Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
Vom Netzwerk:
ebenfalls nicht. Beides trieb ihm beim Lesen Tränen in die Augen. Diese verdammten Hunde, der Jesuitenteufel, von der Horst, von Esch! In der Hölle sollten sie braten.

    Aber zwischen den Zeilen hatte er auch etwas anderes zu lesen geglaubt. Zuneigung, ja sogar Liebe zu ihm, vermeinte er in Sophias Brief zu erkennen. Sollte er darauf eingehen? Natürlich, er mochte sie, waren sie doch Freunde von klein auf gewesen. Sie war ein hübsches, junges Ding von dreizehn Jahren gewesen, als sie von Bitburg aus auf Wanderschaft ausgezogen waren. Wie sie nun wohl aussah? Sicher war sie schon eine schöne junge Dame. Er dachte daran, bei nächstbester Gelegenheit zurückzuschreiben. Den Brief trug er stolz wie einen Schatz in seiner Brusttasche, an seinem Herzen.

    Die Fackeln kamen näher. Ulrich wurde mulmig zumute. Die langsame Art und Weise, wie die Fackeln, Ulrich zählte mittlerweile über zwanzig, die Gasse hinabwanderten, hatte etwas Bedrohliches an sich. Sicher war es nur das Wetter, das alles dramatisch erscheinen ließ, redete er sich ein. Vielleicht aber auch nicht. Spürten die Wachen draußen die gleiche Unsicherheit? Falls ja, so ließen sie es sich zumindest nicht anmerken. Mit stoischer Ruhe verharrten sie auf dem Wachgang und schauten hinaus in die Dunkelheit.

    Je näher der Zug kam, desto mehr Einzelheiten konnte Ulrich erkennen. Es waren einfache Bauern, keine Frage. Aber sie waren bewaffnet. Neben ihren Fackeln trugen sie Spieße, Äxte und hölzerne Gabeln, einige sogar langläufige Flinten. Was ging hier vor? Laut pochte es am Hoftor. Nicht höflich oder zögernd, sondern fordernd. Das Klopfen wurde immer lauter, die Bauern begehrten sofortigen Einlass. Was tun? Der Herr, Theodoras Sohn, war nicht im Schloss, sondern weilte in Wien. War das vielleicht sogar der Grund, warum die Bauern hierher gekommen waren und nicht zum Schloss? Ulrich trat aus dem Sudhaus hinaus, auf den Arkadengang, der in den Hof mündete, sah und lauschte gespannt dem Streit der Wachen mit den Bauern. Nun erfuhr er endgültig, warum die Steinischen Bauern Einlass forderten und wo bei ihnen, neben Kirche und Politik, der Spaß aufhörte.

    »Was ist mit unserer verstorbenen Herrin?«, kamen sogleich die Rufe, nachdem das Tor geöffnet worden war. Die einfachen, zerlumpten Menschen drängten lautstark und gewaltsam in den Hof; die vier Wachen hatten sichtlich Mühe, Einhalt zu gebieten.

    Schließlich wurde der Faktor Dettenwanger gerufen. Der kam, war offensichtlich schon nicht mehr ganz nüchtern – wie so oft seit dem Tod seiner Herrin, und stellte sich in Positur. »Warum fragt ihr nach eurer Herrin, der Gräfin Theodora?«, bellte er.

    Einer der Bauern aus der vorderen Reihe, bewaffnet mit einer hölzernen Mistgabel, trat hervor: »Wir wollen die Wahrheit wissen. Zu viele von uns, auch einige Kinder, sind in letzter Zeit im Wald verschwunden. Ist unsere Gräfin ein Vampir?«

    Auch Ulrich hatte von den zahlreichen vermissten Menschen in letzter Zeit gehört, jedoch immer geglaubt, dass diese gewissenlosen Räuberbanden zum Opfer gefallen seien. Die Bauern sahen dies anscheinend anders.

    »Ja, wenn es ein Geheimnis gibt, dann wollen wir es auch wissen«, rief ein Zweiter.

    »Ihr dummen Bauernlümmel, ihr taugt zum Bewahren eines Geheimnisses so gut wie ein löchriges Sieb zum Wassertragen«, lautete die weniger diplomatische, dafür überhebliche Antwort des betrunkenen Faktors. »Glaubst du ernsthaft …«

    Bevor er fortfahren konnte, wurde er bereits beiseite geschoben. Er machte eine klägliche Gebärde, die von allen ignoriert wurde. Der Mob stürmte in den Burghof. Dettenwanger stolperte hinterdrein, während Ulrich das Schauspiel vom Arkadengang aus unbemerkt beobachtete.

    »Was genau gedenkt ihr denn zu erfahren?«, versuchte der Faktor wieder Herr des Geschehens zu werden. Er hatte mittlerweile trotz seiner benebelten Sinne gemerkt, dass er mit Arroganz hier nicht weiterkam. Er überlegte kurz und sagte: »Kommt mit, ich werde euch etwas zeigen.«

    Die Bauern hörten wieder auf ihn. Der Trupp, Michel Dettenwanger vorneweg, verließ die Vorburg und machte sich auf den Weg zum Fluss. Ulrich schloss sich unauffällig an, seine Neugierde hatte über seine Furcht gesiegt.

    »Folgt mir nur, dann werde ich euch alles zeigen, was ihr wissen wollt«, versuchte Dettenwanger leutselig unterwegs immer wieder, für Ruhe unter den Bauern zu sorgen. Sie kamen zum Ufer der Moldau und gingen über die Baderbrücke hinüber. Dort,

Weitere Kostenlose Bücher