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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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der Tür. Röwer sah auf den Tischwecker. 15 Uhr. Das musste der Wissenschaftler sein, den er zur Begutachtung der alten Schriftstücke bestellt hatte. Der Kommissar erhob sich und bat seinen Gast herein. Ein älterer Mann mit weißem Haar und Brille betrat das Büro.
    „Ich grüße Sie, Herr Professor.“
    „Guten Tag, Herr Röwer.“
    Er bot ihm einen Stuhl an. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“
    Der Kommissar kannte den Professor von einem früheren Mordfall, als es sich ebenfalls um alte Handschriften gehandelt hatte. Er war ein anerkannter Fachmann auf diesem Gebiet und zudem sehr bewandert in Kryptographie. Von ihm erhoffte sich Röwer mehr Aufschluss über die altertümlichen Texte.

    Es nieselte, als Hannah die Saarstraße nach Finthen entlangfuhr. Ihre Tochter hatte wie erwartet den Bus genommen und war nach der Schule direkt zum Reiterhof gefahren. Es passte Hannah nicht, aber sie hatte Julia nicht davon abhalten wollen.
    Bevor sie den Verlag verlassen hatte, hatte sie noch kurz mit Beate gesprochen. Sie hatte ihr das endgültige Layout für den Buchumschlag gezeigt. Immer wieder sah Hannah das Gesicht ihrer Freundin vor sich, das strahlende Lächeln dieser hübschen Brünetten. Sie konnte es Röwer nicht verdenken - Beate war eine reizvolle Frau. Hannah wollte nicht glauben, dass er ihr erster ernsthafter Liebhaber war. Was für merkwürdige Gedanken, durchzuckte es Hannah. Noch nie hatte sie derartige Überlegungen über ihre Freundin angestellt. Ein Kribbeln erfasste ihren Körper. Empfand sie doch mehr für Beate? War da vielleicht ein Hauch von Eifersucht auf den Kommissar?
    Hannah fuhr weiter, bis sie den Reiterhof am Stadtrand erreicht hatte. Ein weißer VW Transporter parkte an der Zufahrt, doch sie beachtete ihn nicht. Die beiden Ställe und das Wirtschaftsgebäude erschienen in ihrem Blickfeld. Zwei Jeeps standen auf dem Parkplatz. Kein Mensch war zu sehen. Nieselregen nässte Hannahs Haar, als sie ausstieg. Heute schien es keinen Reitunterricht zu geben. Das Gelände wirkte einsam. Wo mochte ihre Tochter sein? Der Bus war vor etwa zehn Minuten angekommen, und an der Haltestelle hatte sie sie nicht gesehen. Unschlüssig überquerte Hannah den Parkplatz, der voller Pfützen war. Der Wind rauschte durch die Laubbäume. Das Wiehern der Pferde drang aus den Ställen. Hannah entschied sich, dort als erstes nachzusehen. Ein Mann schichtete Heu mit einer Mistgabel.
    „Hallo. Entschuldigen Sie, bitte“, sprach sie ihn an.
    Er unterbrach seine Arbeit und blickte sie fragend an.
    „Wo sind denn die Mädchen?“
    „Die sind alle im Haupthaus. Zu schlechtes Wetter zum Reiten heute.“
    „Danke.“
    Rasch verließ sie den Stall. Der Regen verstärkte sich. Die dunklen Wolken hingen tief. Dicke Tropfen klatschten auf Hannahs Lackjacke. Sie zog sich die Kapuze über, während sie in Gedanken versunken den schlammigen Platz überquerte.
    Plötzlich wurde Hannah von hinten gepackt. Erschrocken schrie sie auf. Harte Arme griffen nach ihr. Erst jetzt bemerkte sie den VW Transporter, der mit laufendem Motor neben ihr wartete. Der maskierte Mann zerrte sie zur offenen Seitentür. Hannah wandte sich, strampelte.
    „Hilfe!“, schrie sie. „Was …?“
    Eine große Hand verschloss ihren Mund fest. Hannahs Schrei erstickte in einem Gurgeln. Panik überkam sie, denn sie hatte keine Chance gegen den Mann. Er war zu stark. Vergeblich wehrte sie sich.
    „Bist du verrückt?“, hörte sie den zweiten Maskierten im Wagen schimpfen. „Du weißt doch, was der Boss gesagt hat.“
    „Der geile Rotschopf gehört jetzt mir“, keuchte der Mann unter der Maske, während er noch immer versuchte, sein strampelndes Opfer auf die Pritsche zu ziehen.
    Hannah erkannte die Gier in den Worten. Das war keine simple Entführung. Verzweifelt stöhnte sie auf.
    „Du bist ja eine Wildkatze“, amüsierte sich der Mann. „Das macht mich richtig scharf.“
    Von hinten begrapschte er ihre Brüste unter der Jacke. Hannah wimmerte.
    „Du bringst uns in Teufelsküche“, protestierte der andere Maskierte wiederholt.
    Da öffnete sich die Tür des Haupthauses. Julia erschien in der Öffnung. Ihr Blick irrte durch den heftigen Regen.
    „Schnapp dir das Gör“, herrschte der Mann seinen Kumpel an, „und dann nichts wie weg.“
    Nein, schrie Hannah innerlich auf. In ihr erwachte der Überlebenswille. Nein - nicht ihre Tochter! Sie strampelte mit ihren Beinen, trat nach ihrem Entführer.
    In diesem Moment kamen zwei Reitlehrer zur Tür,

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