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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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ich denk, Master Tom?«, fragte Martin.
    Der Stallmeister saugte an seinen Zähnen. »Jakobsgeiskraut.«
    »Das iss es, was auch ich meine.«
    Master Tom wandte sich an Adelia. »Habt Ihr die arme Kreatur am Wegesrand grasen lassen, während Ihr auf ihr saßt?«
    »Nein … nun, nicht viel. Und nicht, wo Jakobsgeiskraut stand.« Sie kannte die Pflanze. Das überall sichtbare gelbe Kraut war von Menschen und, wie es schien, auch von Pferden zu meiden. »Ich hätte es sie nicht fressen lassen, hätte ich es gesehen.«
    »Nun, dann hat’s ihr irgendein Mistkerl gegeben, und zwar jede Menge davon, über eine schöne lange Zeit. Sonst wäre sie jetzt nicht in diesem Zustand. Als wir Caen verlassen haben, war sie munter wie ein Floh.«
    »Nachts dann, denkt Ihr?«, fragte Martin.
    »Könnte sein, könnte sein«, sagte Master Tom. »Frisch hätte sie’s sicher nicht angerührt …«
    »… und getrocknet verliert es seinen Geschmack«, beendete Martin den Satz für ihn.
    »Aber was für ein Dreckskerl tut das einem Pferd an?«
    »Was kann man für sie tun?«, fragte Adelia. So wenig Interesse sie normalerweise an Pferden hatte, war sie mit dieser Mähre doch nun schon ein ganzes Stück zusammen, und es schmerzte sie mitanzusehen, wie das Tier litt. Allie würde wissen, was zu tun ist, dachte sie.
    Master Tom zuckte mit den Schultern. »Nichts. Nicht bei dem Gift. Von ihrem Übel erlösen können wir sie, sonst nichts.«
    Juno wurde in eine Waldung gebracht, und ihr Leben endete mit einem schnellen Schnitt durch die Kehle. Der Bischof von St. Albans strengte sofort eine Untersuchung an, allerdings ohne Erfolg. Jemand musste das Pferd seit längerer Zeit nachts im Stall systematisch vergiftet haben, was nur heißen konnte, dass es jemand aus dem Tross der Prinzessin gewesen war.
    »Das arme Tier«, sagte Lady Petronilla abends laut über den Tisch hinweg zu Adelia. »Ihr müsst Euch schrecklich fühlen, nachdem Ihr so wütend darauf wart, seit ihr neulich runtergepurzelt seid.«
    »Ich war wütend auf mich, nicht auf das Pferd.«
    Es hatte keinen Sinn, dass Captain Bolt und Rowley darauf hinwiesen, Mistress Adelia habe ihr Pferd abends immer den Pferdeknechten überlassen und sei deshalb frei von allem Verdacht, es mit Jakobsgeiskraut gefüttert zu haben. In der Reisegesellschaft blieb der Eindruck zurück, Adelia habe ihr Pferd verflucht, das daraufhin als Einziges von allen gestorben war.
     
    Wie Scarry an diesem Abend zu Wolf sagt: »Es beginnt.«
     
    Am Ende bekam Adelia doch eine Erklärung des Rätsels um Sir Nicholas und die Schuhe, und zwar als es erneut zu einer nächtlichen Störung kam, dieses Mal in der Abtei Saint-Sauveur in Redon, auf dem Weg nach Aquitanien, dem Herzogtum, das einmal Königin Eleonor gehört hatte, durch ihre Heirat aber an Henry Plantagenet übergegangen war.
    Adelia und die drei Hofdamen im Bett sowie ihre Zofen auf ihren Strohsäcken hörten den aufgeregten Schrei einer weiblichen Stimme und darauf laute Aktivitäten draußen vor ihrem Zimmer. Kurz darauf flog die Tür auf, und Lady Petronillas Zofe Marie kam wimmernd herein.
    »In Gottes Namen, Marie«, sagte Lady Beatrix mürrisch, »was ist denn los?« Sie sah zur Stundenkerze auf dem Nachttisch hinüber, die erst zur Hälfte heruntergebrannt war. »Es ist ja noch mitten in der Nacht.«
    »Diesmal hat er’s mir angetan, M’lady«, schluchzte Marie. »Einen fürchterlichen Schreck hat er mir eingejagt, und seht doch nur!« Sie hob ein Bein, um zu zeigen, dass sie an einem Fuß keinen Schuh mehr trug.
    »Wer hat was getan? Und wo warst du?«
    »Da war ein Geräusch draußen auf dem Gang, M’lady, und ich bin aufgestanden, um die Tür aufzumachen, weil ich dachte, einer der Hunde sei ausgesperrt worden, aber da war nichts. Also bin ich den Gang ein Stück runter, und oh, M’lady, da war überhaupt kein Hund, es war Sir Nicholas.«
    »Oje!«, sagte Lady Petronilla. »Aber mach dir nichts draus! Und Ihr, Mistress, bleibt hier, das ist nichts, womit Ihr Euch beschäftigen müsstet!«
    Aber Adelia hatte sich bereits in einen Umhang gewickelt und lief hinaus, um zu sehen, was es gab. Boggart, die auch die Posaunen des Jüngsten Gerichts nicht hätten aufwecken können, blieb schlafend zurück.
    Der Bischof von St. Albans stand auf dem Gang und beobachtete eine merkwürdige Prozession zur Treppe hinüber, die durch den Turm zu den Quartieren der Männer führte.
    Zwei bewaffnete Männer, einer von ihnen Captain Bolt, stützten den

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