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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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Vorwarnung auf einmal über eine Tonne Malz auf die Köpfe der beiden verdutzten Opfer. Wasmair ging vor Schreck gleich in die Knie, der Baron folgte Sekunden später. Während sich Johann und Ulrich in den nahen Wald davonmachten, versuchten der Baron und der Bräugegenschreiber fluchend und schimpfend, der Malzkaskade Herr zu werden, die nach einigen Minuten, mangels Malznachschub, sowieso endete. Voller Staub und Körner spuckend stiegen beide mühselig aus dem großen Getreidehaufen auf dem Boden des Brauhauses, in dem sie bis zur Hüfte steckten, klopften sich ihre Kleidung ab und prüften, ob sie verletzt waren.

    In dem Moment fuhr draußen eine Kutsche vor, der der Bräuverwalter entstieg. Er betrat das Sudhaus mit Unschuldsmiene, und bevor die beiden Gedemütigten ihre Schimpfkanonaden loswerden konnten, drehte Edelweckh den Spieß um und verfluchte die beiden sowie diese Sauerei, die sie in seinem Sudhaus angestellt haben. »Das werdet Ihr Korn für Korn wegputzen!«, fügte er mit glänzend gespielter Entrüstung hinzu. Langsam, um den Urhebern des Streichs mehr Zeit zur Flucht zu geben, beruhigte er sich wieder und ließ sich die Geschichte aus Sicht der Opfer schildern. Dann wanderte er durch das Brauhaus, inspizierte mit Kennermiene Malzführung und Schieber und zog die fachmännische Schlussfolgerung: »Der Schieber ist defekt. Ja, Herr Wasmair, da müssen’s mir wohl einen neuen genehmigen!«

    Empörte Blicke des Angesprochenen. »Na, zum Glück gab es keine Verletzungen. Ich werde also davon absehen, der Hofkammer Meldung zu machen. Und Sie, meine Herren, hüllen am besten den Mantel des Schweigens über diesen erstaunlichen Vorfall.«

    Scharrer hielt dicht, trotz gelegentlicher Fragen und Sticheleien von Wasmair und dem Baron, auch dank des großzügigen Taschengeldes, hauptsächlich jedoch aufgrund einer weiteren Ermahnung seines Braumeisters, verbunden mit dem Versprechen, ihn wieder für die Brauerarbeit in Mattighofen zu empfehlen. So hatte er zuerst ausreichend zu tun, das Brauhaus vom Malz zu befreien. Dann durfte er nach Mattighofen zurück, und Edelweckh konnte selbst dafür sorgen, dass im Hacken ausreichend über den angeblichen Unfall gelacht wurde.  

     

     

     

5.
    Nach gelungener Flucht, und als sie sicher waren, nicht verfolgt zu werden, ließen sie sich Zeit, schließlich dauerte der – für Braunbier – braufreie Sommer noch eine Weile. Gemächlich zogen sie durchs Land, über Wiesen und Felder. Sie rissen sich das Wams auf und atmeten aus vollen Lungen die köstlich kühle Luft, die nach Freiheit schmeckte und einmal nicht nach Krieg und Blut. Es gab ausreichend zu essen und die Zeit wurde ihnen unterwegs nicht lang. Ohne eine sichtbare Grenze passiert zu haben, befanden sie sich auf einmal wieder im Habsburgerland, in Böhmen, und hatten Bayern hinter sich gelassen. Der Krieg, der mittlerweile wie ein außer Kontrolle geratener Brummkreisel durch das Reich taumelte, mal hier, mal dort wütete und zerstörte Landschaften hinterließ, aber dennoch langsam an Kraft zu verlieren schien, ging derzeit mit diesem Teil des Reiches einigermaßen gnädig um. Hier, wo vor beinahe dreißig Jahren die ganze unselige Schlachterei begonnen hatte, herrschte im Moment Ruhe. Eine Ruhe, von der niemand wirklich wusste, ob sie nicht doch trügerisch war. Sogar die berühmten Hopfenfelder von Saaz, die jahrelang brach gelegen hatten, wurden bewirtschaftet und lieferten wieder das allseits begehrte grüne Gold. Auch die Brauereien erfreuten sich reger Nachfrage, und so standen die Chancen nicht schlecht für Johann und Ulrich, zu Ende des Sommers 1647 im Süden von Böhmen Brauerarbeit zu finden. Tagelang wanderten sie durch die prachtvollen Wälder der Region um die Stadt Steinisch, in denen sich finstere Nadelwälder mit freundlicheren Buchen- und Eichenwäldern abwechselten. Stets waren sie auf der Hut vor Wölfen und Räubern. Der Herbstwald erstrahlte goldgelb wie Stroh und in einem Rot, das einer Feuersbrunst glich. Getragen wurde das imposante Landschaftsgemälde von mächtigen Baumstämmen, die im diffusen Licht des Waldes wie kupferne Säulen aus dem moosig duftenden Waldboden ragten. Sie schöpften Wasser aus einigen der zahlreichen Quellen, die überall aus den Granitfelsen sprudelten, welche immer wieder unter dem Moos hervor schauten. Nie hatten sie köstlicheres Wasser getrunken.

    »Wenn das Wasser in der Stadt genauso gut ist, muss es ein Vergnügen sein, Bier damit zu

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