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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Goldens Gesicht betrachtete, wünschte er sich, es möge ein wenig heller
sein, damit er ihren Gesichtsausdruck erkennen könnte.
    Plötzlich begriff er, warum
sie wirklich gekommen war, und er sagte: »Sie hätten wirklich bis Freitag
warten können. Oder Sie hätten mit mir nach meinem Zehn-Uhr-Kurs morgen früh
sprechen können. Oder aber eine Nachricht in meinem Büro hinterlassen können.«
    »Ja«, gab sie kleinlaut zu,
»ich weiß.«
    Ben schaute auf die Fotos von
Rolle Nummer vier. »Diese hier ist nicht ebenso gut erhalten wie die ersten
zwei«, stellte er sachlich fest.
    »Weatherby schreibt, das Dach
des alten Hauses müsse wohl vor Jahrhunderten eingestürzt sein und dabei einige
der Rollen beschädigt haben. Wenn erst einmal die Außenluft damit in Berührung
kommt, verwandelt sich Papyrus, wie Sie wissen, in eine klebrige, teerige
Substanz, mit der sich nichts mehr anfangen läßt. Rolle Nummer drei ging auf
diese Weise gänzlich verloren.« Judy zögerte und schien ihre Worte genau
abzuwägen. »Dr. Messer?«
    »Ja?«
    »Was steht darin?«
    Er schaute dem Mädchen wieder
ins Gesicht; die blasse Haut, die großen, dunklen Augen und das lange, schwarze
Haar. Sie war nicht so schön wie Angie, doch ihr Gesicht hatte etwas, was Angie
fehlte, eine Eigenschaft, die Ben gefiel. Doch wußte er nicht, was genau es
war.
    »Was darin steht?«
wiederholte er. Dann dachte er an Salomon Liebowitz und die Zeit, die sie
zusammen in Brooklyn verlebt hatten. Wie lange her, wie traumhaft ihm das alles
nun erschien. Als hätte es sich niemals wirklich zugetragen.
    »Kommen Sie.« Ben nahm das
Heft mit der Übersetzung und reichte es Judy. Sie überflog die Übersetzung, die
Anmerkungen am Rand und die dazwischenliegenden Leerräume. Dann las sie es
nochmals genauer und ließ schließlich das Heft sinken und schaute zu Ben auf.
    »Danke«, murmelte sie.
    »Tut mir leid, daß es nicht
ordentlicher geschrieben ist.«
    »Es ist gut. Einfach gut.«
    »Meine Handschrift…« Ben
schüttelte den Kopf. Judy starrte wie gebannt auf das Foto. »David Ben Jona hat
wirklich gelebt«, sagte sie. »Es könnte erst gestern gewesen sein, denn die
dazwischenliegende Zeit bedeutet nichts. Wir könnten ihn beinahe gekannt
haben.«
    Ben lachte kurz auf. »Mir
kommt es allmählich auch so vor, als würde ich ihn schon persönlich kennen.«
    »Hoffentlich kommen noch
weitere Rollen.«
    »Es kommen noch weitere. Vier
weitere, um es genau zu sagen.« Judy riß den Kopf hoch. »Vier weitere! Dr.
Messer!«
    »Ja, ich weiß…« Er wandte
sich unvermittelt um und verließ das Arbeitszimmer, wobei er im Gehen Lichter
anmachte. »Möchten Sie etwas Wein?« rief er ihr über die Schulter zu.
    »Nur wenn es billiger Wein
ist«, gab sie zurück, während sie ihm ins Wohnzimmer folgte.
    »Oh, dessen können Sie sicher
sein. Nehmen Sie doch Platz. Ich bin gleich wieder da.«
    Ben machte sich in der Küche
zu schaffen, wo es in letzter Zeit zunehmend unordentlicher und schmutziger
geworden war. Während er für gewöhnlich ein ordentlicher Mensch war, der stets
hinter sich aufräumte, hatte Ben die Küche in diesen letzten paar Tagen völlig
verkommen lassen. Hier sah es fast so schlimm aus wie im Arbeitszimmer. Nachdem
er zwei saubere Gläser aufgespürt hatte, schenkte er den Wein ein und ging
zurück ins Wohnzimmer. Judy Golden saß auf der Couch und streichelte Poppäa
Sabina.
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie
eine Katze haben«, sagte sie und nahm den Wein entgegen. »Danke.«
    »Gewöhnlich sieht sie auch
kein Besucher. Poppäa ist menschenscheu und kommt daher niemals hervor, um
Freundschaft zu schließen. Sogar vor meiner Verlobten versteckt sie sich. Das
ist auch ganz gut so, dann Angie ist allergisch auf Katzen.«
    »Das ist wirklich zu schade.
Diese hier ist einfach niedlich.« Ben beobachtete verwundert, wie sich seine
sonst so launische und hochnäsige Katze auf Judys Schoß zusammenrollte und
zufrieden die Augen schloß.
    »Wußten Sie, daß Ihr
Telefonhörer neben der Gabel liegt?«
    »Ja, das habe ich absichtlich
getan. Ich wollte nicht gestört werden.«
    »Na,
großartig. Wenn es jetzt nur noch eine Möglichkeit gäbe, Ihre Tür einfach neben
die Gabel zu legen…«
    Er lachte leise. »Keine
Sorge. Ich habe das noch nie zuvor gemacht. Ich glaube eigentlich nicht, daß
das richtig ist. Jemand könnte versuchen, mich in einem Notfall zu erreichen.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.
Danke für den Wein.«
    »Ist er billig genug für
Sie?«
    »Wenn

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