irgend
etwas daran…« Dann drehte er seinen Kopf zum Arbeitszimmer und schien die Wand
mit seinem Blick zu durchdringen, so daß er die Fotos auf dem Schreibtisch
sehen konnte. »Poppäa Sabina…«,

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