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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Problematisch wird es nur, wenn ganze Textpassagen
fehlen. So, fangen wir jetzt an zu lesen. O Gott… ich dachte schon, sie würde
niemals kommen.« Er griff blindlings nach ihrer Hand und drückte sie fest.
»Bete, Judy, bete, daß diese Rolle allem ein Ende setzen möge.« Ich hoffe es,
dachte sie verzweifelt. Gott, wie sehr ich es hoffe.
     
     
    Rebekka und ich waren seit
einem Monat verheiratet und genossen die Glückseligkeit und die neuen
Erfahrungen aller Frischvermählten. Sie war eine sanfte, liebevolle Ehefrau,
wie ein ruhiges Kind in meinen Armen, und ich dankte Gott täglich für das
Glück, das mir durch sie zuteil wurde. Ich brachte dem Herrn gegenüber auch
meine Zufriedenheit zum Ausdruck und dachte, daß ich so für immer und ewig
weitermachen könnte, mit der sittsamen Rebekka an meiner Seite und unseren
stets ertragreichen Olivenbäumen. Doch dann, eines Abends, als wir gerade einen
Monat verheiratet waren, kam Saul vorbei, um uns zu besuchen und mit uns zu
Abend zu essen. Ich hatte ihn mehrere Tage zuvor eingeladen, und er hatte
angekündigt, daß er uns zu diesem Anlaß eine Überraschung mitbrächte.
    Die Überraschung war
folgende: Saul hatte sich verlobt. Und er hatte seine zukünftige Frau
mitgebracht.
    Mein Sohn, ich hatte keine
Möglichkeit, mich auf diesen Augenblick vorzubereiten. Das hat wohl kein
Mensch. Ebenso, wie es dir vielleicht eines Tages ergehen wird, erging es mir
an diesem Abend, als ich meinem Freund die Tür öffnete.
    Mir verschlug es die Sprache.
Es kam mir vor, als wäre ich vom Blitz getroffen worden. Saras Blicke trafen
die meinen, und in Sekundenschnelle drangen sie durch mich hindurch und
spalteten meine Seele in zwei Hälften. Was ich in diesem Moment empfand, läßt
sich mit Worten nicht beschreiben. In demselben Augenblick, als Saul uns
begrüßte und uns stolz seine Braut vorführte, verliebte ich mich in Sara. Und
als ihre Augen sich in meine vertieften, als ihr Gesichtsausdruck erstarrte und
ihr Mund sich leicht öffnete, da wußte ich, daß Sara für mich dasselbe empfand.
Dergleichen hören wir normalerweise nur in Märchen und Legenden und rechnen
nicht im Traum damit, daß es uns selbst einmal so ergehen könnte. Doch es
packte mich, mein Sohn, und traf mich mit einer solchen Wucht, daß ich bereits
damals, in jenem flüchtigen Augenblick, wußte, daß mein Leben nie mehr so sein
würde wie früher.
    Weder Saul noch Rebekka
bemerkten, was zwischen uns vorging. Ich wusch meinem Freund Hände und Füße und
teilte mit ihm gewässerten Wein, während Sara und Rebekka sich in der Küche zu
schaffen machten. Und während Saul munter darauflosschwatzte und mir allerlei
Neuigkeiten aus der Stadt berichtete, war ich die ganze Zeit taub und blind.
Ich konnte nur an Sara denken, den Inbegriff geheimnisvoller Schönheit, der den
Männern sonst nur im Traum erscheint.
    Ich war den ganzen Abend
verlegen, aber Saul und Rebekka nahmen keine Notiz davon. Beim Essen
unterhielten wir uns und lachten und genossen die Gesellschaft guter Freunde.
Ich fürchtete mich davor, Sara anzusehen. Ich wußte, wenn ich es täte, würde
ich wie eine Feuersäule auflodern. Ein- oder zweimal trafen sich unsere Blicke,
und wir waren sogleich wie erstarrt. Sie blickte mich keck an mit leicht
geöffneten feuchten Lippen, als ob sie mir etwas mitteilen wollte.
    Als Saul und Sara sich
schließlich verabschiedeten, war ich völlig betäubt. In dieser Nacht rührte ich
Rebekka nicht an, sondern gab vor zu schlafen. Und in den Stunden der
Finsternis sah ich das Bild die ganze Zeit vor meinen Augen: Saras weit
aufgerissene, forschende Augen, ihr voller Mund, ihr glänzendes schwarzes Haar
und ihr anmutiger Körper. Sie war mehr als eine Schönheit, sie war eine
Märchenfee, die gekommen war, mich zu peinigen. Noch Tage danach konnte ich den
Gedanken an Sara nicht loswerden. Ich schenkte meiner Arbeit nur wenig
Aufmerksamkeit und mußte oft zweimal angesprochen werden, bevor ich Antwort
gab. Ich weiß nicht, ob Rebekka es bemerkte, jedenfalls machte sie
diesbezüglich keine Andeutung. Doch Rebekka war ohnehin eine stille und
gehorsame Ehefrau, die mein Handeln niemals in Frage gestellt hätte.
    Eines Tages konnte ich es
nicht länger aushalten. Statt meinen Verwalter zu den Geldhändlern zu schicken,
wie ich es üblicherweise tat, ging ich selbst und ließ ihn zurück, um im
Olivenhain nach dem Rechten zu sehen. Ich zog meine feinste Tunika und meinen
besten Umhang an, rieb wohlriechendes Öl in

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