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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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Griff hielt sie fest umklammert. Hannah stöhnte auf, wandte sich heftig, da sie nichts sehen konnte.
    „Still“, raunte ihr eine Stimme zu.
    Es war ein Mann! Seine Hände griffen nach ihren Armen. Er zog sie auf die Füße, legte sie sich über die Schulter. Erneut stöhnte Hannah, wehrte sich gegen seine Griffe, doch der Mann ließ sich nicht beirren. Was hatte er mit ihr vor? War er einer von Steinhagens Handlangern? Wollte er sie jetzt zur Opferstätte bringen? Hannah musste es hilflos geschehen lassen, dass sie aus dem Gebäude getragen wurde. Sie spürte die Kühle der Nacht, die ihren schweißgebadeten Körper umklammerte. Endlos schien der Weg.
    Schließlich ließ der Mann sie behutsam zu Boden gleiten. Hannah zerrte wiederholt an den Fesseln und stöhnte in den festen Knebel.
    „Still.“
    Mehr sagte der Mann nicht. Aber Hoffnung keimte in Hannah auf, dass er sie vielleicht doch retten wollte. Ruhig verharrte sie im Gras. Ihr Herz schlug heftig. Aufmerksam lauschte sie auf jedes Geräusch. Sie hörte das Rascheln seiner Kleidung. Abrupt riss das Klebeband, das Hannahs Körper und die Hände umschloss. Der Mann zerschnitt die Fesseln. Erleichtert stöhnte Hannah auf. Mit zitternden Fingern zog sie sich zuerst die Klebestreifen von den Augen. Sie sah noch, wie der Mann aufsprang und über die Felder davonlief. Seine Gestalt verlor sich in der Dunkelheit. Hannah rief ‚warte‘, doch sie war noch geknebelt. Mit einem Ruck riss sie sich die Klebestreifen vom Mund. Sie schrie vor Schmerz auf, keuchte. Bebend kauerte sie nahe einer Baumgruppe und sah sich um.
    Von dem Mann, der sie befreit hatte, gab es keine Spur mehr. Aber warum hatte er sich ihr nicht zu erkennen gegeben? War es jemand, den sie kannte?
    Das Gehöft zeichnete sich in etwa 200 Metern Entfernung ab. Dort war alles dunkel. Verlassen lagen die Gebäude im fahlen Licht des Mondes. Die Versammlung des Ordens war vorbei. Ihr Vater und Steinhagen waren fort.
    „Paps“, krächzte sie, „warum hast du mir das angetan?“
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte ihm vertraut, all die Jahre. Jetzt war er ein gewissenloser und brutaler Mörder. Wie konnte sie ihm je wieder in die Augen schauen? Der Gedanke an Flucht packte Hannah. Nicht eine Minute länger mehr wollte sie im Haus eines Mörders zubringen. Sie wollte nur noch fort von hier, raus aus der Villa, weg von Hamburg. Aber nicht ohne Julia.

    Endlich hatte Röwer das Gehöft erreicht, von dem sich sein Kollege gemeldet hatte. Der Funkkontakt war vor 20 Minuten abrupt abgebrochen. Das verhieß nichts Gutes. Mit der Waffe in der Hand näherte sich der Kommissar achtsam dem Wagen seines Kollegen. Immer wieder sah sich Röwer um, versuchte, mit seinen Blicken die Dunkelheit zu durchdringen.
    Nach wenigen Schritten stand er bei seinem Kollegen, blickte auf den Fahrersitz. Der Mann saß zusammengesunken am Steuer. Blut lief aus einem Einschussloch an der Schläfe. Der Mann war tot. Wut überkam den Kommissar. Er hatte seinen Kollegen in den Tod geschickt. Er hatte die Skrupellosigkeit seiner Gegner unterschätzt. Sie mussten seinen Kollegen überrascht haben, der Schuss war aus nächster Nähe erfolgt. Vermutlich hatten sie das gesamte Gelände observiert. Andererseits fragte sich der Kommissar, warum sie den Toten hier gelassen hatten? Fühlten sie sich wirklich so sicher?
    Plötzlich krachten Schüsse. Röwer spürte noch den Luftzug an seinem Kopf, als er sich reflexartig fallen ließ. Die Schüsse waren aus den Büschen neben der Straße gekommen. Wieder krachten Schüsse. Glas splitterte. Die Projektile durchschlugen die Seitenscheiben. Stimmen ertönten. Es waren zwei Männer.
    Das war die Antwort. Eine Falle! Die Mörder seines Kollegen hatten auf den Kommissar gewartet.
    Röwer kroch Richtung Motorraum, spähte vorsichtig über die Haube hinweg. Einer der Maskierten rannte mit seiner Uzi auf ihn zu. Der Kommissar drückte sofort ab. Zwei gezielte Schüsse. Die Wucht warf den Mann ins Gestrüpp, wo er regungslos liegen blieb. Sofort kam die Erwiderung durch seinen Komplizen. Die Geschosse blieben im Motorblock stecken. Röwer duckte sich erneut. Der Maskierte rannte Richtung Kofferraum, während er feuerte. Die Kugeln schlugen in die Karosserie ein. Der Kommissar kroch zur Stoßstange. Dann krachten erneut Schüsse, doch sie kamen aus einer anderen Richtung. Der Maskierte schrie auf. Röwer sah, wie er zusammenbrach. Auf der Straße näherte sich ein weiterer Mann, die Pistole im

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