Der Fluch des Andvari (German Edition)
Geschichten über Menschen bekannt, die junge Frauen oder Männer töteten, um ihr Blut zu trinken oder darin zu baden, wie die ungarische Fürstin Báthory aus dem 17. Jahrhundert. Vampirismus hatte viele grausame Formen, von denen Bram Stoker mit seinem Roman über den Grafen Dracula nur einen kleinen Teil darstellte und damit in der westlichen Welt das gängige Bild eines Vampirs geprägt hatte.
Da öffnete sich die Wohnungstür. „Hallo, Mama“, rief ein Mädchen.
Rasch ging Hannah in den Flur hinaus. „Hallo, mein Schatz.“
Sie küssten sich auf den Mund.
„Alles klar bei dir? Wie war dein Reiten?“
„Schön.“
Hannah half Julia, die Reitstiefel auszuziehen.
„Und nun duschen und umziehen“, bat sie. „Ich mach uns das Abendessen.“
„Ich hätte gerne Nudeln.“
„Sollst du bekommen, Prinzessin.“
Schnell verschwand Julia im Badezimmer. Hannah ging in die Küche und bereitete die Spaghetti zu, dazu einen Rucola-Salat. Derzeit stand ihre Tochter auf Nudeln in allen Variationen. Eine viertel Stunde später saßen sie am Tisch zusammen und aßen.
„Wie war es denn mit deinem Dichter heute?“, fragte Julia unbekümmert.
Hannah sah sie verdutzt an.
„Na, mit Herrn Röwer“, ergänzte sie verschmitzt.
„Ach so. Es war ganz nett.“
„Mehr nicht?“
Hannah wurde ernst. „Nein, mehr nicht. Julia ... ich weiß, dass du deinen Papa vermisst, aber ich mache nicht noch einmal denselben Fehler. Röwer ist Gast des Verlags und wir werden uns sicherlich noch öfters sehen in den nächsten Tagen.“
„Ich mag ihn“, ergänzte Julia spontan.
„Wirklich?“
„Er ist nett zu dir.“
Hannah schmunzelte. „Ja, aber nur nett sein, das reicht bei weitem nicht für eine Partnerschaft. Und nun wollen wir nicht mehr über ihn reden. Okay?“
„Okay.“
„Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“
„Ja.“
Hannah verließ sich auf das Wort ihrer Tochter; sie war eine fleißige Schülerin. „Möchtest du einen Nachtisch?“
„Nein. Spielst du jetzt eine Partie Schach mit mir, Mama?“
„Gern, Prinzessin.“
„Super.“
Julia sprang auf und lief in ihr Zimmer. Ihre Tochter war ihr weit überlegen beim Spiel, nur selten gelang Hannah ein Sieg. Vergnügt räumte Hannah das Geschirr in die Spülmaschine. Rasch entkorkte sie noch eine Flasche Merlot, schenkte sich ein Glas ein und ging damit zu ihrer Tochter. Julia hatte bereits das Herr-der-Ringe-Schachbrett aufgebaut.
Fast zwei Stunden spielten sie miteinander, bis es Zeit für Julia war, ins Bett zu gehen.
Jetzt konnte der Abend beginnen. Hannah schenkte sich erneut Wein nach und setzte sich an ihren Schreibtisch. Dort lagen noch immer die Ausdrucke der vergangenen Woche über die Mordserie. Die Realität hatte sie wieder eingeholt. Sie war nun ein Bestandteil des Falls. Ob der Kommissar ihren Brief schon analysiert hatte, überlegte sie.
Als sie zum Telefonhörer griff, klingelte es.
„Hallo. Hier ist Röwer“, grüßte der Kommissar beschwingt.
„Hallo. Das ist aber ein Zufall. Ich wollte Sie auch soeben anrufen.“
„Tatsächlich?“
„Ja, wegen des Briefes“, wurde sie sofort ernst. „Haben Sie schon etwas herausgefunden?“
„Ja, einen wichtigen Punkt. Ihr Brief ist nicht völlig identisch mit denen, die die Opfer bekommen haben. Die Form ist gleich, aber es gibt einige unterschiedliche Textpassagen.“
„Und was heißt das?“
„Unsere Spezialisten arbeiten noch daran. Leider kann ich Ihnen im Moment nichts Konkretes sagen.“
„Das heißt, mein Brief ist nicht von diesen Mördern?“
„Das ist schwer zu sagen. Vielleicht haben Sie Recht. Aber vielleicht ist es auch - wir müssen abwarten.“
„Bin ich jetzt in Gefahr oder nicht?“
„Zumindest scheinen sie aus irgendwelchen Gründen von Interesse für diese Gruppe zu sein.“
Hannah atmete einmal tief durch. „Konkreter geht’s nicht?“
„Nein. Ich wünschte, ich könnte Ihnen etwas anderes sagen.“
„Na ja.“
„Sonst alles in Ordnung bei Ihnen, Hannah? Wie geht es Ihrer Tochter?“
„Uns beiden geht‘s gut“, antwortete sie knapp. „Und Sie? Sind Sie noch im Büro?“
„Nein, ich bin zu Hause. Aber ich brüte schon den ganzen Abend über der Akte meines Onkels. Er hat viele handschriftliche Notizen beigefügt, die schwer zu lesen sind. Er hatte eine furchtbare Handschrift.“
„Würden Sie mir noch eine Frage beantworten, Herr Röwer?“
„Wenn ich kann.“
Sie zögerte einen Moment. „Stimmt es, dass den Körpern der
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