Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
Herausforderung!
Ich habe einen Speichellecker dafür bezahlt, ihr Gepäck zu durchsuchen. Keine Spur von Excalibur, aber sie weiß ohne Zweifel, wo es ist. Wem sonst sollte der König es anvertraut haben, wenn nicht der, die ihn zu dem Schwert geführt hat?
Zügle dich, meine Freude, meine Liebe, so wie ich mich zügle! Wir haben Zeit, vor uns liegen tausend Meilen. Wir werden das Schwert bekommen, und sie wird im Staub enden. Aber langsam, Stück für Stück:
A pedibus usque ad caput
- hack, hack, bis der Geist schwindet.
Für dich, Wolf. Auf deinem Altar. Für dich, der einem Gott gleichkommt.
Kapitel vier
Eine starke Brise kam auf, genau wie es der kleine Türke vorausgesagt hatte.
Der Bischof von Winchester vollzog die gewohnte Zeremonie und überantwortete die Schiffe und ihre Passagiere der Gnade Gottes. Zu seiner Besorgnis beging der Admiral jedoch sein ganz eigenes Ritual. Vorne ihm Bug des Flaggschiffes stehend, hob er die Arme und sprach auf Irisch zu seinen Mannschaften. Seine Stimme war kräftig und wanderte mit Leichtigkeit auch zum zweiten Schiff hinüber:
»Amach daoibh a chlann an righ.«
Adelia fragte einen der Ruderer, was das bedeutete, und bekam zur Antwort: »Das sind die Worte, die Eva, die Hexe, sagte, als sie die Kinder von Lir in Schwäne verwandelte: ›Hinaus mit euch aufs Wasser, ihr Kinder des Königs!‹«
»Ist das kein Fluch?« Heidnisch war es auf jeden Fall.
»Vielleicht, vielleicht. Aber die Schwäne fliegen und bleiben in der Luft. Und so sind wir Seeleute nun mal, wisst Ihr: dass wir lieber einen Fluch von ihm bekommen als den Segen des Papstes.«
Was immer es war, die Ruderer konnten sich ausruhen, während die Schiffe über den Kanal steuerten, leicht zur Seite geneigt unter dem Wind querab.
Aus Joannas Kabine drang die Nachricht, die Prinzessin sei seekrank. Doktor Arnulf, der selbst leicht blass war, wurde zu ihr gerufen.
»Wir gehen auch«, sagte Adelia entschlossen zu Mansur. »Nicht, dass ich wüsste, was sich gegen Seekrankheit tun ließe, aber wenn er geht, gehen wir auch.« Von Beginn an musste klar sein, dass Doktor Arnulf nicht Joannas einziger Arzt war.
Die königliche Kabine war übervoll, und es roch nach Erbrochenem. Die Leidende war umringt von Leuten, die sich an den Balken und manchmal auch an ihren Nachbarn festhielten, um auf den Beinen zu bleiben. Mitten aus dem Gedränge von ängstlichen Hofdamen und Zofen hörten die Neuankömmlinge die Stimme Doktor Arnulfs: »Die Galle ist schwärzlich. Die Prinzessin sollten sofort zur Ader gelassen werden. Holt mir meine Egel.«
»Ingwer.« Das war Joannas Kinderfrau Edeva. »Ingwer hilft.«
Darauf meldete sich der Bischof von Winchester zu Wort: »Es hilft sicher, wenn wir ihr einen Knochen des heiligen Erasmus auf den Leib binden. Ich denke, wir haben einen in unserem Ossarium. Ist das richtig, Vater Guy?«
Was für ein Heiliger war dieser Erasmus? Adelia konnte sich vage erinnern, dass ihn einige Hirten in Somerset angerufen hatten, um die Viehpest zu heilen. Ganz offenbar war er auch mit maritimem Unwohlsein vertraut.
Vater Guy schob sich ohne Gruß an ihr vorbei und beeilte sich, die Knochenkiste zu holen. Sein Kollege, Vater Adalburt, war ebenfalls da, wie Adelia sah, und sprenkelte mit seinem Aspergill heiliges Wasser auf alle, die er erreichen konnte. Wegen all der Leute um die Prinzessin herum und der heftigen Bewegungen des Schiffes bekam die Patientin davon nichts ab.
»Die Kinderfrau hat recht«, sagte Mansur auf Arabisch. »Ingwer ist gut, aber das Kind braucht vor allem frische Luft.«
Adelia war verblüfft. Es kam selten vor, dass Mansur etwas verordnete, aber wahrscheinlich wusste er mehr über
le mal de mer
als sie. In seiner traurigen Jugend bei den Mönchen, die ihn kastriert hatten, war er auf die lange Reise nach Byzanz geschickt worden, um dort zu singen.
Sie erhob die Stimme. »Lord Mansur möchte die Patientin sehen.«
Widerstrebend wurde den beiden Platz gemacht, und sie sahen Joanna zitternd, aber ohne Klage daliegen, das spitze, kleine Gesicht fahl unter der hin- und herschwingenden Lampe, die, dachte Adelia, zu ihrer Übelkeit sicher noch beitrug. Das Mädchen sah Mansur apathisch an, stemmte den Oberkörper hoch und übergab sich in eine Schüssel.
»Da haben wir’s«, sagte die Kinderfrau rachsüchtig. »Er tut ihr ganz und gar nicht gut, dieser verdammte Sarazene.«
»Sag ihnen«, forderte Mansur Adelia ungerührt auf, »sie sollen ihr etwas pulverisierten
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