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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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die Normandie gebracht hatten. Auch Mansur gegenüber verhielt er sich wohlwollend: »Mylord, Euer medizinischer Ruhm eilt Euch voraus.« Zu Adelia sagte er: »Mistress, wir sind geehrt, die Bekanntschaft einer Lady mit so außerordentlichen Arabischkenntnissen zu machen. Sprecht Ihr diese Sprache schon lange?«
    Doch als Adelia aus ihrer tiefen Verbeugung emporkam und ihm antworten wollte, war er bereit beim nächsten Empfänger seiner Aufmerksamkeit. Es machte ihr nichts aus, es war nett von ihm gewesen, sie mit dieser Frage so hervorzuheben. Dennoch blieb ein Eindruck von Leichtigkeit ohne Tiefe zurück. Er mochte ein guter Prinz sein, aber sicher kein König. Eher ein Symbol als ein Herrscher.
    Da lag das Problem, dachte sie. Als Henry Plantagenet im Alter dieses Jungen gewesen war, hatte er bereits um den Thron von England gekämpft, ihn für sich gewonnen und seiner Herrschaft so viel Stabilität verliehen, dass ihn die Monarchen allerorten beneideten.
    Henry, dem Jüngeren dagegen war eine leichte Krone ohne Verantwortung geschenkt worden, entweder weil er selbst keine Verantwortung besaß oder noch nicht reif dafür war. So war er den Fallstricken der Regentschaft ausgesetzt, bar der Mittel, sie für sich einzusetzen, was, angestachelt von seiner Mutter, zu Groll und später zu Rebellion geführt hatte.
    Zwar hatten Vater und Sohn wieder Frieden geschlossen, aber der Kuss war teuer gewesen. Laut Rowley hatte Henry  II . den Seitenwechsel seines Sohnes mit der enormen tagtäglichen Zahlung von hundert Angevin-Pfund erkauft, die, so wie es aussah, auch ausgegeben wurden. Die Entourage, mit der sie nach Abbaye-aux-Hommes und zur Kirche von Saint-Étienne zogen, um dort eine Begrüßungsmesse für Joanna zu feiern, umfasste wenigstens fünfzig laute, junge, üppig gekleidet Ritter, mitsamt Knappen und alle zu Pferde. Sehr zur Missbilligung des biederen Sir Nicholas Baicer und des nicht minder gesetzten Lord Ivo schwatzten und lachten Ritter und Knappen während der gesamten Zeremonie, sodass kaum ein Wort der Messe zu verstehen war. Henry, der Jüngere tat nichts, um dem Einhalt zu gebieten.
    Adelia dagegen fühlte sich ermutigt. Mit solch großem Gefolge, dachte sie, war die Sicherheit der Reise nach Sizilien gewährleistet.
    Genau das sagte sie zu Captain Bolt, als sie aus der Kirche kam und er und ein Trupp seiner Männer draußen bereits warteten, um sie und die Damen des Gefolges von Abbaye-aux-Hommes nach Abbaye-aux-Femmes zu eskortieren, wo sie die Nacht verbringen sollten. Caen verfügte in einzigartiger Weise sowohl über einen Konvent für Männer als auch einen für Frauen, jeweils auf entgegengesetzten Seiten der Stadt. Ersterer war von William, dem Eroberer erbaut worden, der zweite von seiner Frau Matilda, als Sühne für ihre Sünde, trotz Blutsverwandtschaft geheiratet zu haben. Die beiden waren Cousin und Cousine höheren Grades.
    »Die«,
antwortete Captain Bolt mit all der Verachtung des Berufssoldaten gegenüber Männern, die für ihr Land mit Ritterdiensten zahlten und binnen dreißig Tagen nach Hause gehen konnten. »Keine Disziplin. Wie die sich in der Kirche benommen haben! Erschreckend war das.«
     
    Ward verbrachte die Nacht zusammen mit Boggart irgendwo im Bauch des Klosters. Hund und Zofe hatten sich vom ersten Augenblick an gemocht. Boggart hatte zum ersten Mal in ihrem Leben jemanden, dem sie, so sehr er auch stank, ihre Zuneigung schenken konnte, und Ward mochte sie, weil sie zwar wenig Talent zur Zofe hatte, aber ein Genie war, wenn es darum ging, Fressen für ihn aus der Küche zu stehlen.
    Damit wäre ein Problem erledigt, dachte Adelia und kletterte müde in das große Bett, in dem bereits Lady Beatrix, Lady Petronilla und Mistress Blanche lagen. Lieber Gott, beschütze Allie und sorge dafür, dass sie mich nicht so vermisst wie ich sie!
     
    Der Morgen brachte ein neues Problem, ein größeres.
    Die Damen der Reisegesellschaft waren früh aufgestanden und quer durch Caen zum Abbaye-aux-Hommes gebracht worden, wo sie im Hof darauf warteten, dass die eigentliche Reise nach Sizilien begann.
    Und sie warteten.
    Laute, wütende Stimmen drangen aus dem Inneren des Klosters, die des Bischofs von St. Albans lauter und wütender als alle anderen.
    Endlich tauchte er auf, flankiert von Lord Ivo und Sir Nicholas Baicer, die ähnlich außer sich zu sein schienen wie er. Rowley verbeugte sich vor Joanna. »Mylady, ich muss Euch darüber in Kenntnis setzen, dass der junge König nach

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