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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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hat mich mein ganzes mathematisches Vermögen gekostet, unsere Ankunft zeitlich richtig zu fixieren. Ich hatte schon Angst, unsere Verspätung würde uns um weitere acht Stunden zurückwerfen.«
    »Hoffen wir, dass es noch eine Weile bei der Ebbe bleibt«, sagte O’Donnell, »denn, wie ich höre, kommt die Flut mit dem Tempo eines galoppierenden Pferdes.«
    Tatsächlich begann das Wasser bereits um Räder und Fesseln zu wirbeln, als sie zu dem seltsamen Berg hinüberfuhren, auf dem Mönche seit Tausenden von Jahren an der Fertigstellung eines Gebäudes arbeiteten, das der Erzengel Michael dem ersten Abt zu bauen aufgetragen hatte.
    Die Mühen waren nicht umsonst gewesen. Aus der Ferne sah es aus, als hätten riesige Kerzen auf der Spitze des Berges gestanden, und das herunterlaufende Wachs wäre zu wunderschön gewundenen Formen erstarrt.
    Es war ein heißer Tag. Der August verströmte alle Hitze, die er verströmen konnte, und es war eine große Anstrengung für Mensch und Tier, nach den langen, Schweiß treibenden Stunden der Reise die mit Stufen durchsetzte Straße zu erklimmen. Aber die Aussicht auf die Kühle des schönen Gebäudes über ihnen spornte sie an, genau wie die sanfte Brise, die vom Wasser zu ihnen heraufwehte, und der schwindlig machende Ausblick auf Bucht und Küste mit dem darüber aufgehenden vollen Mond.
    Abt und Mönche erwarteten sie, um sie zu begrüßen. Bei jeder neuen Ankunft würde es Geistlichkeit geben, Begrüßungen und Vorstellungen – und unausweichlich eine Dankesmesse für die sichere Ankunft Joannas. Es folgte ein Bankett unter Gewölbedecken (und mit reichlich Trinksprüchen), bevor die arme kleine Prinzessin und ihre gähnende Gefolgschaft endlich ins Bett durften. Am nächsten Morgen musste sie sich Kloster, Kreuzgang und die vergoldete Statue des heiligen Michael ansehen und vor wertvollen Reliquien niederknien, bevor es Zeit wurde, erneut aufzusitzen und weiterzureisen.
    So, oder ähnlich, würde es immer gehen.
    Wir kommen nur zentimeterweise voran, dachte Adelia. Allie, oh, Allie.
     
    Am Ende des vierten Tages der Reise, als ihr Mansur abzusteigen half, was immer mit Schwierigkeiten verbunden war, machte Adelias Pferd plötzlich eine Seitwärtsbewegung, und ihr rechter Fuß verhakte sich im Steigbügel. Mansur wankte unter ihrem unerwarteten Gewicht, und einen Moment lang hing sie kopfüber da, und ihr Schleier fegte durch den Schmutz.
    Lady Beatrix, Lady Petronilla und Mistress Blanche stiegen die kleine Leiter ihrer güldenen Kutsche herunter und drängten sich so erfreut wie mitfühlend um Adelia. »Habt Ihr Euch etwas getan, Ihr arme Seele? Oh, Liebste, wie peinlich!«
    Das war es tatsächlich. Einen Moment lang, bis Mansur ihr wieder aufhalf, durfte eine kleine Gruppe Männer, darunter Captain Bolt, Vater Adalburt, Admiral O’Donnell und der Bischof von St. Albans, den Anblick von Adelias weißem Unterzeug genießen und dazu einen Ausbruch saftiger Marschlandflüche auf das Reiten im Allgemeinen und Damensättel im Besonderen.
    Am nächsten Morgen, als sie Richtung Stallungen humpelte, einen neuen Tag des Leidens vor sich, stieß sie auf Captain Bolt, der einen anderen Sattel als ihr gewohntes Marterwerkzeug auf den Rücken ihres Pferdes schnallte. Es war ein kleines Ding, mit rotem Leder gepolstert und hinten hoch aufragend, um den Rücken des Reiters zu stützen.
    Er unterbrach ihren Dankbarkeitsausbruch. »Ich fürchte, der ist eigentlich für einen Jungen gemacht, Mistress. Sie werden sich rittlings auf das Pferd setzen müssen.«
    »Das ist mir gleich. Wo habt Ihr ihn her?«
    »Von mir ist er nicht. Wir sind vor einer Weile an einer Sattlerei vorbeigekommen, und jemand …« Er senkte die Stimme, Bolt war ein alter Freund des Bischofs und Adelias und wusste um deren Beziehung. »Dieser Jemand hat ihn dort gesehen. Er war für einen jungen Lord gedacht, aber der hat ihn nie abgeholt,und so hat dieser Jemand ihn für Euch gekauft.«
    Rowley. Oh, Gott segne ihn!
    Der Captain zog den Gurt noch etwas strammer und sagte: »Ich werde verbreiten, dass selbst Königin Eleonor manchmal im Männersattel reitet. Ich weiß das. Als sie damals vorm König ausgerissen ist, und ich musste sie jagen, um sie zurückzuholen, Gott, hilf uns, da hatte ich ganz schön Schwierigkeiten, sie zu erwischen.«
    »Danke. Und bitte dankt auch dem unbekannten Jemand!«
    Bolt half ihr auf ihren Zelter. »Das wird Euch davon abhalten, Euch den Hals zu brechen, genau wie das dritte Gebot.«

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