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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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wankenden Sir Nicholas Baicer. Aubrey, der Knappe des Ritters, ging rückwärts vor ihm her und hielt seinem Herrn etwas vor die Nase, das aussah wie Maries Schuh. Es hatte ganz den Anschein, als lockte er ihn damit, wie man einem Hund mit einem Knochen winkte.
    Adelia schloss die Schlafkammertür leise hinter sich, damit die Hofdamen nichts hörten, und wandte sich an ihren Geliebten. »Und?«
    »Es ist sein Knappe, der junge Aubrey. Er muss aufpassen, wie viel Nicholas beim Essen trinkt.« Rowley amüsierte sich bestens.
    »Was hat er denn gemacht?«
    Es schien so zu sein, dass es nur ein, zwei Gläser Wein zu viel waren, die aus dem angenehm beschwipsten Sir Nicholas einen Mann machten, der von einer unbändigen, weinseligen Lust auf Frauenfüße übermannt wurde.
    »Jede Frau, ohne Unterschied«, erklärte Rowley schmunzelnd, »solange sie zwei Füße am Ende ihrer Beine hat, läuft Gefahr, dass sich der betrunkene Sir Nicholas auf ihre Schuhe wirft und sie ableckt.«
    »Das hat er bei Marie gemacht?«
    »Ganz offenbar. Er muss seinen Knappen ausgetrickst haben. Das letzte Mal war es eine der Wäscherinnen.« Er sah Adelias bestürzten Ausdruck. »Er ist ja nichts passiert. Jetzt legt er sich mit dem Schuh der Zofe ins Bett und schläft wie ein Lamm. Morgen früh wird er sich an nichts mehr erinnern.«
    »Es ist nichts passiert, sagst du? Das Mädchen hat einen Riesenschreck davongetragen!«
    »Unsinn. Es ist einfach nur eine ungewöhnliche Art, sich die Schuhe putzen zu lassen. Nun dann …« Rowley zog Adelia an sich, »wo du schon mal hier bist …«
    Aber bevor er sie umarmen konnte, kam der Bischof von Winchester mit der Schlafmütze auf dem Kopf die Treppe herauf, um zu sehen, was das laute Durcheinander sollte.
    Rowley verbeugte sich vor Adelia, sagte höflich: »Gott segne Euch, Lady«, und folgte seinem Bischofskollegen in die Männerquartiere.
    Rowleys Haltung zu Sir Nicholas Ausfällen war auch die der Hofdamen. Adelia hörte bei ihrer Rückkehr ins Zimmer, wie Lady Petronilla ihrer Zofe erklärte: »Du musst wissen, dass alle wohlgeborenen Männer ihre Eigenheiten haben, Marie. Wir müssen sie übersehen.«
    Verschlafen stimmte ihr Lady Beatrix zu. »Schließlich haben Sir Nicholas’ Vorfahren an der Seite von William, dem Eroberer gekämpft und die Engländer unterworfen.«
    Und dabei zweifellos eine Spur gut abgeleckter Frauenschuhe hinter sich zurückgelassen, dachte Adelia. Sie schüttelte den Kopf und bettete ihn und den Rest von sich neben Lady Petronilla. Immer noch staunend fiel sie in Schlaf.
    Am nächsten Morgen wusste der Übeltäter von nichts, war ganz der herzliche, gut gelaunte Sir Nicholas, und sein Knappe Aubrey kam mit einer Entschuldigung zu Marie, nebst ihrem verlorenen Schuh und einem Silberstück aus der Börse, die ihm für derlei Eventualitäten anvertraut war.
     
    Die Erwartung, das Henry, der Jüngere zu ihnen aufschlösse, wandelte sich in die Überzeugung, dass er es nicht tun würde, ja es nicht einmal im Sinn hatte.
    Die großen und kleineren Klöster, in denen sie Nacht für Nacht abstiegen, wurden in ihrer Vorstellung zu einem: Jedes Mal begrüßte sie der Abt oder Prior, es gab eine Messe und ein Festmahl, und alle trugen Sorge, der Tochter des Königs zu zeigen, mit welcher Freude sie ihr Obdach gewährten und sie bewirteten. Alle waren reich, meist sehr reich – so viele Leute angemessen zu versorgen, konnte leicht ein ganzes Jahreseinkommen kosten, was jedoch ohne Zweifel von den jeweiligen Untergebenen wieder eingetrieben wurde.
    In der oberen Normandie war die Hochzeitskavalkade zunächst noch ein disziplinierter, sorgfältig aufgereihter Zug gewesen. Vorreiter eilten voran. Es folgte die Kutsche der Prinzessin, flankiert von Sir Nicholas Baicer und Lord Ivo, prachtvoll mit Panzer und Helm. Dann kamen die Knappen, Bischöfe und Geistlichen, dazu ein Trupp von Captain Bolts Männern, gefolgt von weiteren Soldaten, um die mit den sperrigen, eisernen Schatzkisten beladenen Maultiere zu bewachen. Das Ende bildeten die höheren Bediensteten, gefolgt von den einfacheren, den Ladekarren und schließlich den Pilgern.
    Aber nach und nach, während Tag um Tag ohne unerwünschte Geschehnisse verging, setzte eine allgemeine Entspannung ein. Je tiefer sie in dieses so wunderbar zum Jagen geeignete Land eindrangen, desto mehr Leute, darunter sogar einige Bedienstete, ergaben sich ihrer Leidenschaft für die Jagd und folgten entweder Lord Ivo oder Sir Nicholas in die

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