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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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Vampir anstecken zu lassen, getrotzt wurde.

    Unmittelbar nach dieser Untersuchung wurde ihr Leichnam zurück nach Böhmisch-Steinisch gebracht und dort, ohne große Umstände, in der St. Peters-Kirche beigesetzt. Zu allem Überfluss geschah dies mitten in der Nacht. Ihre Ruhestätte wurde nur mit einem einfachen Grabstein versehen: ein Totenkopf mit dem Sterbedatum, kein Name, kein Titel, kein Wappen. Das wiederum führte dazu, dass das Gemurmel im Volk erneut losbrach. Die Gerüchteküche brodelte.

    »Wo bleibt der Pomp, wenn eine Gräfin, eine Prinzessin gar, gestorben ist?«

    »Warum ist kein hoher Klerus dabei?«

    »Und auch kein Adel?«

    »Sogar der Sohn ist in Wien geblieben!«

    »Warum wurde der Leichnam unter einer Marmorplatte eingemauert? Hat jemand Angst, dass sie wiederkommt?«

     
    Die Trauer über den Tod der Herrin verdeckte in den kommenden Wochen sogar die Freude über den Westfälischen Frieden. Beide Ereignisse zusammen waren es, die Johann bewogen, nach langen Jahren wieder den Weg nach Hause einzuschlagen. »Ich verstehe, wenn du hier bleiben möchtest«, sagte er schweren Herzens zu Ulrich. »Auch wenn niemand weiß, wer der neue Herr sein wird. Ich aber möchte zurück nach Bitburg. Mein Vater ist nicht mehr der Jüngste, und ich soll das Brauhaus eines Tages von ihm übernehmen. So er noch lebt und gesund ist.«

    Der Abschied von Ulrich war lang, schwer und von vielen Krügen des letzten guten böhmischen Bieres begleitet, die der tiefe, kalte Keller von Steinisch noch hergab. Dann machte sich Johann Ende Juni auf den langen Weg zurück nach Bitburg.

    Ulrich blieb allein zurück.  

     

     

6.
    Fünf Monate später.

    Unheilverkündende, tief stehende, schwarze Regenwolken bedeckten den Himmel und reichten fast bis zur Erde hinunter. Windstille wechselte mit heftigen Böen, die das späte Herbstlaub vor sich hertrieben. Für einen frühen Nachmittag war es viel zu dunkel, beinahe schon dämmrig. An den stumpfen, schwarzen Mauern hingen erste Fetzen des nächtlichen Nebels.

    Ulrich Knoll, nach der Heimkehr Johann Flügels alleiniger Biersieder und Herr über vier einfache Hilfsknechte im Sudhaus der Böhmisch-Silberstein’schen Brauerei zu Steinisch, zündete ein paar Kerzen an, um seinen Arbeitsplatz besser auszuleuchten. Währenddessen grummelte er vor sich hin: »Ein Wetter da draußen, da möchte man meinen, die Welt gehe unter. Und der Herr wird wieder schimpfen, wenn so viele Kerzen verbraucht sind. Aber er wird auch schimpfen, wenn das Bier nicht recht wird.« Er schlurfte vom Sudhaus zum Hopfenlager, um dort den Hopfen für die nächste Gabe zu bemessen. »Aber wenn schon ausgeschimpft, dann wenigstens mit gutem Bier«, ergänzte er schlüssig.

    Zurück im Sudhaus, blickte er aus dem Fenster des burgähnlichen Gebäudes. Die Steinbrauerei, früher einmal im Besitz der Eggenberger, war im 16. Jahrhundert in die Vorburg in der Altstadt zu Füßen des Schlosses, die allgemein ›Latran‹ genannt wurde, umgezogen, weil der ursprüngliche Platz nicht mehr ausgereicht hatte. Dann war sie mit deren Aussterben in den Besitz des Hauses Silberstein gelangt. Mittlerweile hatte man sich von den katastrophalen Einbrüchen des großes Krieges erholt, der vor allem auf dem Mangel an Getreide beruht hatte, und braute im Jahr wieder rund achttausend Hektoliter Bier. Es gab ein dunkles Gerstenbier – vom Brauer selbst hoch geschätzt –, ein helles Weizenbier, dazu ein Dünnbier für die einfachen Leute sowie zu Beginn der Brausaison ein noch dünneres Bier für die Erntearbeiter.

    Draußen sah Ulrich Licht einer Fackel aus der Richtung des Budweiser Tores. »Wer treibt sich bei diesem Unwetter dort herum?«, murmelte er verdrießlich.

    Froh darüber, an solch einem Tag einen warmen Arbeitsplatz zu haben, ging er sogar näher ans Feuer, um nachzusehen, ob die Hitze zum Kochen der Bierwürze noch ausreichte. Sobald die Würze kochte, wollte er wieder einmal den Brief durchlesen. Den, der ihn vor einigen Tagen erreicht hatte. Völlig überraschend, der erste Brief seines Lebens. Er war aus Bitburg gekommen, von der Schwester seines besten Freundes. Lang und ausführlich hatte sie ihm darin geschildert, wie Johann glücklich wieder nach Hause gekommen war und von ihren großen Reisen und Abenteuern erzählt hatte. Aber auch, wie es ihnen nach der Abreise der beiden Brauer in Bitburg ergangen war. Das Schicksal seiner Stiefmutter und die Demütigung seines Vaters verschwieg sie

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