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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Wälder.
    Captain Bolt mochte die Stirn in Falten legen und seinen Männern derlei verbieten, den Rest ergriff eine wachsende Willfährigkeit, der er, da der Bischof von Winchester nur ein Lächeln dafür hatte, nicht Einhalt zu gebieten vermochte.
    Selbst Vater Adalburt fand Geschmack an den Jagdausflügen und schloss sich ihnen mit seinem Gaul verschiedentlich an, ging aber immer wieder verloren und musste mehr als einmal gesucht und zum Zug zurückgebracht werden.
    Dazwischen hielt die gesamte Kavalkade immer wieder an, um Prinzessin Joanna zuzusehen, wie sie ihren Habicht fliegen ließ. Der Applaus für sein Künste war groß.
    Unausweichlich bildeten sich unter den einfacheren Bediensteten nach und nach Freundschaften, auch Feindschaften entstanden, sodass der Zug an manchen Stellen dünner wurde, dafür an anderen aber anschwoll, ganz so, als hätte eine Schlange verschiedene Beutestücke verschluckt, die sie nun verdaute.
    Um die Musiker herum waren immer Leute, während der Wagen des Schmieds meist allein dahinfuhr, war der Kerl doch ständig mürrisch und schlecht gelaunt und behandelte nur die Pferde gut, die er beschlug.
    Neckende, flirtende Soldaten sammelten sich um den Bereich der Wäscherinnen und Zofen, was selbst Captain Bolt erlaubte, solange die Streifen nicht vernachlässigt und die Schatzkisten und das Ende des Zuges bewacht wurden. Die meisten seiner Männer seien Söldner, sagte er, und hätten sich weiblichen Trost zu suchen, wo sie nur könnten.
    Die oberste Wäscherin jedoch, eine massige Person mit Warzen und einem bibeltreuen Religionsverständnis – sie schrak jedes Mal in heiliger Entrüstung zurück und murmelte Psalmen, wenn Mansur sich ihr näherte –, verscheuchte die Männer. Sie sorgte sich um die Keuschheit ihrer Mädchen und begleitete sie sogar in den Wald, wenn sie bei einer Rast dem Ruf der Natur folgten.
    Die Frau war Engländerin, hieß Brune und hatte Eleonor über viele Jahre die Wäsche gemacht, während derer sie sich mit Joannas Kinderfrau angefreundet hatte. Die Länge ihrer Dienstzeit und ihre königliche Herrschaft bestimmten ihre hohe Meinung von sich selbst. »Meine Mädchen werden sich ihre Jungfernschaft unserem Herrn und Gott zuliebe erhalten«, hörte man sie salbungsvoll einem wohlwollend nickenden Vater Guy sagen. »Genau wie ich sie mir erhalten habe.«
    »Als ob es«, sagte Captain Bolt, »irgendwen gäbe, der sie ihr nehmen wollte.«
    Abends gingen Mansur und Adelia zur Prinzessin, wo Doktor Arnulf meist schon dabei war, nach deren Gesundheit zu sehen. Sie prüften den königlichen Puls und untersuchten den in Fläschchen aufgefangenen königlichen Urin. Tags jedoch ritten sie weiter hinten im Tross, fern von den ihn anführenden Nobilitäten. So konnte auch Ward neben ihnen herlaufen, ohne dass er und Adelia unter den Sticheleien der Hofdamen zu leiden hatten, und Mansur entging der Bösartigkeit des Sarazenen hassenden Vater Guy.
    Ihre neue Reiseposition machte sie zumindest bei denen vom einfachen Volk beliebt, die krank waren oder sich verletzt hatten und feststellen mussten, dass Doktor Arnulf es für unter seiner Würde hielt, sie zu behandeln.
    »Cap’n Bolt sagt, ich soll zum schwarzen Doktor gehen«, sagte James, der Stellmacher, zu Adelia, als sie seinen gebrochen Finger schiente. »Der andere, dem sind die Armen egal. Der Mistkerl wollte Geld.«
    Für Adelia lag der Hauptvorzug des weiter hinten Bleibens darin, dass Rowley von Zeit zu Zeit kam und neben ihr ritt. Da waren wertvolle Momente für sie beide, wenn er so tat, als hielte er mit Mansur einen Schwatz auf Arabisch.
    Wann immer er die Zeit erübrigen konnte, gesellte sich auch Locusta zu ihnen, der ihre Gesellschaft offenbar der aller anderen vorzog und über Sizilien reden wollte.
    Auch Ulf begleitete sie manchmal. Andere Pilger hatten Freunde unter den königlichen Bediensteten gefunden. Warum sollte er es ihnen nicht nachtun?
    Und wenn er nicht gerade jagte, kam auch Vater Adalburt, was eine Überraschung war und kein ungetrübtes Vergnügen. Der Mann war ein Narr. Weil er Latein und Englisch sprach und kaum einmal jemanden traf, der eines von beiden nicht konnte, staunte er, wenn Leute ihn nicht verstanden. Immer wieder sprach er Mansur langsam und mit lauter Stimme an und konnte es kaum fassen, wenn er keine Antwort erhielt.
    Alles Neue erstaunte ihn. Als sie einmal an einer Korkeichenplantage vorbeikamen und er fragte, was das denn für Bäume seien, wies er die Antwort zurück

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