Der Fluch Des Bierzauberers
Baron, der Mistkerl, der hat uns denunziert. Der Herzog weiß doch gar nichts von uns. Dem da oben sollten wir es heimzahlen!«
»Das ist nicht das Ende der Welt«, wiegelte Edelweckh sogleich ab. »Ist zwar schade, weil ich euch ansonsten demnächst als Oberknechte empfohlen hätte. Dann wäre nämlich euer Weg zum Braumeister geebnet gewesen.« Er war ebenso schlecht auf den Baron zu sprechen, fühlte sich dennoch als Beamter seinem Dienst und dem Herzog verpflichtet. »Es gibt noch viele andere Biere zu erkunden und zu lernen. Die Welt ist groß und ihr habt noch längst nicht alles gesehen.«
»Wohin sollten wir gehen?« Ulrich war der Verzweiflung nahe. »Der Krieg ist ja immer noch nicht vorbei.«
»Nichts gegen unser köstliches Weißbier. Aber wenn ihr richtiges Bier, das beste Braunbier, brauen wollt«, fuhr Edelweckh fort, »und wirklich noch etwas dazulernen möchtet, dann solltet ihr nach Böhmen reisen. Die haben den besten Hopfen, erstklassiges Wasser und gute Gerste. Da braucht es kein Weißbier und keinen Bierzwang, um die Leute zum Biertrinken zu bringen. Da bleibt der Branntwein von selbst außen vor.«
Sowohl Johann als auch Ulrich fanden den Vorschlag annehmbar und fragten: »Kannst du uns denn ein Brauhaus empfehlen, oder besser noch: uns für ein Brauhaus empfehlen?«
»Das kann ich, in der Tat: Ich kenne den Faktor der Steinbrauerei in Böhmisch-Steinisch. Die gehört mittlerweile den Silbersteins, das ist alter böhmischer Adel. Ich werde euch ein Empfehlungsschreiben mitgeben, schließlich seid ihr zwei tüchtige, wackere Jungs.«
Zwei Monate noch arbeiteten sie nach Kräften, um bei ihrem Vorgesetzten einen guten Eindruck zu hinterlassen. Besonders Anfang August war ihre Mithilfe auch dringend notwendig. Die Hundstage erzeugten eine ungewöhnliche Hitze und großen Durst, die nur mit enormen Biermengen bekämpft werden konnten. Dann packten sie ihre Sachen.
Aber vorher wollten sie es noch dem verräterischen Baron heimzahlen. Darauf hoffend, dass Schorsch nichts gegen eine Abreibung einzuwenden hätte, zogen sie ihn ins Vertrauen. Der war grundsätzlich angetan von der Idee, stellte jedoch zwei Bedingungen: »Es darf nichts darauf hinweisen, dass ich irgendetwas damit zu tun habe, und außerdem muss der Wasmair auch was abbekommen!« Die Brauknechte nickten verständnisvoll und grinsten. »Ihr wisst schon, wenn bei eurem Streich, was immer ihr ausheckt, zwei Beamte des Herzogs zu Schaden kommen, braucht ihr euch hier nicht mehr blicken zu lassen. Eins muss euch klar sein: Werdet ihr erwischt, wandert ihr geradewegs ins Gefängnis.«
Vor ihrem Abschied, Mitte August 1647, händigte der Braumeister einen Brief aus, schlug ihnen auf die Schultern und wünschte ihnen viel Glück. Dann drehte Edelweckh sich um, grinste maliziös und murmelte: »Ich hoffe, dass die beiden das nicht bereuen werden. Schließlich werden sie für jemand Besonderen arbeiten.«
Ulrich und Johann hingegen freuten sich auf die neue Herausforderung und hatten nicht einmal die leiseste Vorahnung auf das Ungeheuerliche, das dort ihren Weg kreuzen würde.
Während Wasmair und der Baron die beiden Brauknechte wieder auf Reisen wähnten, erhielten beide am nächsten Tag eine Nachricht, die ihnen der Simpel aus Mattighofen, Georg Scharrer, übermittelte. Sie sollten sofort und ›statt des Pferdes‹ – wie Scharrer die Formulierung ›stante pede‹ eigenwillig auslegte, ins Brauhaus kommen. Auf hektisches Nachfragen über den Grund für diese Eile zuckte Scharrer nur mit den Schultern. Der Baron von Schönhub legte trotz der Hitze seinen Rock an – schließlich wollte er nicht mit dem Braumeister fraternisieren –, und ging gemächlich den Schlossberg hinunter. Im Brauhaus traf er auf Wasmair, der ebenso ratlos dreinschaute wie er selbst. Von Edelweckh keine Spur. »Was soll der Unfug?«, pfiff der Baron den Mattighofer an.
»Ich weiß doch nichts«, wehrte der sich seiner Haut. »Ich habe lediglich den Auftrag, dafür zu sorgen, dass die Herrschaften hier an dieser Stelle warten«, wobei er auf eine Stelle neben dem Maischekasten zeigte.
Die beiden Herren rückten unwillkürlich zu dieser Stelle hin, obwohl ihnen nichts ferner lag, als diesem Brauertrottel zu gehorchen. Im gleichen Moment gab Ulrich, der auf dem Malzboden lag und durch ein Astloch nach unten sah, ein Zeichen, und Johann zog an einem Schieber. Sie hatten die Führungsrinnen für das Malz verschoben und so prasselte ohne
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