Der Fluch Des Bierzauberers
Andenken ehren. Und wenn deine Tochter und mein Sohn uns die erwünschten Enkelkinder schenken, dann werde ich dich immer in unserem Haus haben.«
Vom Bürgermeister von Esch verabschiedete er sich mit einer Schimpfkanonade und einer passenden Verfluchung: »Verdammter Judas! Auch Euer Körper wird, zusammen mit dem von Tilly und dem unsäglichen Bruder Jakobus, eines Tages in Fäulnis übergehen. Aber dann wird Eure Seele schon längst in der Hölle schmoren, als Lohn für Euren Verrat und Eure Treulosigkeit! Der Teufel selbst ist nicht so hässlich, wie Ihr es im Inneren Eures Wesens seid!«
Die Erwähnung des Jesuiten kam nicht von ungefähr. Den Tag seiner Abreise legte er nämlich so, dass er wie zufällig mit einem erneuten Besuch von Bruder Jakobus in St. Maximin zusammentraf. Denn da war noch eine Rechnung offen, gemäß dem Schwur, den er bei ihrer Ankunft damals geleistet hatte. Endgültig und für alle Zeiten wollte er Magdalenas Geist vertreiben, der ihm immer noch regelmäßig erschienen war. So ritt er in aller Frühe mit seinem Gepäck, das Herz voller Ungeduld, zur Gulfartzpforte. Vorbei am Hospital, wo die Bitburger Bürger ihm und seiner Familie bei ihrer Ankunft das Leben gerettet hatten. Dankbar dachte er an diese erste Zeit in Bitburg zurück. Je näher er St. Maximin kam, desto mehr wuchs sein Hass. Er hatte sich erkundigt, kannte die Räumlichkeiten der kleinen Abteifiliale und wusste, wo er Bruder Jakobus zu dieser Stunde antreffen würde.
»Religiöse Eiferer sucht man am besten in der Nähe des Altars«, hatte sich seine Vermutung durch vorsichtiges Fragen bestätigt.
Behutsam öffnete er die Flügeltür des schweren Eichenholz-Portals, war froh, dass die Scharniere nicht quietschten und schlich leise durch den Kreuzgang in Richtung Kirche. Die erheblich kleinere Tür zum Gotteshaus war nur angelehnt. Knoll drückte die Pforte etwas weiter auf und schlupfte geräuschlos hinein. Die Kirche St. Maximin schien leer zu sein. Gottesdienste für die Bürger fanden hier selten statt, da St. Maximin keine eigene Pfarrei besaß. Ein Mann kniete betend vor dem Altar. Spät, beinahe zu spät, bemerkte er die Gefahr, die ihm drohte. Der erste Schlag streckte ihn bereits zu Boden. Doch Knoll hatte ihn nicht richtig getroffen, im letzten Moment hatte der Jesuit seinen Kopf ein wenig wegdrehen können. Blitzschnell rollte er sich nun zur Seite und sprang auf die Füße. Knoll, überrascht von der Behändigkeit seines Gegners, stürzte auf ihn los. Jakobus sprang erneut zur Seite, ohne selbst einen Angriff zu starten. Knoll lief ins Leere.
Hämisch grinsend zischte der Mönch ihm zu: »Ihr kommt, um Euer verhurtes Hexenweib zu rächen? Dazu solltet Ihr aber wissen: Hier bin ich zu Hause! Dies ist ein Haus Gottes, kein Hexenschuppen.«
Knoll schwieg. Eine Weile schlichen beide in gebückter Haltung umeinander herum; der eine angriffslustig, der andere bereit zur Abwehr. Knoll bewegte sich vorwärts, während Jakobus, aufmerksam den Blick auf jede Bewegung Knolls gerichtet, rückwärts schlich.
Plötzlich stolperte der Jesuitenmönch. Eines der Bretter, auf denen die Gläubigen niederknieten, war ihm im Weg gewesen und er hatte es übersehen. Nur kurz schaute er nach hinten, ruderte mit den Armen und versuchte, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Kurz, aber lange genug für seinen Widersacher. Knoll nutzte die Gelegenheit und warf sich mit aller Kraft, die er zur Verfügung hatte, auf seinen verhassten Feind, schlug ihm seine kräftige Faust mitten ins Gesicht, sodass Jakobus bewusstlos am Boden lag. Er wusste, viel Zeit blieb ihm nicht. Der Lärm, den ihr, wenngleich kurzes, Gefecht verursacht hatte, war sicher nicht ungehört geblieben. Also war Eile geboten.
Und so war das Letzte, was Cord Heinrich Knoll in Bitburg tat, den niedergeschlagenen Bruder Jakobus eigenhändig zu würgen, bis dessen Tod eintrat. Währenddessen murmelte er: »Nun, liebe Magdalena, magst du endlich deinen Frieden finden!«
Dann verließ er schnell Kirche, Stift und Stadt. Denn ein jeder wusste über seinen Weg Bescheid. Und beinahe jeder kannte die Geschichte von Lord Baltimore. Man würde ihn leicht verfolgen und finden können auf seiner Reise nach Amerika, sollte jemand auf die Idee kommen, er habe etwas mit dem Tod des Jesuiten zu tun. Sogar, wenn er nicht in St. Maximin gesehen worden wäre. Die Leute wussten aber zum Glück nicht alles. Zum Beispiel nicht, dass der englische Lord erstaunlicherweise
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