Der Fluch des Andvari (German Edition)
Toten das Blut entzogen wurde?“
„Woher haben Sie diese Information?“
„Das ist ein klares ‚ja‘, nicht wahr?“
„Hannah ... ich weiß nicht, mit wem Sie darüber gesprochen haben, aber ich muss Sie warnen. Auch wenn Ihre journalistische Neugier geweckt ist, seien Sie vorsichtig, mit wem Sie in Kontakt treten. Sie sollten sich aus dieser Sache heraushalten.“
„Ich danke Ihnen für den Rat, Herr Röwer.“
„Es ist nur zu Ihrem eigenen Schutz.“
„Ich passe schon auf mich auf.“
„Überlassen Sie die Arbeit der Polizei.“
Hannah lachte. „Dann lösen Sie den Fall rasch, Herr Kriminaloberkommissar, damit die Frauen dieser Stadt wieder ruhig schlafen können.“
Röwer erwiderte streng: „Das werde ich. Und ich lasse nicht zu, dass Ihnen oder Ihrer Tochter etwas geschieht. Darauf haben Sie mein Wort.“
Es berührte sie. „Jetzt will ich Sie aber nicht länger von der Arbeit abhalten. Lassen Sie uns morgen wieder telefonieren.“
„Ja, das machen wir. Ich wünsche Ihnen eine ruhige Nacht, Hannah.“
Sie verabschiedeten sich. Langsam legte Hannah das Telefon auf den Schreibtisch. Röwer war besorgt um sie, was ihr ein beruhigendes Gefühl vermittelte. Er schien keiner der überarbeiteten Polizisten zu sein, die sich nicht besonders um die privaten Sorgen der Betroffenen kümmerten. Gleichzeitig hatte er ein großes persönliches Interesse an dem Fall. Sein Leben war in Gefahr.
Ihr Blick fiel auf die ausgedruckten Presseberichte und Spekulationen. Was für ein Zündstoff sich dahinter verbarg: eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes. Röwer hatte Recht - sie musste vorsichtig sein. Sie war keine Polizistin. Jemand im Umfeld der Gruppe hatte Interesse an ihr, davon zeugte der Brief. Was sie wollten, lag nach wie vor im Dunkeln.
Angst stieg in Hannah hoch, Angst um ihre Tochter und sich selbst. Es war diese Ungewissheit. Aber sie wollte nicht davonlaufen. Sie musste sich der Gefahr stellen!
Dienstag, 25. April
Die Nacht war vorüber. Ein Rausch voller Leidenschaft. Röwer hatte unglaubliche Höhen erlebt, wollüstige Gefühle, die er mit seiner Partnerin geteilt hatte. Jetzt stand er unter der Dusche und genoss das Prickeln des lauwarmen Wassers. Solch einen guten Sex hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Sie kannten sich erst zwei Tage, seit der Begegnung auf der Ronneburg. Es hatte vom ersten Moment an geknistert. Gestern Abend hatte die Brünette vor seiner Tür gestanden - und sie waren im Bett gelandet.
Die Tür der Duschkabine öffnete sich, die Frau trat in die Wanne. Sanft schmiegte sie ihren Körper an seinen, drängte den Mann gegen die nassen Kacheln. Beide küssten sich, streichelten sich. Sie half ihm, er drang in sie ein. Genussvoll und stöhnend trieben sich beide zum Höhepunkt. Ihre beiden Körper zuckten heftig.
Es fiel Röwer nicht leicht, schließlich loszulassen, aber er musste wohl oder übel. Seine Kollegen warteten im Präsidium. Das morgendliche Briefing stand bevor. Noch ein letzter Kuss, dann verließ er die Dusche.
Rasch ging er ins Schlafzimmer und zog sich an. Viel hatten sie in den vergangenen Stunden nicht miteinander gesprochen, der Sex hatte im Vordergrund gestanden. So wusste die Brünette bislang nur, dass er bei der Polizei arbeitete und geschieden war. In seinen aktuellen Fall hatte er sie natürlich nicht eingeweiht.
Als er in der Küche noch einen Kaffee trank, erschien die Frau in ihrer engen, schwarzen Lederhose und Stiefel darunter. Der violette Pullover spannte sich über ihre Brüste.
„Ich wünsche dir einen schönen Tag, mein Süßer“, flötete sie verführerisch.
„Sehen wir uns heute Abend?“
„Hm.“ Sie überlegte und sah ihn an. „Das wird schwierig.“
„Wieso?“
„Ich gehe heute Abend aus. Aber ...“
Er schaute sie erwartungsvoll an.
„Sag, kannst du bowlen?“
„Klar.“
„Dann hol ich dich um sieben ab. Aber mach pünktlich Feierabend, wenn du mitkommen willst. Danach gehöre ich dir.”
Es erregte ihn, so wie sie es betonte. Sie küsste ihn noch einmal, dann wandte sie sich ab und verließ die Wohnung. Vergnügt blickte Röwer ihr nach. Seine einsamen Nächte waren vorbei.
Eine halbe Stunde später traf der Kommissar im Präsidium ein. Sein Chef hatte die Kollegen bereits zum Briefing versammelt. „Schön, dass du auch schon da bist, Jochen”, äußerte er verstimmt. „Dann können wir endlich anfangen.”
„Entschuldigung”, erwiderte Röwer regungslos und setzte sich an den großen Tisch.
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