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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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Dritteln Weizenmalz zu einem Drittel Gerstenmalz. Das sonst übliche Verhältnis war fünfzig-fünfzig. Weizen dafür gab es derzeit reichlich, sowohl aus eigenem Anbau von hier ansässigen Bauern als auch aus Böhmen, wo der Weizen gegen bayerisches Salz getauscht wurde. Aber nicht nur die Fuhrwerke waren begierig auf das Winzer Weißbier, auch in der hiesigen Hoftaverne ›Zum Hacken‹, ging es zeitweise hoch her.

    Der ›Hacken‹ war ein großer Steinbau, mit zwei geräumigen Stuben. In einer befand sich der größte Kachelofen, den die beiden je gesehen hatten, dazu Kammern, auch die eine, in der die Brauer nächtigten, einen Keller und sogar einen Tanzboden. Ausgeschenkt wurde ausschließlich Weißbier. Getreu dem Spruch des alten Aristoteles, dass nämlich Biertrinker im Rausch nach vorn fallen, Weintrinker aber zur Seite, hatte man die Türen so angebracht, dass sie sich nach außen öffneten und somit die Zecher gleich auf die Straße fielen. Beinahe jeden Abend gab es dieses Schauspiel, immer dann, wenn die Sperrstunde nahte. Sogar Ulrich und Johann verloren einmal das rechte Maß. Dies aber nur, weil sie zum Bier noch Branntwein tranken. Der wurde aus dem kümmerlichen Rest des Winzer Weins in der herzoglichen Brennerei hergestellt, nachdem die letzten verbliebenen Weinbauern im Ort sich beim Herzog über die Konkurrenz und das Schankmonopol des Weißbiers beklagt hatten. Daraufhin hatte der Herzog allen Wein einfach aufgekauft, das meiste davon destillieren lassen und den Rest als Deputat an seine Beamten ausgegeben. Die beiden Brauer zahlten dafür, dass sie sich in Versuchung führen ließen, mit einem heftigen Katzenjammer am folgenden Tag, der so schwer wog, dass beide beschlossen, jetzt und auf immer und ewig die Finger vom Branntwein zu lassen.

     
    Ab und zu lud der Bräuverwalter die beiden auch zu sich nach Hause ein. Er wohnte in einem neuen Holzhaus, gleich neben der Brauerei. Da saßen sie Abende lang zusammen und diskutierten über alle möglichen Themen, über Gott und die Welt, den Krieg und das geliebte Bier.

     
    Anfang Juni rief Schorsch seine beiden Brauknechte zu sich. »Ihr müsst euch verstecken. Geht am besten auf die Tenne, da geht der Soyer niemals hin.«

    Die Gesellen blickten begriffsstutzig. »Wer ist der Soyer?«

    »Der Herr Hofkammerrat Jakob Soyer«, korrigierte ihr Vorgesetzter, »ist der Inspektor von der Hofkammer. Der kommt einmal in der Saison vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.«

    Ulrich und Johann verstanden immer noch nicht.

    »Die Hofkammer hat sechzehn Räte zur Beaufsichtigung der wichtigsten herzoglichen Betriebe. Die drei wichtigsten Bereiche sind das Salz, das Bier und die Münze. Unser Herr Rat hört sich unsere Gesuche und Beschwerden an, auch vom Braugesinde, entscheidet meist aber anders.« Jetzt war der Spott nicht zu überhören. »Er entscheidet über Urlaubsgesuche, schlichtet Streitigkeiten und regelt den Ausschank. Und von alledem erstellt er ein ordentliches Protokoll, das ihm die nächste Beförderung sichert.«

    »Du magst ihn nicht, oder?«, stellte Ulrich fest.

    »Nur der Rentmeister ist mir noch verhasster«, erwiderte Schorsch. »Der ist für unsere Finanzen zuständig. Wenn ich Geld brauche, um etwas anzuschaffen, bekomme ich weniger als beantragt. Wenn ich Geld verdiene, nimmt er’s mir weg und gibt es dem Herzog. Sagt selbst, ist das gerecht?«

    Johann und Ulrich schüttelten die Köpfe. »Aber warum sollten wir uns nun verstecken?«, brachte Johann das Gespräch zurück zum Anfang.

    »Weil er nicht weiß, dass es euch gibt. Ich bin mir nicht sicher, ob es der Hofkammer recht wäre, zwei Brauknechte zur Ausbildung hier zu haben, die aus der Rheinprovinz kommen. Unser Herzog hat bisweilen merkwürdige Ansichten, was Spionage betrifft. Unser Herr Baron, der mit dem Hofkammerinspektor befreundet ist, übrigens auch. Der hat mich vor ein paar Jahren angeschwärzt. Dabei habe ich nur die dringend benötigte Braupfanne direkt bestellt. Sonst wäre uns die alte vorher unterm Hintern zusammengekracht und wir wären ohne Bier dagestanden. Na, das hätte einen Ärger gegeben, so gänzlich ohne Bier! Aber einen ordentlichen Tadel habe ich damals von der Hofkammer erhalten. Seither können der Baron und ich uns nicht leiden und ich warte nur auf die Gelegenheit, es ihm heimzuzahlen. Aber, bei aller Freundschaft, euretwegen möchte ich mir nicht noch einen Rüffel einfangen!«

    Ulrich und Johann folgten seinem Rat und verbrachten einen

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