Der Fluch Des Bierzauberers
sie erstickte, stechende Hitze kroch durch die Gassen der Stadt. Dennoch war es in Bitburg ein Tag der Freude. An diesem Tag verzeichnete Knoll in seinem Tagebuch, nachdem die gute Nachricht, schließlich, mit einiger Verspätung, auch in Bitburg angelangt war:
Dieses Jahr, 1648, am 5. Juni, ist der lang gewünschte, wirkliche, ratifizierte, öffentlich ausgelassene, publizierte und proklamierte, beständige, immerwährende allseits getroffene ewige Frieden zwischen dem König von Hispanien und den vereinigten Provinzen von Holland in der Stadt Luxemburg ganz königlich und pompös proklamiert und ausgefertigt worden, dessen wir billig Gott dem Allmächtigen samt seiner viel gebenedeiten Mutter Maria ewigen Dank sagen sollten. Amen.
Den 29. Juni ist der Frieden allhier publiziert worden mit Freudenfeuern auf St. Maximin, auch der ganzen Bürgerschaft mit vollem Gewehr und fliegenden Fahnen. Gott gebe seinen Segen, dass wir nun wohl leben und selig sterben.
Und endlich, zwischendurch, kam eine weitere gute und lang ersehnte Nachricht:
Am 5. August ist Johann Flügel, der Brauerbursch, wieder nach Bitburg zurückgekehrt. Wacker und gesund. Groß und stark ist er geworden unterwegs. Wie hat die Lisbeth sich gefreut. Von meinem Ulrich keine Spur, aber der Johann sagt, er hat im Böhmischen Arbeit als Bierbrauer gefunden und möchte noch eine Weile dort bleiben. Wir haben gleich mit Christoffel gesprochen und er hat zugestimmt, dass meine Lisbeth seinen Johann heiraten darf. Gott segne sie allesamt.
Johann hatte viel zu erzählen. Mit etwas dichterischer Freiheit berichtete er von seinen und Ulrichs Abenteuern im vom Krieg verheerten Land. Die Mädchen hingen an seinen Lippen, allen voran seine Schwester Sophia, deren Herz durch die Berichte endgültig für Ulrich entflammte. Auch wenn es durch Anekdoten über ihre Amouren, von Johann launig eingeworfen, gleich wieder zu brechen drohte.
Knoll fuhr indes fort mit seinen Aufzeichnungen, denn nicht alle hatten den Frieden mitbekommen:
Am 16. Juni ist der Bandenführer Saint Martin mit siebenundvierzig Pferden, die er bei sich hatte und die er bei Dasburg zwanzig Bauern gestohlen hatte, bei Schweich an der Mosel von ungefähr einhundert Bauern angefallen worden. Unter anderem ist auch er tot geblieben. Die anderen waren meistenteils verwundet. Auch ein Führer der Franzosenräuber ist diesen Monat zu Luxemburg gefangen gebracht und daselbst gerädert worden. Das war der echt verdiente Lohn.
Der Krieg mag vorbei sein, Gewalt, Unruhe und ständige Anwesenheit von Truppen sind jedoch noch lange nicht vorüber.
An Michaelis ist das Dorf Oberkail von einer französischen Partei abgebrannt worden. Der Graf im Schloss dort, Philip Diederich von Manderscheid, hat sich tapfer defendiert und etliche der einhundertfünfzig Franzosen zu Fuß und einhundert zu Pferd, niedergeschossen. Am 9. November ist der Baron de Chatelet wieder allhier ins Winterquartier gekommen, samt Regimentsstab und zwei Kompanien, welche die Stadt und die Propstei logieren müssen, die Stadt zu einem Dritteln, die Propstei zu zweien.
Das Jahr 1649 begann zwar ruhig, aber gewisse Ereignisse wiederholten sich wie zu Kriegszeiten. Nur, dass diesmal sein guter Freund Oetz, der mittlerweile in Bickendorf Postmeister geworden war, ebenfalls mit in die Bredouille geraten war.
Am 11. März ist der Baron de Chatelet aus dem Winterquartier gezogen. Hat Kühe und Pferde samt vielen Bauern wie auch den Postmeister von Bickendorf, Erasmus Oetz, mit sich gefangen geführt für eine unrechtmäßige Forderung. Der Teufel dankt ihnen ihre Arbeit. Gott gebe ihm den Lohn am rechten Ort und zur rechten Zeit.
Oetz wurde bald wieder in die Freiheit entlassen. Währenddessen kamen aus England beunruhigende Nachrichten, die auch Eingang in die Chronik fanden:
Dies Jahr ist der König von England, nachdem er lang mit dem Parlament gestritten hat, von diesem gefangen und enthauptet worden, weil er hat katholisch sein wollen.
Nach diesem Ereignis war die Welt eine andere. Selbst für den Braumeister, der von den Oberen ansonsten nicht viel hielt.
Wenn das Volk nun aber sogar seinem eigenen König den Kopf abschlägt, dann ist es nicht mehr weit bis zum Ende der Zivilisation.
Auch die Lothringer blieben nicht lange friedlich und so musste Knoll bald leider wieder vermerken:
Am 13. April ist der Obristleutnant Montaubant mit einer lothringischen Kompanie hierher zum Logieren gekommen. Von den
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