Der Fluch Des Bierzauberers
Rathaus marschiert, fünfzehn oder sechzehn ungefähr, in der Meinung, die anderen Bürger würden schon kommen, wenn sie die Sturmglocke läuten tun. Derweil sind die Barbaren durch die Straßen gegangen und haben den Bürgern, welche aus den Häusern kamen, das Gewehr abgenommen und haben uns dann auf dem Rathaus mit Schüssen attackiert. Alles in allem haben wir uns so gut defendiert, dass keiner keck und kühn genug gewesen ist, zu uns hinaufzukommen. Nach über zwei Stunden Scharmützelei rief der Oberst endlich: ›Fried’, Fried’, Fried’!‹ Wir sollten herunterkommen, keinem werde ein Leid geschehen. Wort gehalten hat er wie ein Hund beim Fasten. Den Bürgern hat er das Gewehr abgenommen, meines habe ich versteckt und behalten. In diesem Scharmützel ist der Bürger Peter Pauli tot geblieben samt einem Knecht, beide wurden verräterisch und mörderisch erschossen, während sie zu ihren Pferden gingen. Auch etliche Musketiere wurden verletzt; ein Rittmeister mit einer Hellebarde gestochen. Mithilfe Gottes werden sie zu ihrer Zeit den Lohn und Preis erhalten, der den Mördern gebührt.
Die schlechten Nachrichten rissen nicht ab:
Am 10. Mai ist der Conte de Luneville mit zwölf Regimentern zu Pferd und zu Fuß allhier um Bitburg gewesen. Bis zum Ende des Monats ist alles verderbt, die Felder zertrampelt.
Als der Vikar der Bitburger Pfarrei St. Peter die Stadt verlässt, nennt Knoll Bitburg wörtlich ›dieses Tal des Elends‹.
Der Friede scheint nah, doch die Kampfhandlungen nehmen zu:
Am 22. Juli hat der Conte de Luneville durch seine Truppen Bettingen plündern lassen. Haben mehr als vierhundert Pferde, tausend Stück Rindvieh, dreitausend Schafe samt allem Hab und Gut den Leut geraubt, zehn Häuser verbrannt und dermaßen marodiert, dass man meinte, die Türken hätten es nicht ärger machen können. Waren aber die Lothringer!
Im selben Monat haben staatische Garnisonen den Ort Speicher des morgens um sieben Uhr attackiert. Die Bauern aber haben sich in der Kirch verschanzt, haben sich tapfer gewehrt und sich und ihr Vieh gerettet. Die Holländer aber haben das Dorf in Brand gesteckt. Fünf Soldaten sind tot geblieben samt einem Leutnant, und viele wurden verwundet.
Auch sind die Franzosen wieder durch die Orte gestreift. Die Pferde zu Mötsch und Maßholder vor den Toren Bitburgs samt dem Rindvieh weggetrieben.
Am 14. September sind die Franzosen mit sechzig Pferden des morgens in Oberweis eingefallen, haben das Vieh nach Bettingen getrieben. Auf sie haben aber vierzig unserer Schützen gewartet, nicht weit vom Welschbilliger Gericht. Sobald diese auf freiem Feld waren, haben wir geschossen wie auch die Franzosen auf unsere Leut, sodass etliche von unseren Bauern verwundet waren und einer tot geblieben ist. Bei denen aber waren vierzehn bis auf den Tod verwundet und fünf gleich tot geblieben, auch drei oder vier Pferde.
Das Jahr des Friedensvertrages kam. Wieder mit Quartiernahmen und Verpflegung für die Soldaten. Aber langsam leerten sich die Lager, scheinbar.
Am 23. März ist der Baron de Chatelet allhier aus dem Winterquartier aufgebrochen und nach den Niederlanden marschiert. Viel Glück auf der Reise, um ja nicht wiederzukommen!
Am 26. März ist der Obrist Hacquefort in das Quartier des Barons Chatelet gezogen, mit seiner Person samt Stab und fünfundzwanzig Reitern. Drei Tage sind wir frei gewesen! Es ist eine kurze Freud’ gewesen. Pro dolor, dass Gott erbarm. Der den Teufel auf den Hals laden tut, wird seiner nicht so leicht quitt. Die Vorigen haben das Fett abgehoben und den Letzten nichts gelassen.
24.
Und dann war tatsächlich Friede!
Kein kleiner, kleinlicher, provinzieller Friede! Nein, der Friede, der große, lang ersehnte, längst überfällige Friede war endlich da. Ein unfassbarer Krieg, der im Streit um den rechten Glauben begonnen hatte, aber zu einem Kampf wilder Räuberbanden ausartete, war vorbei. Gleichzeitig endete auch der achtzigjährige Unabhängigkeitskampf der Niederlande gegen Spanien.
Wenn auch noch nicht alle Verträge unterzeichnet waren, so war doch ab dem 15. Mai mit dem Siegeln und Unterschreiben der zahlreichen Dokumente begonnen worden. Alle Kirchenglocken läuteten, die Pfaffen stimmten ein ›Lobet Gott den Herrn‹ an, jeder auf seine Weise: In Münster die Katholiken, in Osnabrück die Protestanten.
Der Peter-und-Paul-Tag, Ende Juni, war schwül und heiß. Die Blätter hingen matt von den Bäumen, als ob die Luft
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