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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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untersuchte jede einzelne Stufe, trat in den oberen Raum und schließlich aufs Dach, wo die Blicke Na Roquas und der Menge unten voller unangenehmer Erwartung auf sie fielen.
    Sie kehrte nach unten zurück und ging in das, was gewöhnlich die Küche gewesen wäre. Da Na Roqua aber von ihren Schwiegertöchtern mit Essen versorgt wurde, hatte sie dort ihr Geschäft eingerichtet, eine Wollkämmerei.
    Eine Seite des Raumes lag voller Schafwolle und roch stark nach Lanolin, obwohl, als Adelia intensiv die Luft einsog, roch sie auch etwas Ziege. Auf einem Regal fand sie ein Kardierrad und ein paar Kämme, von denen einige zu Boden gefallen waren.
    Sie blieb so lange in Na Roquas Werkstatt, dass die Menge draußen unruhig war, als sie endlich wieder herauskam. »Da drinnen kann ihr Auguste kaum was sagen«, meinte einer und erntete zustimmendes Grummeln.
    »Heilige Maria, es ist das Tier, das Ihr untersuchen sollt«, sagte Fabrisse leise zu ihr und rief den Leuten zu: »Seid ruhig! Sie lauscht Auguste, sie folgt seinen letzten Schritten.«
    Adelia achtete nicht weiter auf Fabrisse. Sie ging am Eingang zur Gasse vorbei und steuerte auf Na Liziers Haus zu. Es war unmöglich, etwas an der Schwelle zu erkennen, dazu waren schon zu viele Füße darüber gegangen. Die Treppe allerdings … den breiten Abdrücken ihrer Stiefel im Staub nach zu urteilen, schien nur Na Lizier sie heute schon hinaufgestiegen zu sein. Nein, oje, da waren auch die kleineren Abdrücke eines Huftieres.
    Na Lizier hatte gelogen.
    Aber oh, das war interessant, je höher sie kam, desto verschliffener wurden die Hufabdrücke, und hier und da verschwanden sie ganz unter den breiten Schuhabdrücken. Bis sie das Dach oben erreichten, waren sie praktisch ausgelöscht, als wären sie mit einem Staubwedel weggewischt worden. Hatte Na Lizier den armen Auguste vergiftet oder versucht, ihn zu erwürgen, und der Ziegenbock hatte sich aufs Dach geschleppt, um ihr zu entkommen? Oder die frische Luft zu erreichen?
    Hmm.
    Als Adelia erneut hinaus ins Tageslicht trat, gab sie einen klaren Befehl: »Bringt den Körper hinauf in die Burg! Da will ich hören, was Auguste mir zu sagen hat.«
    Sie kam sich wie eine Närrin und Betrügerin vor, wollte die verdammte Ziege aber zu ihrer eigenen Befriedigung aufschneiden und in sie hineinsehen – auch wenn Gott allein weiß, was ich da finden soll. Dazu musste sie jedoch ungestört sein, Na Roqua würde das Aufschneiden ihres Lieblings kaum für »Zuhören« halten. Im Übrigen gab es in der Halle der Burg einen großen steinernen Tisch.
    Es hätte auch die Beerdigung eines Helden sein können. Unter dem starren Blick Na Roquas wurde Auguste ehrfürchtig auf eine Decke gelegt, und vier Roqua-Männer trugen ihn auf den Schultern die Stufen der Dorfstraße hinauf, die Liziers widerstrebend hinter sich.
    In der Halle wandte sich Adelia an Ulf, Rankin und Mansur. »Steckt ein paar Kerzen an und schafft die Leute hier raus. Ihr selbst bleibt, ich brauche euch.«
    Auch Na Roqua wollte bleiben, wurde von Fabrisse aber überredet, dass sich das Rätsel nur lösen ließ, wenn allein diejenigen anwesend waren, die sich im Einklang mit der Seele des toten Tieres befanden.
    »Ich war immer im Einklang mit Auguste«, beschwerte sich Na Roqua.
    »Hat er seit seinem Tod zu dir gesprochen? Nein. Er wird nur zu einer Meisterin der Wissenschaft des Todes sprechen. Vertraulich.«
    »Aber Ihr bleibt doch auch«, sagte Na Roqua.
    »Weil es meine verdammte Burg ist. Und jetzt geht!«
    Thomassia begleitete die alte Frau, um sie während des Wartens zu trösten.
    Als die Kerzen entzündet und die Türen geschlossen waren, hievten Rankin und Ulf den toten Bock auf den Tisch. Boggart wurde in die Küche geschickt, um das schärfste Messer zu holen.
    Etwas zögerlich befühlte Adelia Augustes Nacken und den Rest seines Körpers.
Rigor mortis,
die Totenstarre, hatte noch nicht eingesetzt, was bedeutete, dass das Tier noch nicht lange tot sein konnte, immer vorausgesetzt, bei einer Ziege verhielt es sich damit wie beim Menschen.
    Aber so oder so, da er laut Na Roqua noch gelebt hatte, als sie schlafen gegangen war, musste ihm das, was geschehen war, während der Nacht zugestoßen sein.
    Es würde interessant sein zu sehen, ob ihn der Sturz umgebracht hatte oder ob er bereits tot gewesen war, als er in der Gasse landete. Sie vermutete langsam Letzteres.
    Die drei Männer unterhielten sich damit, Gründe für das Hinscheiden der Ziege zu finden, die Na Roqua

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