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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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sich. Wo war sie überhaupt? War sie noch immer auf dem Gehöft? Oder hatten die Männer sie bereits an einen anderen Ort gebracht? Geräusche vernahm sie keine wegen der dicken Decken. Gleichzeitig verhinderten sie, dass sich Hannah bemerkbar machen konnte. Steinhagen könnte sie hier liegenlassen und niemand würde es bemerken. Entsetzt stöhnte sie auf, doch es war zwecklos. Sie würde sich nicht allein befreien können. Aber sie wollte nicht aufgeben. Erneut strampelte sie, zerrte an den Fesseln. Schmerzhaft schnitt das Klebeband in ihre Haut. Der Schweiß lief ihr über den Körper.
    Es durfte nicht das Ende sein! Sie dachte an ihre Tochter, wie sie sich nach dem Schachspiel von ihr verabschiedet hatte. Wehmut hatte das Gesicht des Mädchens gezeichnet. Nein, sie wollte nicht glauben, dass sie Julia nie wieder sehen würde. Doch niemand wusste, dass sie hier war. Weder Röwer noch Hansen und vielleicht nicht einmal ihr Vater, der sie in der Villa vermutete. Hannah wimmerte und zitterte. Sie hatte zu viel gewagt!

    Steinhagen war auf dem Rückweg nach Hamburg. Genüsslich lehnte er sich in die weichen Lederpolster des BMW, während sein Chauffeur über die nächtlichen Straßen brauste.
    Die Versammlung des Ordens war äußerst zufriedenstellend verlaufen. Die Brüder waren Steinhagens Ideen zur Umsetzung der wichtigsten Projekte gefolgt und nicht Thors Vorschlägen. Er hatte auf Konfrontation gesetzt und gewonnen. Sein Einfluss war seit heute Abend bedeutend gewachsen. Daran änderten auch die Auseinandersetzung über das Projekt Andvaranaut und die Drohungen des Meisters nichts. Im Gegenteil. Der Disput war ein Zeichen von Thors Machtlosigkeit – eine Offenbarung. Steinhagen hatte alle Trümpfe in der Hand. Er würde den Schatz finden und zu seinem Vorteil nutzen. Davon war er überzeugt, denn vor wenigen Minuten hatte er eine Nachricht erhalten, die ihn frohlocken ließ. Die beiden Ingenieure hatten sich gemeldet und von einem zweiten Stollen in den Höhlen am Binger Loch berichtet. Dort waren sie auf alte Goldmünzen und Waffen gestoßen, die in die Zeit der Burgunder datierten. Eine vielversprechende Spur, die Steinhagen geradezu elektrisierte.
    Nur Brünhild bereitete ihm Sorgen. Vor allem seit dieser Szene in der Tiefgarage. Es war eine Warnung gewesen, sie hätte ihn ohne weiteres töten können. Doch er würde auch diese Schwäche nutzen. Einen solchen Fauxpas würde er sich nicht noch einmal erlauben. Brünhild würde es bald bereuen, ihn nicht getötet zu haben. Gleichzeitig hatte sie eines seiner größten Probleme elegant gelöst: Holler. Der Mann hatte ausgedient.
    Was Jenning betraf, hatte Steinhagen den Verleger nun endgültig in die Knie gezwungen. Jenning hatte den Vertrag für Übernahmeverhandlungen unterzeichnet. Bald würde Steinhagen die Medien völlig beherrschen. Und als Druckmittel hatte er jetzt außerdem Jennings Tochter in der Gewalt. Was für ein glücklicher Umstand. Sie war seine Garantie, dass der Verleger nicht umfallen würde. Bislang wartete sie sicher verpackt in einer Abstellkammer des Gehöfts. Morgen früh würden seine Männer sie holen und an einen sicheren Ort bringen.
    Zufrieden grinste Steinhagen, als er sein erstes Glas Champagner trank. Holler hatte es nicht geschafft, sich Julia Jenning zu schnappen. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals gewesen. Jetzt war ihre Mutter in Steinhagens Gewalt. Sie war in der Tat die bessere Geisel - in vielerlei Hinsicht. Denn es war nicht zu übersehen gewesen, welche Zuneigung Kommissar Röwer und sie füreinander empfanden. Röwer würde seine Nachforschungen sofort einstellen müssen, wollte er das Leben seiner Geliebten nicht gefährden.
    Selbstgefällig griff Steinhagen zum Autotelefon und orderte eine Kiste des besten Champagners und ein Hummerbuffet für seine Ankunft im Hotel. Er wollte seinen Sieg feiern, lustvoll in den Genüssen schwelgen. Und morgen früh würde er nach Bingen aufbrechen, um persönlich die Erforschung des zweiten Stollens zu leiten.

    Mittlerweile hatte Hannah jegliches Zeitgefühl verloren. Vergeblich hatte sie gegen die klebrigen Fesseln angekämpft, aber sie hatten keinen Millimeter nachgegeben. Dennoch wollte sie sich nicht in ihr Schicksal ergeben. Sie musste einen Weg finden.
    Plötzlich wurde Hannah an den Füßen gepackt, der Druck der Decken verminderte sich. Sofort kehrte ihr Überlebenswille zurück. Sie zog ihre Beine an, trat nach der Person, die sie neben sich wähnte. Aber der harte

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