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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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während der
ganzen Zeit, in der Ruth krank war, bei uns, und ich sah Rebekka noch viele
Male danach.

 
    Kapitel Acht
     
     
     
    Ben ging geradewegs ins
Badezimmer und besprengte sein Gesicht mit eiskaltem Wasser. Während er es mit
einem groben Handtuch trockenrieb, lief er ins Arbeitszimmer zurück und schaute
auf die Uhr. Es war sechs Uhr dreißig. Die Sonne war vor einer halben Stunde
aufgegangen.
    Das Arbeitszimmer glich einem
Schlachtfeld. Während seiner langen Übersetzungsnacht hatte Ben jedes
Nachschlagewerk, das er besaß, herausgezogen, hatte über jedem Wort und jedem
Buchstaben Davids geschwitzt, hatte kontrolliert und gegengeprüft und
schließlich in einem Durcheinander von Büchern, Papieren und Tabakresten sein
Werk beendet.
    Er rieb seine schmerzenden
Arme und hinkte in die Küche, um sich einen Pulverkaffee zu bereiten. Auf dem
Weg durchs Wohnzimmer bemerkte er, daß seine Schreibmaschine wieder in ihrem
Koffer auf dem Tisch stand und daß ein Stoß Papier fein säuberlich darauf lag.
Sein Übersetzungsheft und eine tadellos getippte Abschrift lieferten den
einzigen Beweis dafür, daß Judy dagewesen war. Er schaute aus dem Fenster auf
den bedeckten Himmel. Die Gehsteige waren noch immer naß, die Bäume glänzten
vom Regen. Wann war sie gegangen? Wann hatte sie leise ihre Arbeit beendet und
war auf Zehenspitzen, ohne ein Wort zu sagen, aus der Wohnung geschlichen?
    Ben ging in die Küche. Die
beiden Kaffeetassen und die Teller vom Vorabend waren gespült und weggestellt
worden. Der nicht verzehrte Kuchen lag, sauber in Zellophan eingewickelt, auf
einer Ablage im Kühlschrank.
    Er konnte sich an ihr
Weggehen nicht erinnern. Eine halbe Stunde später, als er mit seinem Kaffee und
dem Übersetzungswust von Rolle fünf auf dem Schoß auf der Couch saß, wurde Ben
von einem Klopfen an der Tür aufgeschreckt. Lächelnd stand er auf und dachte
bei sich: ›Aha, Judy, Sie sind also zurückgekommen, um mir zu sagen, was für
ein miserabler Gastgeber und rücksichtsloser Arbeitgeber ich bin. Wieviel
schulde ich Ihnen für das Tippen? Ich zahle Ihnen das Doppelte‹. Zu seiner
Überraschung war es nicht Judy. »Angie!« rief er erstaunt.
    »Hallo, Liebling!« Frisch und
lebhaft kam sie herein, drückte ihm einen Kuß auf die Wange und hielt ihre Nase
in die Luft. »Rieche ich Kaffee?«
    »Es ist Pulverkaffee«, erklärte
er verwirrt.
    »Das ist mir auch recht.«
Angie drehte sich lächelnd zu ihm um. »He, du hast dich ja noch gar nicht
rasiert. Bin ich zu früh?«
    »Wofür?«
    Sie lachte.
»Ein Komiker zu dieser frühen Morgenstunde! Weißt du, ich habe versucht, dich
anzurufen, bevor ich weggefahren bin. Ich wollte sichergehen, daß du auch schon
auf bist. Aber deine Leitung war belegt. Hast du schon wieder den Hörer
abgenommen? Ganz schön ungezogen von dir!«
    Sie wandte sich um und ging
in Richtung Küche davon. Als er sie so betrachtete, ihren schlanken Körper in
den engen, gelben Hosen und der geblümten Bluse, da fiel es ihm plötzlich
siedendheiß ein. »O Gott!« murmelte er. Und ein flaues Gefühl überkam ihn. Ben
stellte sich neben die Küchentür und beobachtete Angie, die dabei war, Kaffee
zu machen. Er fragte sich, wie er seinen nächsten Satz in Worte fassen sollte.
Alles, was er herausbrachte war: »Angie…« Das reichte. Sie war eben im Begriff,
den Pulverkaffee in ihre Tasse zu löffeln, doch plötzlich hielt sie inne,
erstarrte für eine Sekunde, dann stellte sie das Kaffeeglas hin und drehte sich
zu Ben um: »Was ist eigentlich los?«
    »Angie, ich bin nicht eben
gerade aufgestanden. Ich war die ganze Nacht auf. Ich bin überhaupt nicht ins
Bett gegangen.«
    »Warum nicht?«
    Er erklärte, daß der Nachbar
für das Einschreiben quittiert und es erst später heraufgebracht hatte. Angies
Gesicht blieb ausdruckslos, ihre Stimme eintönig. »Warum hast du mich dann
nicht angerufen?« Ben rang nach Worten. »Ich war so aufgeregt. Ich habe es wohl
vergessen…«
    Angie schaute einen
Augenblick lang zu Boden und rang sichtlich mit sich selbst. Als sie wieder zu
ihm aufsah, hatte sie einen rätselhaften Ausdruck in den Augen. »Du hast es
vergessen. Du hast alles, was mich betrifft, vergessen.«
    »Ja«, antwortete er kaum
lauter als ein Flüstern. »Also gut.« Sie begann zu zittern. »Angie, ich…«
    »Ben, du wirst es vielleicht
nicht glauben, aber ich gebe mir alle Mühe, Verständnis für dich aufzubringen.
Du siehst, es ist nicht einfach für mich.« Mit einiger Mühe drängte

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